Zum Inhalt springen

Masernausbruch in Bern Schüler müssen zu Hause bleiben

Seit Anfang Jahr wurden im Kanton Bern 37 Masernfälle registriert. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen Jahren.

Dem Kantonsarztamt Bern sind seit Anfang Jahr 37 Masernfälle gemeldet worden. Das sind zehnmal mehr Erkrankungen als in den drei vergangenen Jahren zusammen.

Der Kanton Bern führt zurzeit die unrühmliche Rangliste der Zahl der Masernerkrankungen in der Schweiz an, sagt Kantonsärztin Linda Nartey gegenüber SRF News: «Als bevölkerungsstarker, grosser Kanton verzeichnet Bern bundesweit am meisten Fälle.»

Rudolf-Steiner-Schule besonders betroffen

Etliche Schülerinnen und Schüler im Kanton Bern dürfen deshalb nicht mehr in den Unterricht, meldet die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF). Die Kinder müssen den Schulhäusern fern bleiben, wenn sie während einer gewissen Krankheitsphase mit einem an Masern erkrankten Schulkind in Kontakt kamen und nicht gegen Masern geimpft sind.

An mehreren Schulen im Kanton Bern war dieser Schritt heuer bereits notwendig. Am stärksten betroffen ist im Moment die Rudolf-Steiner-Schule in Biel/Bienne.

«Sie ist ein Hotspot. Ungefähr die Hälfte der Fälle rühren von dieser Schule her», sagt Kantonsärztin Nartey. An der Bieler Schule seien alle Klasse betroffen. Die Schule ordnete für alle Schüler, die nicht geimpft sind, an, drei Wochen zuhause zu bleiben.

Masern an Rudolf-Steiner-Schule

Box aufklappen Box zuklappen

Anfang Februar sorgte ein Masernausbruch an der Rudolf-Steiner-Schule in Biel/Bienne für Schlagzeilen. Auf Anordnung des Kantons waren damals 60 Kinder vom Unterricht suspendiert worden. Es betraf jene, die nicht gegen Masern geimpft sind.

Diese Häufung in der Schule dürfte kein Zufall sein, sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) gegenüber SRF. Er verwies auf die Philosophie Rudolf Steiners. Der Anthroposoph war erklärter Impfgegner. Die Schule teilt mit, dass sie keine Zahlen über impfkritische Eltern erhebe.

Bei den an Masern erkrankten Personen handelt es sich nicht nur um Kinder, sondern auch um Erwachsene. Einige mussten mit mittleren und schweren Komplikationen ins Spital gebracht werden. Befragt nach den Gründen für die Zunahme der Masernfälle im Kanton Bern sagt Kantonsärztin Nartey, es sei nicht in jedem Fall nachzuweisen, wieso es zum Ausbruch der Krankheit gekommen sei. Es habe aber in der Schweiz auch Masernfälle gegeben, die auf Masernausbrüche im Ausland zurückgingen.

Masern grassieren weltweit

Box aufklappen Box zuklappen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldete Mitte Februar, weltweit habe sich 2018 die vorläufige Zahl der gemeldeten Masern-Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. In Europa kam es beispielsweise in der Ukraine, wo im Osten des Landes Krieg herrscht, zu vielen Masernfällen. Nartey sagt, wegen der hohen weltweiten Mobilität wirke sich so etwas auch auf die Schweiz aus.

Wie das Kantonsarztamt die Weiterverbreitung der Masern eindämmen will, beschreibt die GEF in ihrer Mitteilung: Sie empfiehlt, sich gegen Masern impfen zu lassen: «Es geht nicht nur um den persönlichen Schutz, sondern auch um den Schutz von anderen Personen, die sich nicht selber schützen können oder dürfen wie zum Beispiel schwangere Frauen, Säuglinge und Menschen mit einem unterdrückten Abwehrsystem», sagt Nartey. Eine Impfung umfasst zwei Dosen und schützt ein Leben lang vor einer Ansteckung.

Aktuell müssen ungefähr etwa 50 Schüler vom Unterricht ausgeschlossen werden. Nartey geht davon aus, dass es im Kanton Bern zu weiteren Masernfällen kommt. «Wir versuchen aber, das zu unterbinden».

Kein Unterricht für nicht geimpfte Schüler

Zu den Massnahmen zur Eindämmung der Masern gehört auch, dass Kontaktpersonen von an Masern Erkrankten identifiziert werden. Der Masern-Impfstatus dieser Personen wird überprüft und den nicht geimpften Kontakt-Personen wird eine Post-Expositions-Impfung empfohlen, also eine Impfung nach der möglichen Ansteckung.

Nicht geimpfte Schülerinnen und Schüler müssen für bis zu 21 Tage von der Schule ausgeschlossen werden, wenn sie während der ansteckenden Phase mit einem Masern-Patienten in Kontakt kamen.

Den Ausschluss der Schülerinnen und Schüler hat das Berner Kantonsarztamt in Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen. Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit sei dieser Schritt notwendig, schreibt die GEF.

Meistgelesene Artikel