Viele Bauprojekte in Grindelwald liegen brach. Und es sieht nicht so aus, als dass sich das bald ändern würde.
Vor sechs Jahren war die Euphorie im Dorf Grindelwald gross: Ein neues Projekt, die V-Bahn, wurde der Bevölkerung präsentiert. Mit dieser Bahn sollen mehr Touristinnen und Touristen aufs Jungfraujoch transportiert werden.
Für das Dorf sei dies eine Chance, sagte damals Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen. Man erhoffte sich in Grindelwald ein Aufschwung für grosse Hotelprojekte, doch passiert ist seither nicht viel.
Hotel 1: Der Schweizerhof
Gleich hinter dem Bahnhof hätten Chalets mit dem Hotel verbunden werden sollen, das war jedenfalls der Plan. Der Plan war auch, das Hotel 2017 oder 2018 zu eröffnen. Das Projekt erhielt von der Gemeinde eine Baubewilligung. Im Boden entstand seither nur ein Loch.
«Zum jetzigen Zeitpunkt gehe ich nicht davon aus, dass das Projekt innerhalb dieses Jahres noch realisiert wird», sagt der Gemeindepräsident. Aber wenn nicht gebaut wird, verfällt die Baubewilligung. Der Besitzer des Hotels will sich nicht äussern. Wahrscheinlich fehle dem Projekt, wie allen stillgelegten Projekten, das Geld, mutmasst Beat Bucher.
Hotel 2: Fiescherblick
Ein Teil des Hauses steht noch, ein Teil wurde abgerissen. Das ist aber das Einzige, was bisher geschehen ist. Eigentlich hätte auch dieses Hotel eine Baubewilligung. Die Besitzerin, eine Bank in Südafrika, möchte es verkaufen, findet jedoch keinen Käufer. Das Hotel bleibt, wie es ist.
Hotel 3: Grand Hotel Regina
Ein 5-Sterne-Hotel hätte es geben sollen. Gekostet hätte das weit über 100 Millionen Franken. Aber niemand wollte investieren, so steht das Hotel noch heute leer da am Strassenrand.
«Damals, 2014, dachte man, dass die V-Bahn Investoren für das Regina nach Grindelwald ziehen wird», sagt der Gemeindepräsident Beat Bucher.
Hotel 4: Bergwelt
Hier wird tatsächlich gebaut – mit Verzögerung zwar, aber es wird gebaut. Jahrelang fand sich kein Investor. Jetzt ist der Zeitplan so, dass das Hotel 2021 eröffnet werden soll, fünf Jahre später als ursprünglich gedacht. 55 Millionen Franken werden von der Ostschweizer Firma HRS hier investiert.
Eine gefährliche Entwicklung für Grindelwald
Der Tourismusort im Berner Oberland ist ein Touristenmagnet. Im Sommer gibt es zu wenig Hotels, rund 800 Schlafplätze mehr wären gut. «Die Kontingente für die Reiseveranstalter werden knapp», sagt Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen. «Wenn die Reiseveranstalter uns nicht mehr ins Programm nehmen, haben wir ein Problem.»
Kessler ist nach wie vor überzeugt, dass die V-Bahn Investoren nach Grindelwald brächte, er sieht den Grund für die Baustopps bei der Gemeinde: «Die Investoren müssen hier willkommen sein. Sie müssen von der Gemeinde unterstützt werden.» Das sei nicht der Fall.
Das sieht der Gemeindepräsident anders: Die Rolle der Gemeinde sei es, die Baubewilligung zu erteilen. «Und das ist bei allen Projekten gegeben.» Für das nötige Geld müsse nicht die Gemeinde sorgen.
Wie weiter?
In Grindelwald soll bald ein neues Hotel entstehen, gleich in der Nähe der neuen V-Bahn. Doch ob die Bevölkerung die neue Überbauungsordnung gutheisst, da ist sich der Gemeindepräsident nicht sicher: «Die Tendenz ist schon da, dass die Leute sagen, wir hätten schon genügend Hotelprojekte in Grindelwald, die dann doch nicht realisiert wurden.» Er sei skeptisch, dass die Vorlage eine Mehrheit finden werde.