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Migros Aare streicht 300 Jobs «Die Digitalisierung wird sich nicht einfach in Luft auflösen»

In den nächsten zwei Jahren will die Migros Aare rund 300 Stellen abbauen. Die Geschäftsleitung orientierte die Angestellten der Betriebszentrale in Schönbühl am Dienstag persönlich über das Sparprogramm. Für Geschäftsleiter Anton Gäumann ist unter anderem die Digitalisierung ein wichtiger Faktor, der manche Stellen überflüssig macht.

Anton Gäumann

Geschäftsleiter Migros Aare

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Anton Gäumann ist seit 1986 bei der Migros tätig. Er begann seine Laufbahn damals als Product Manager Unterhaltungselektronik/Foto in der damaligen Migros Bern. 2016 wurde er zum Geschäftsleiter der Migros Aare gewählt.

SRF News: Anton Gäumann, wo kann die Migros Aare nicht mithalten, dass sie so viele Stellen abbauen muss?

Im Moment können wir noch sehr gut mithalten, aber der Markt entwickelt sich rasant: Nicht nur vom Einkaufsverhalten unserer Kundinnen und Kunden, sondern auch von den Bedürfnissen her.

Der Markt entwickelt sich rasant.

Wir haben Themen wie Online-Handel, wir haben immer mehr Leute, die ihre Non-Food-Produkte online einkaufen. Bei diesen Themen müssen wir uns wappnen und investieren.

Weshalb ist da aus Ihrer Sicht Stellenabbau die richtige Antwort?

Ich glaube, Stellenabbau ist eine Konsequenz der Durchleuchtung der ganzen Wertschöpfungskette. Der Stellenabbau ist aber das eine, das andere sind aber auch die Arbeitsplätze, die verloren gehen.

Es geht auch um Jobs, die von der Arbeitssituation oder von den Kompetenzen her nicht einfach in andere Bereiche umgelagert werden können: Diese Arbeiten fallen einfach weg und damit auch die entsprechenden Stellen.

Sind das also Stellen, die man wegen der Digitalisierung nicht mehr braucht?

Ja, unter anderem wegen der Digitalisierung. Es gibt Tätigkeiten – gerade in der Wertschöpfungskette für den Bestellprozess – wo sehr viel automatisch abläuft. Früher wurden die Mengen manuell gesteuert und ausgerechnet, wer wie viel Fleisch braucht – heute verläuft das automatisch. Deshalb brauchen wir dort kein Man-Power mehr.

Und die Leute, die gehen müssen, die zahlen den Preis dafür?

Ja, es ist so: Wenn Stellen abgebaut werden und wenn Arbeitsplätze verschwinden, sind Leute betroffen. Wir versuchen, das sozialverträglich zu machen. Wir haben uns freiwillig einem Sozialplan unterworfen. Jeden Mitarbeiter, der seine Stelle verliert, werden wir begleiten – das ist auch die soziale Verantwortung, die die Migros wahrnimmt.

In einem ersten Schritt müssen im Oktober 20 Personen gehen. Es sind aber noch weitere Schritte geplant?

Wenn wir von Schritten sprechen, geht es vor allem darum, dass Effizienz-Themen nicht einfach eine einmalige Angelegenheit sind. Die ganze Organisation muss laufend überprüft werden.

Wir brauchen heutzutage weniger Man-Power.

Es wird nächste Massnahmen geben. Die Digitalisierung wird sich nicht einfach in Luft auflösen. Es wird sich weiterentwickeln und mit diesem Tempo müssen wir mitgehen. Wir wollen auch noch in zehn oder zwanzig Jahren hier am Markt tätig sein.

Ein weiterer Abbau beim Personal kann also nicht ausgeschlossen werden?

Ja, der kann nicht ausgeschlossen werden.

Das Gespräch führte Thomas Pressmann.

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