- Die Deutsche Bahn hat den Fernverkehr wegen des Orkans «Friederike» ab sofort im ganzen Land eingestellt.
- Züge, die derzeit noch unterwegs sind, sollen aber falls möglich bis zum Ziel fahren, sagte ein Bahnsprecher.
- Der Sturm «Friederike» hat in Europa bisher sieben Todesopfer gefordert.
Um 16 Uhr hat die Deutsche Bahn (DB) wegen des Sturms «Friederike» den Zugfernverkehr aus Sicherheitsgründen im ganzen Land eingestellt.
Züge, die noch unterwegs seien, sollen aber wenn immer möglich bis zum Zielbahnhof fahren oder an grösseren Knotenbahnhöfen anhalten, teilte die DB mit. «Das ist eine notwendige Sicherheitsmassnahme, weil die Störungen durch den Sturm doch so gravierend sind, dass wir Fernzüge schlichtweg nicht mehr durchbekommen», sagte DB-Sprecher Achim Stauss der dpa.
«Es wäre fahrlässig, die Züge noch fahren zu lassen – und dann bleiben hunderte Fahrgäste hängen. Deshalb diese harte Entscheidung, den Fernverkehr komplett in Deutschland einzustellen», sagte Stauss. Wer irgendwo in Deutschland strande, erhalte einen Hotelgutschein oder eine Übernachtung im Zug. Man wolle die Reisenden und auch das Personal schützen.
Am Abend lief der regionale Bahnverkehr im Norden Deutschlands langsam wieder an, teilte die DB auf Twitter mit.
Spitzenböen von 203 km/h
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat das Tiefdruckgebiet «Friederike» am Donnerstagnachmittag teilweise vom Orkan zum Sturm heruntergestuft. «Für Nordrhein-Westfalen, den westlichen Teil Niedersachsens, den Nordwesten Hessens und für Rheinland-Pfalz ist die Orkanwarnung um 16 Uhr aufgehoben worden», teilte der DWD mit. Weitere Aufhebungen würden laufend folgen, während sich das Sturmtief nach Osten verlagere. Allerdings gelte die Orkanwarnung vor allem im Osten Deutschlands voraussichtlich bis zum späten Abend.
Am Nachmittag hatte das Unwetter Orkanstärke mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h erreicht. Auf dem 1140 Meter über Meer gelegenen «Brocken», dem höchsten Berg im Mittelgebirge Harz in Sachsen-Anhalt, wurden laut «SRF Meteo» 203 km/h gemessen.
Todesopfer durch umstürzende Bäume
Der Sturm forderte bisher acht Todesopfer. In Olst (NL) ist ein 62-jähriger Mann von einem Ast erschlagen worden, teilte die Polizei mit. In Enschede nahe der deutschen Grenze starb ein Autofahrer, nachdem ein Baum auf das Auto gefallen war.
Ebenfalls von einem umstürzenden Baum wurde in Emmerich in Nordrhein-Westfalen ein Mann getroffen. Er erlag noch auf der Unfallstelle seinen Verletzungen. Ein 68-jähriger Lastwagenfahrer kam bei einem sturmbedingten Verkehrsunfall ums Leben.
In Sundern im Sauerland kam ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr bei einem Sturmeinsatz ums Leben. Auch in Thüringen war ein Feuerwehrmann im Orkan gestorben.
Auch in Belgien starb eine Frau, weil ihr Auto von einem umfallenden Baum erfasst wurde. In Italien starb ein Mann, als er auf ein Dach kletterte, um es auf Sturmschäden zu prüfen. Der Wind warf ihn um, so dass er in den Tod stürzte.
In Deutschland strichen mehrere Flughäfen aus Sicherheitsgründen Flüge. An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn lief der Flugbetrieb nach Betreiberangaben mit Einschränkungen. Der Flughafen Schiphol in Amsterdam strich alle Flüge.
In Pössneck, Thüringen, riss der Sturm das Dach einer Schule ab, in der sich noch Kinder befanden. Sie blieben unverletzt. Das Dach des Gebäudes landete auf dem Pausenplatz.
Auswirkungen auch auf Schiffsverkehr
Auch die niederländische Bahn meldete grosse Schwierigkeiten. Durch den Sturm flögen Objekte und Bäume auf die Gleise und Züge. Darum wurde der Zugverkehr eingestellt.
In Belgien stellte der Hafen von Gent den Betrieb ein. Betroffen waren etwa zehn Schiffe. Die Zugbrücke von Zelzate am Kanal von Gent zur Küste blieb laut der Agentur Belga geschlossen, so dass Hochseeschiffe nicht passieren konnten.
Auch in Norditalien waren zahlreiche Skigebiete wegen des starken Windes geschlossen, unter anderem im Aostatal. In Sizilien, bei Neapel und auf Sardinien war der Fährverkehr stark eingeschränkt.