- Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat seine zweite Amtszeit angetreten. Der 80-Jährige legte in Rom vor dem Parlament seinen Amtseid ab.
- Am Samstag war er in einer Versammlung aus Parlamentariern und Regionalvertretern mit grosser Mehrheit gewählt worden.
- Mattarella wollte eigentlich nicht mehr antreten. Doch die Parteien konnten sich nicht auf eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger einigen.
Nach einer chaotischen Wahlwoche ohne Aussicht auf eine Mehrheit für andere Kandidaten liess er sich schliesslich überreden.
Mattarella ermutigte seine Landsleute in seiner Antrittsrede, sich den Herausforderungen zu stellen: von der Corona-Krise über notwendige Reformen bis hin zu demografischen Aspekten, den Chancen von Frauen und den Kampf gegen Rassismus. «Italien ist ein grossartiges Land», unterstrich der Staatschef.
Dem ehemaligen Verfassungsrichter liegt auch das Thema Würde am Herzen. Oft genüge das Land nicht seinen Ansprüchen: bei jungen Menschen, die vergeblich Arbeit suchen; bei Frauen, die sich zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen und die zu häufig Opfer von Gewalt sind; bei den Italienern, die wegen schlampiger Sicherheitsvorschriften an ihren Arbeitsstätten verunglücken; beim Umgang mit Menschen mit Behinderungen; im Kampf gegen die Mafia; bei der längst überfälligen Reform des italienischen Justizwesens.
Die mehr als halbstündige Rede Sergio Mattarellas wurde Dutzende Male vom Applaus der Delegierten unterbrochen. Der Staatspräsident hat in Italien vor allem eine repräsentative Rolle. Allerdings sorgen zusätzliche Befugnisse dafür, dass er in Krisenzeiten deutlich Einfluss nehmen kann auf die Politik. Er kann in die Regierungsbildung eingreifen und beispielsweise die Berufung von Minister verhindern.