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Wölfe im Visier EU-Kommission will Schutzstatus von Wölfen senken

  • Die Europäische Kommission will die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern.
  • Man schlage vor, den Status des Wolfs von «streng geschützt» auf «geschützt» herabzusenken, teilte die Brüsseler Behörde mit.
  • Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte zu dem Vorstoss, die Rückkehr des Wolfs sei eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen sei inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung.

Schweiz bewilligt Abschuss ganzer Wolfsrudel

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Seit dem 1. Dezember dürfen die Schweizer Kantone ganze Wolfsrudel präventiv schiessen. Das hat der Bundesrat entschieden. 12 der 13 Gesuche der Kantone bewilligte das Bundesamt für Umwelt (Bafu), nur im Tessin (Onsernone-Rudel) wurde ein Gesuch abgelehnt, weil es in den letzten zwölf Monaten nicht zu Rissen in geschützten Situationen gekommen sei. Bei diesem Rudel dürfen aber zwei Drittel der Jungwölfe geschossen werden.

Zeit haben die Kantone bis am 31. Januar 2024. Teils laufen Abschussbewilligungen von Einzeltieren bis am 31. März. Aufgrund von Beschwerden der Umweltverbände an das Bundesverwaltungsgericht haben die Kantone Wallis und Graubünden die proaktive Wolfsregulierung Mitte Dezember vorerst gestoppt.

Von der Leyen berief sich dabei auf eine gleichzeitig veröffentlichte Analyse, die zeigt, dass die Wolfspopulationen in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen haben und immer grössere Gebiete besiedeln. Demnach gibt es mittlerweile mehr als 20'000 Wölfe mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten.

Ein Wolf.
Legende: Der Wolf muss sich wohl künftig auch in EU-Ländern in Acht nehmen. Keystone/Michael Buholzer

Mit dem Vorschlag für ein Herabsetzen des Schutzstatus für Wölfe kommt die EU-Kommission primär den Forderungen von Nutztierhaltern und Landwirten nach. Diese verweisen seit langem auf zunehmende Probleme.

Vorschlag braucht breite Unterstützung

Um den Vorschlag der EU-Kommission umzusetzen, müssten ihm in einem ersten Schritt mindestens 15 der 27 EU-Staaten zustimmen. Gleichzeitig müssen diese allerdings auch zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU repräsentieren.

Im nächsten Schritt müsste der Vorschlag dann auch noch den anderen Vertragsparteien des sogenannten Berner Übereinkommens vorgelegt werden. Dieses soll in ganz Europa und darüber hinaus die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sichern.

Kommissionspräsidentin von der Leyen zeigte sich optimistisch, dass man Lösungen finden könne, um nicht nur die biologische Vielfalt, sondern auch die Lebensgrundlage der Landbevölkerung zu schützen. Die Politikerin hat in der Vergangenheit selbst eine traurige Erfahrung mit einem Tier gemacht. Im September 2022 riss ein Grauwolf in ihrer Heimat in Niedersachsen ihr 30 Jahre altes Pony Dolly.

SRF 4 News, 20.12.2023, 19 Uhr ; 

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