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Impfkritische Eltern? Masern-Ausbruch an Steiner-Schule sorgt für Unmut

Anfang Februar brachen in der Steiner-Schule in Biel Masern aus. Auf Anordnung des Kantons sind 60 Kinder bis Ende Woche vom Unterricht suspendiert. Es betrifft jene, die nicht gegen Masern geimpft sind.

Diese Häufung in der Schule dürfte kein Zufall sein, sagt Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit. Er verweist auf die Philosophie Rudolf Steiners. Der Anthroposoph war erklärter Impfgegner. Die Schule teilt mit, dass sie keine Zahlen über impfkritische Eltern erhebe.

Die Kritiker des Impfens hätten das Recht, sich nicht zu impfen, da es in der Schweiz kein Obligatorium gebe, erklärt Koch. Er betont aber: «Die Leute müssen wissen: Wenn Kinder erkranken, dürfen sie die Schulräume nicht mehr benutzen.» Weil es auch kein Recht gebe, andere anzustecken.

Der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG warnt: Das Virus sei hoch ansteckend und sehr gefährlich. «Das Virus kann nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn befallen. Deshalb können Masern immer wieder zu Todesfällen führen.»

Masern sind in Europa wieder auf dem Vormarsch. 2016 gab es mehr als 5200 Fälle, 2017 stieg die Zahl auf über 25'000. Im letzten Jahr schnellte sie auf über 82'000 hoch. 2017 starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit rund 110'000 Menschen an Masern.

Um die Krankheit Masern auszurotten, propagiert die WHO eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent der Bevölkerung. In der Schweiz liegt der Durchschnitt bei 94 Prozent. Kantonal gibt es grosse Unterschiede:

Spitzenreiter mit je 97 Prozent sind Basel-Stadt, Neuenburg und Genf. Deutlich unter dem Durchschnitt liegen Appenzell Ausserrhoden, Luzern sowie Ob- und Nidwalden. Schlusslicht ist Appenzell Innerrhoden mit 82 Prozent.

Woran liegt es, dass die Durchimpfrate im Appenzellerland so tief ist? Einer, der es wissen muss, ist Andreas Moser, Kantonsarzt von Appenzell Innerrhoden. Mit seinen bloss 16’200 Einwohnern lasse sich der Halbkanton statistisch schlecht vergleichen, erklärt Moser. Die Menschen gingen hier generell weniger zum Arzt. «Insgeheim ist der Appenzeller immer noch mit den magischen Wunderheilkräften verwurzelt und verbunden.»

Impfstoff milliardenfach erprobt

Vielen Kantonen attestiert das Bundesamt für Gesundheit Fortschritte. Aber es fehle noch am letzten Effort. Ängste der Impfgegner vor schweren Komplikationen sind laut BAG unbegründet. Der Impfstoff gegen Masern sei milliardenfach erprobt.

Koch: «Der Impfstoff ist im Verhältnis zu den Masern natürlich harmlos, weil er ab und zu bei Kindern Fieber bringt, ganz selten schwerere Nebenwirkungen. Aber die Masern sind hunderttausend Mal gefährlicher. Sie können die Leute töten.»

Der Kantonsarzt ist überzeugt, dass in etwa fünf Jahren auch Appenzell Innerrhoden die von der WHO empfohlenen Durchimpfungsrate gegen Masern erreicht haben wird.

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