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Kampf gegen Littering Pensionierte sammeln Abfälle im Basler St. Johann-Quartier ein

Kampf gegen Littering als Freizeitbeschäftigung: In einem Basler Quartier sammeln Pensionierte jede Woche Abfälle ein.

Einmal pro Woche spaziert ein ungewöhnliches Trio mit auffälligen orangen Säcken durch das Basler St. Johann-Quartier: Drei Pensionierte gehen gemeinsam auf Abfall-Sammeltour. Sie tun dies freiwillig im Rahmen eines schweizweiten Programms für Raumpatenschaften gegen Littering.

Abfall-Sammel-Ausrüstung mit Greifzange und Wertstoff-Kübel
Legende: Ausgerüstet mit Greifzange, Kübel und Sammelsack: Die freiwillige Raumpatin im Basler St. Johann-Quartier trennt Alu- und Glas-Abfälle gleich unterwegs beim Sammeln. SRF

Anderthalb Stunden lang geht die Gruppe jeweils mit langen Greifzangen in der Hand durch ihr Wohnquartier. Sie heben viele Aludosen von Bier oder Energy-Drinks in ihre Sammelsäcke, leere wie halbvolle, ebenso Plastikverpackungen oder Beutel mit Hundekot. Sie sortieren ihre Funde gleich unterwegs für die Wiederverwendung.

International vernetzte Littering-Bekämpfung

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Hinter dem schweizweiten Projekt der Raumpatenschaften steht die Interessengemeinschaft saubere Umwelt (IGSU). Diese war 2007 von Recyclingfirmen gegründet worden und ist heute eine offene Plattform. Auch das Bundesamt für Umwelt (Bafu) ist als institutioneller Partner dabei. Die IGSU ist dem Clean Europe Network angeschlossen. Diese Non-Profit-Organisation dient dem Austausch von Wissen und Erfahrungen in Sachen Littering.

Das Sammeln ist mühevolle Kleinarbeit, denn viele Abfälle liegen im Strassengraben zwischen parkierten Autos und dem Trottoir. Auch Rabatten und Vorgärten macht das Trio sauber – dort kommen die Reinigungsfahrzeuge der Behörden nicht gut hin.

Bei der Basler Stadtreinigung, welche diese Raumpatenschaft organisiert hat, ist die private Unterstützung willkommen. Mit Saubermachen werde man ohnehin nie fertig, und in manchen Quartieren sehe es schon ein paar Stunden nach einer Tour der staatlichen Reinigungsleute wieder schlimm aus. Dominik Egli, Leiter der Stadtreinigung, hofft daher neben dem realen, auch auf den psychologischen Effekt: Abfallsünder könnten ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie Privatpersonen sähen, die ihren Dreck auflesen.

Wir finden, wir machen jetzt einfach was, anstatt dass wir uns bloss beklagen.
Autor: Barbara Hopp Basler Raumpatin

Diese Hoffnung auf einen Lerneffekt der Abfalllsünder ist auch Teil der Motivation des Basler Senioren-Trios. Sie haben sich aus Ärger über das allgegenwärtige Littering in ihrem Lebensraum als Raumpatin und -Paten gemeldet. Dass man danach jeweils sauberere Strassen als Resultat sehe, habe auch etwas Befriedigendes. Dazu komme eine soziale Komponente mit dem gemeinsamen Kaffee nach der Sammeltour.

Abfall-Sammlung mit Einkaufswägeli

Im öffentlichen Raum weggeworfene Abfälle ärgern die Anwohnerschaft, bescheren den Behörden Aufwand und Kosten – und Littering ist schlecht für das Image eines Ortes. Bei Raumpatenschafts-Projekten von Städten und Gemeinden übernehmen freiwillige Helferinnen und Helfer die Verantwortung für jeweils ein bestimmtes Gebiet und räumen dieses regelmässig auf. Das nötige Material stellen in der Regel Behörden zur Verfügung.

600 Freiwillige schweizweit

Gemäss der IGSU engagieren sich insgesamt gut 600 Personen schweizweit im Rahmen einer Raumpatenschaft. Organisiert werden diese von 48 Institutionen, mehrheitlich Gemeinden, aber auch von Schulen und Vereinen.

Wenn man das allein täte, könnte man an der Menschheit verzweifeln.
Autor: Fritz Hopp Basler Raumpate

Die meisten dieser Raumpatinnen und -Paten sind in der Deutschschweiz aktiv, einige aber auch in der Romandie und im Tessin. An manchen Orten ist eine Person als Raumpate oder -Patin unterwegs, andernorts sind es mehrere. Teils sind es Schulklassen, teils Einzelpersonen, mancherorts auch Gruppen wie die Seniorinnen und Senioren im Basler St. Johann-Quartier.

Regional Diagonal, 17.09.2022, 16:30 Uhr ; 

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