Was ist passiert? Auf der Strecke zwischen Athen und der nördlichen Hafenstadt Thessaloniki ist es in der Nacht auf Mittwoch zu einem schweren Zugunglück gekommen. Dabei ist ein Personenzug von Hellenic Train aus Athen frontal mit einem Güterzug aus Thessaloniki zusammengeprallt. Insgesamt sollen 354 Menschen vom Unfall betroffen gewesen sein: 342 Passagiere und zehn Bahnmitarbeitende im Personenzug sowie zwei Lokführer im Güterzug. Beim Unfall ist auch ein Feuer ausgebrochen, viele Personen trugen Verbrennungen davon.
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Bild 1 von 7Legende: Auf der Zugstrecke zwischen Thessaloniki und Athen sind in der Nacht auf Mittwoch zwei Züge aufeinandergeprallt. REUTERS/Kostas Mantziaris
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Bild 2 von 7Legende: Ein Personenzug von Hellenic Train kollidierte beim Unfall mit einem Güterzug. REUTERS/Kostas Mantziaris
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Bild 3 von 7Legende: Nach dem Aufprall hat der Personenzug Feuer gefangen. REUTERS/Giannis Floulis
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Bild 4 von 7Legende: Mindestens 36 Personen sind nach Angaben der Feuerwehr gestorben, über 80 wurden verletzt. REUTERS/Alexandros Avramidis
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Bild 5 von 7Legende: Beim Personenzug handelte es sich um den Intercity 62, der am Dienstagabend um 19:22 Uhr aus Athen mit rund 350 Reisenden nach Thessaloniki gestartet war. REUTERS/Alexandros Avramidis
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Bild 6 von 7Legende: Mit Kränen und anderen schweren Geräten versuchten die Retterinnen und Retter, die entgleisten Waggons zu heben. REUTERS/Alexandros Avramidis
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Bild 7 von 7Legende: Die Rettungsaktion war auch Stunden nach dem Unfall noch nicht beendet. REUTERS/Alexandros Avramidis
Gemäss Angaben der Feuerwehr sind mindestens 46 Menschen beim Unglück gestorben, mehr als 80 wurden verletzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Opferzahl noch erhöht, da noch zahlreiche Personen vermisst werden. Die Such- und Rettungsaktion dauern Stunden nach dem Unfall weiter an. Auch Teile der griechischen Armee waren vor Ort. «Wir kennen die genaue Zahl der Opfer noch nicht», sagte der griechische Verkehrsminister Kostas Karamanlis unter Tränen.
Was sind die Reaktionen? Sowohl in Athen als auch in Thessaloniki gab es am Donnerstag Streiks der Eisenbahner sowie zum Teil gewalttätige Proteste vor Büros der Betreibergesellschaft der Bahn, Hellenic Train. Diese ist allerdings gar nicht verantwortlich – die Infrastruktur des Netzes liegt in der Hand der staatlichen Gesellschaft OSE.
Darüber hinaus hat die griechische Regierung eine dreitägige Staatstrauer angeordnet, Fahnen wehen zu Ehren der Opfer auf halbmast. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagte an der Unglücksstelle, es handle sich um eine unfassbare Tragödie. Er betonte: «Eines kann ich garantieren, wir werden die Ursache finden und alles in unserer Macht Stehende tun, dass sich so etwas nie wiederholt.» Die Ursache ist derzeit noch ungeklärt. Viele Staaten bekundeten ihr Beileid. Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu telefonierte mit seinem griechischen Amtskollegen Nikos Dendias. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter, ganz Europa trauere mit Griechenland.
Wie kam es zum Unglück? Beide Züge waren in gegensätzlicher Richtung auf derselben Spur unterwegs, obwohl die Strecke zweigleisig ausgebaut ist. Berichten zufolge funktionierte das elektronische Leitsystem auf der Strecke nicht, weshalb die Bahnhofsvorsteher die Züge koordinierten. Der Verantwortliche am Bahnhof der Stadt Larisa soll am Dienstagabend den entscheidenden Fehler gemacht und den Personenzug auf das falsche Gleis geleitet haben. Der Mann wurde festgenommen, weitere andere Verantwortliche und Techniker werden befragt. Noch stehen die Ermittlungen allerdings am Anfang, auch andere Ursachen wie etwa weitere technische Probleme werden nicht ausgeschlossen.
Wie oft kommen solche Zugunglücke in Europa vor? Unfälle auf dem europäischen Schienenverkehr dieser Grössenordnung sind eher eine Seltenheit; doch sie kommen durchaus vor. So ist etwa im November 2015 bei einer Testfahrt auf einer damals neuen Zugstrecke nördlich von Strassburg ein TGV entgleist. Mindestens elf Menschen kamen dabei ums Leben.
Einige Monate später starben im deutschen Bundesland Bayern zwölf Menschen; auf einer eingleisigen Strecke zwischen Rosenheim und Holzkirchen waren in Bad Aibling zwei Personentriebzüge frontal ineinander gefahren. Über 80 Menschen wurden verletzt, viele davon schwer. Das wohl tragischste Unglück in Europa in den letzten Jahren ereignete sich im Sommer 2013 in Spanien. Ein Hochgeschwindigkeitszug bog kurz vor dem Bahnhof der Pilgerstadt Santiago de Compostela zu schnell in eine Kurve und entgleiste. 80 Menschen kamen ums Leben, 144 wurden verletzt.