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Mittel gegen Malaria Coartem Baby: Hoffnung für Millionen Neugeborene und Kleinkinder

Novartis erhält von Swissmedic den Zuschlag für sein Malaria-Medikament. Die Erwartungen weltweit sind riesig.

Die Kleinsten tragen die grösste Last. Drei von vier Malaria-Toten in Afrika sind jünger als fünf Jahre. Viele erkranken in ihren ersten Lebenswochen. Die Krankheit kommt früh und der Tod schnell, wenn die Kinder keine Behandlung erhalten, sagt Elisabeth Reus vom Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts (Swiss TPH).

Swissmedic-Zulassung für Malaria-Medikament für Kleinkinder

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Der Pharmakonzern Novartis hat für sein Mittel Coartem (Artemether-Lumefantrin) Baby vom Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic die Zulassung erhalten. Es handelt sich dabei um das erste Malaria-Medikament für Neugeborene und Kleinkinder, wie aus einem Communiqué vom Dienstag hervorgeht.

Das neue Medikament, das in einigen Ländern auch unter dem Namen Riamet Baby bekannt sei, wurde in Zusammenarbeit mit Medicines for Malaria Venture (MMV) zur Behandlung der potenziell tödlichen, durch Mücken übertragenen Krankheit entwickelt.

Wie es in der Mitteilung weiter heisst, dürften acht afrikanische Länder ebenfalls zeitnah die Zulassung erteilen. Novartis plant den Angaben zufolge die Behandlung für Kinder weitgehend auf gemeinnütziger Basis einzuführen, um den Zugang in Gebieten zu verbessern, in denen Malaria endemisch ist.

Bei Erwachsenen und Kindern wird das Malaria-Mittel Coartem bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Nicht aber bei den Kleinsten und Leichtesten – bei Neugeborenen, Babys bis sechs Monaten und unterernährten Kindern unter fünf Kilogramm Körpergewicht.

Ein Meilenstein

In den vergangenen Jahren liess Novartis sein Medikament nun bei dieser besonders verletzlichen Gruppe in verschiedenen afrikanischen Ländern testen – in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation Medicines for Malaria Venture und anderen Institutionen. Mit Erfolg.

Mücke.
Legende: Malaria wird durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke übertragen. Diese Mückenart ist vor allem in tropischen und subtropischen Regionen aktiv. Keystone/James Gathany

Reus hat die entsprechenden Studien in der Demokratischen Republik Kongo geleitet. Sind die Wirkstoffe des Medikaments im richtigen Verhältnis kombiniert und dosiert, geht die Zahl der Malaria-Parasiten im Blut der betroffenen Babys unter der Behandlung stark zurück. Die Kinder werden gesund und gedeihen.

Das ist ein Meilenstein, auch was die Zusammenarbeit angeht. Am Schweizer Regulierungsprozess waren acht Länder südlich der Sahara aktiv beteiligt. Das hat den Zulassungsprozess bei Swissmedic (siehe Box) beschleunigt. Und es wird erwartet, dass die Gesundheitsbehörden der involvierten Länder von Burkina Faso bis Nigeria das Medikament ebenfalls schnell zulassen.

Hoffen auf lange Wirkung

Novartis plant, Coartem Baby bis Ende Jahr zur Verfügung zu stellen und verspricht, das Kombinationspräparat günstig und «weitgehend gemeinnützig» abzugeben.

Damit würde eine grosse Behandlungslücke geschlossen, sagt Elisabeth Reus. Denn bis heute könnten Babys und Kinder unter fünf Kilo – nicht wirklich behandelt werden.

Bleibt zu hoffen, dass das Anti-Malaria-Medikament für Babys seine Wirkung nicht allzu rasch verliert. Denn das Kombinationspräparat Coartem enthält als wichtigste Substanz Artemisinin. Einen pflanzlichen Wirkstoff, gegen welchen Malaria-Erreger-Stämme in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits eine Resistenz entwickelt haben.

Echo der Zeit, 8.7.2025, 18 Uhr

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