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Wildtierhandel 700 Wildtiere in Brasilien gerettet

Der Polizei in Brasilien gelingt der grösste Schlag gegen den illegalen Wildtierhandel. Ein Überblick.

Worum geht es? Es war die bislang grösste Aktion gegen den illegalen Wildtierhandel in Brasilien. Die Polizei in Rio de Janeiro hat mehr als 700 exotische Tiere gerettet. Unter den geretteten Tieren sind Affen, Papageien, Tukane, Schlangen und bedrohte Arten wie Jaguare. Die Operation São Francisco deckte dabei die grösste kriminelle Organisation des Bundesstaates auf, die auf illegalen Handel mit exotischen Tieren spezialisiert ist. Mindestens 40 Verdächtige wurden festgenommen. Laut Polizei bringt der Tierhandel der organisierten Kriminalität Millionen ein. Die Ermittler betonen, dass diese Netzwerke seit Jahrzehnten operieren und stark strukturiert sind – von Jägern über Transporter bis zu Fälschern von Dokumenten.

Eine Gruppe von Graupapageien
Legende: Die Polizei in Brasilien konnte auch Papageie befreien. Reuters/James Akena (Symbolbild)

Warum ausgerechnet in Brasilien? Der illegale Wildtierhandel ist in Brasilien ein grosses Problem, da es ein Land mit einer unheimlich grossen Artenvielfalt sei, sagt Daniela Freyer, Projektleiterin bei der deutschen Tierschutzorganisation Pro Wildlife. Viele Arten leben nur in Brasilien, sind also endemisch, das heisst: Sie kommen anderswo nicht vor. «Entsprechend begehrt sind solche Tierarten auch im illegalen Handel, wo sie auch hohe Preise erzielen können», sagt Freyer. Zudem ist Brasilien ein sehr grosses Land, was die Kontrollen schwierig macht.

Wer profitiert? Das Spektrum ist breit. Die meisten Arten sind für den Handel mit exotischen Heimtieren interessant – das ist ein grosses Problem in Europa, aber auch in anderen Erdteilen wie in den USA und Asien. «Dann gibt es den Handel mit Tieren für die traditionelle Medizin, was in Asien vor allem ein Bereich ist», sagt Freyer. Dazukomme der Handel mit Fleisch, so sei Wildfleisch zur Ernährung ein Thema in Brasilien.

Luftaufnahme eines natürlichen Sees, der von einer Quelle im Amazonasbecken gespeist wird
Legende: Brasilien hat eine grosse Artenvielfalt. Reuters/Ivan Canabrava (Symbolbild)

Wie funktioniert dieser illegale Handel? Man müsse sich das als gut organisierte kriminelle Syndikate vorstellen, sagt Freyer. Menschen vor Ort fangen die Tiere. Zudem gibt es verschiedene Mittelsmänner, die die Tiere aus allen Landesteilen, insbesondere aus dem Amazonasgebiet, wo es eben eine grosse Artenvielfalt gibt, holen. Über eine ganze Handelskette werden die Tiere dann an die Exportplätze gebracht. Das sind häufig Flughäfen und Seehäfen. Dieser Handel geht Freyer zufolge oft Hand in Hand mit Drogenhandel und Waffenhandel – also tatsächlich organisiertes Verbrechen.

Warum ist der Kampf gegen diesen Handel so schwierig? Es ist anspruchsvoll, in einem so grossen Land wie Brasilien alles flächendeckend zu kontrollieren. Es bräuchte mehr systematische Überwachung des ganzen Landes, sagt Freyer. «Und vor allem bräuchte es auch härtere Strafen gegen den illegalen Wildtierhandel, der vor Gericht häufig wie ein Kavaliersdelikt behandelt wird.» Spreche man harte, drastische Strafen aus, könne das eine abschreckende Wirkung entfalten.

Viele Millionen Tiere in Brasilien betroffen

Box aufklappen Box zuklappen

Allein in Brasilien soll der Tierhandel laut Informationen von Kollegen der deutschen Tierschutzorganisation Pro Wildlife viele Millionen Tiere im Jahr betreffen. «Die Rede ist von 38 Millionen Tieren pro Jahr», sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife. Da es sich um den illegalen Handel handle, habe man keine genauen Zahlen. «Das sind nur Schätzungen, das läuft immer unter dem Radar, wenn es illegal ist», sagt Freyer.

Welche Länder sind neben Brasilien betroffen? Viele andere Länder in Südamerika. Aber auch in Afrika wird gemäss Freyer weiterhin die biologische Vielfalt geplündert – oft für Märkte in Europa, zum Beispiel für exotische Heimtiere und für Zoos, die solche Tiere auch immer noch nachfragen.

SRF 4 News, 17.09.2025, 17:00 Uhr ; 

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