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Mobilität der Zukunft «ÖV ist das beste Sharing Modell, das man sich vorstellen kann»

Mobilität ist in einem ständigen Wandel. Wir reisen heute anders, als dies noch unsere Eltern oder Grosseltern taten. Shopping übers Wochenende in New York? Heute kein Problem. Es fliegt ein Flugzeug nach dem anderen und es kostet kaum mehr etwas. Und wie werden sich in Zukunft unsere Kinder und Enkel fortbewegen? Wird es mehr oder weniger Autos geben? Teilt man sie viel eher? Oder sind sie gar selbstfahrend?

Diese Fragen hat man sich am Podium «Technologie versus Mensch» im Campussaal in Brugg Windisch gestellt. Eingeladen zu diesem Anlass haben die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) und Postauto.

Stefan Kalt

Direktor Regionale Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen RVBW

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Kalt steht den RVBW vor, die täglich über 50'000 Fahrgäste transportieren. Bei den RVBW arbeiten über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

SRF News: Wie stellen sich die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) auf die Mobilität der Zukunft ein?

Stefan Kalt: Wir machen uns – zusammen mit verschiedenen Partnern – Überlegungen, was sich bei uns verändern könnte. Dabei geht es erst mal um Elektromobilität. Wir fragen uns aber auch, ob es eine Möglichkeit gibt, die sogenannte «Letzte Meile» (zwischen ÖV-Haltestelle und Haustür) zu überwinden. Zum Beispiel mit kleineren Fahrzeugen, mit einem Sharing Modell. Das könnte ein Bicar sein – ein kleines Elektromobil, eine Mischung aus Velo und Auto.

Bundesrat Ignazio Cassis testet einen Bicar am Genfer Automobil-Salon im März 2019.
Legende: Bundesrat Ignazio Cassis testet einen Bicar am Genfer Automobil-Salon im März 2019. Keystone

Welche Rolle spielt der öffentliche Verkehr überhaupt noch in Zukunft? Gibt es noch Busse und Züge mit Tickets?

Ich bin sicher, dass der öffentliche Verkehr eine noch grössere Rolle spielen wird in Zukunft als heute. Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat der Mobilität. Es ist nach wie vor so, dass die grosse Masse an Personen mit dem öffentlichen Verkehr transportiert wird – das wird auch so bleiben. ÖV ist das beste Sharing Modell, das man sich vorstellen kann. Aber es werden neue Formen dazukommen.

Wann fährt der erste selbstfahrende Bus bei den Regionalen Verkehrsbetrieben Baden-Wettingen?

Es gibt schon selbstfahrende Busse, das sind aber meist langsamere, kleinere Fahrzeuge. Der grosse Bus, wie wir ihn betreiben, der wird nicht so schnell selbstfahrend. Nicht wegen der Technologie, aber man darf nicht vergessen, in einem Bus gibt es eine recht grosse Kommunikation mit den Fahrgästen – viele Fahrgäste fragen den Chauffeur, was sie für ein Billett brauchen, wo sie aussteigen müssen. Oder denken Sie an Rollstuhlfahrer, die Hilfe beim Ein- und Aussteigen brauchen. Der Bus wird nicht das erste autonome Fahrzeug.

In den nächsten 20, 30 Jahren wird sich also nicht viel ändern?

Da haben Sie vermutlich nicht Unrecht. Zwar löst man heute die Billetts anders, es gibt Apps. Bei den Fahrzeugen ist es anders: Das sind auch Investitionen. Wir sind gerade daran, Elektrobusse zu beschaffen. Die haben einen Zyklus von 16 Jahren. Wir können es uns nicht leisten, alle zwei Jahre neue Busse zu kaufen. Es ist sicher so, der Öffentliche Verkehr kann nicht so schnell reagieren, wie vielleicht Private.

Das Gespräch führte Christoph Wasser.

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