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Zwei beschädigte Tanker Rätselraten um Zwischenfall im Golf von Oman

  • Angesichts des erneuten Angriffs auf zwei Öltanker am Golf von Oman gerät der Iran wieder in den Fokus von US-Schuldzuweisungen.
  • UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnte indes vor einer «grossen Konfrontation».
  • Der Iran zeigte sich besorgt über die «dubiosen» Zwischenfälle.
  • Die Hintergründe der beiden Vorfälle sind bisher unklar.

Die Zeichen stehen auf Konfrontation: Die USA machen den Iran für die mutmasslichen Angriffe auf zwei Öltanker im Golf von Oman verantwortlich. Das sagte US-Aussenminister Mike Pompeo bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Washington.

Die Regierung in Washington gehe aufgrund von Geheimdienstinformationen, des Typs der verwendeten Waffen und der ausgeklügelten Ausführung der Taten davon aus, dass der Iran dahinter stecke.

In US-Regierungskreisen hiess es, am Rumpf eines des beiden attackierten Schiffe sei ein Sprengsatz entdeckt worden, vermutlich eine Haftmine. Sollte sich dies bestätigen, würde es sich um die gleiche Angriffsmethode wie vor einem Monat handeln, als vier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate attackiert wurden.

Besorgnis im Iran

Das iranische Aussenministerium zeigte sich seinerseits besorgt über die mutmasslichen Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman und sprach von «dubiosen» Zwischenfällen. Besonders der Zeitpunkt sei sehr verdächtig, sagte Aussenamtssprecher Abbas Mussawi.

Zur gleichen Zeit am Donnerstagvormittag habe nämlich in Teheran ein Treffen zwischen Irans Führer Ajatollah Ali Chamenei und Japans Ministerpräsidenten Shinzo Abe stattgefunden. Dabei ging es um eine Deeskalation der Krisen am Persischen Golf.

Angst vor einer Eskalation

Die Vereinten Nationen, Deutschland und Grossbritannien warnten derweil vor einer Eskalation. Die Welt könne sich keine grosse Konfrontation in der Golfregion leisten, sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Allen müssen klar sein, dass einige in der Region versuchten, Feuer zu entfachen.

Bei den Angriffen wurden die beiden Tanker «Front Altair» und «Kokuka Courageous» beschädigt.

Der Zwischenfall ereignete sich in etwa 70 Seemeilen Entfernung vom arabischen Emirat Fudschairah und etwa 14 Seemeilen entfernt von der iranischen Küste.

Betroffen waren ein von einem deutschen Unternehmen gemanagter Frachter sowie ein Schiff einer norwegischen Reederei. Die norwegische Seefahrtsbehörde bestätigte einen Angriff auf den Öltanker «Front Altair». Das norwegische Unternehmen Frontline meldete eine Explosion und einen Brand an Bord.

Die deutsche Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) teilte mit, auch der mit Methanol beladene Tanker «Kokuka Courageous» sei im hinteren Teil beschädigt und ein Besatzungsmitglied sei leicht verletzt worden. Die 21 Seeleute an Bord wurden von einem US-Marineschiff aufgenommen. Die Ladung sei intakt, der Frachter drohe nicht zu sinken. Der Tanker «Kokuka Courageous» gehört der japanischen Firma Kokuka Sangyo.

Erst Mitte Mai waren vier Öltanker vor der Küste der VAE attackiert worden. Saudi-Arabien machte den Iran und von der Islamischen Republik unterstützte Kräfte dafür verantwortlich. Der Iran wies die Vorwürfe zurück. Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran haben sich zuletzt im Streit über das Atomprogramm der Islamischen Republik massiv verschärft. Am Donnerstag hatten mit dem Iran verbündete Huthis eine Rakete auf einen Flughafen in Saudi-Arabien abgefeuert.

Einschätzung von Auslandredaktor Philipp Scholkmann:

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Die Reaktionen auf die jüngsten Zwischenfälle im Golf von Oman fallen verhaltener aus als von einem Monat, als vier Schiffe aus der Region und Norwegen angegriffen worden waren. Damals waren insbesondere US-Sicherheitsberater John Bolton und die amerikanischen Verbündeten in Saudi-Arabien sehr schnell mit den Schuldzuweisungen an Iran. Ein Bericht stellte fest, dass sehr wahrscheinlich ein staatlicher Akteur verantwortlich sein müsse. Beweise, dass Iran dahintersteckt, wurden aber keine vorgelegt.

Bei den aktuellen Fällen hat sich bisher ein Sprecher für die saudische Militärkoalition im Jemen-Krieg mit der These zu Wort gemeldet, dass die mit Iran verbündeten Huthi-Rebellen dahinterstecken könnten.

Möglicherweise ist die Sachlage tatsächlich nicht so klar. Zudem kommt es immer darauf an, welche Bedeutung die Beteiligten einem solchen Ereignis beimessen wollen. Nach der sehr martialischen Rhetorik der letzten Monate hatte man in den letzten Tagen den Eindruck, die Konfliktparteien wollten von der drohenden Eskalation etwas abkommen.

Allerdings sind die Spannungen auf jeden Fall real, seit US-Präsident Trump das internationale Atomabkommen gekündigt hat und Iran mit seiner Politik in den Würgegriff nimmt. Iran beharrt ebenfalls auf seinem Standpunkt. Es gibt keine Gespräche mit Trump, solange dieser an seinen drakonischen Wirtschaftssanktionen festhält. Das wurde auch heute beim Besuch des japanischen Premiers Shinzo Abe in Teheran wieder klar.

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