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Postauto und Digitalisierung Öffentlicher Verkehr auf Abruf

  • Postauto testet ein neues Sammeltaxi. Dieses bestellt man per App. Damit sollen neue Kunden für den öffentlichen Verkehr (ÖV) gewonnen werden.
  • Fahrzeuge sollen so bedarfsgerecht und effizienter eingesetzt werden. Mobilitätsforscher begrüssen das Pilotprojekt, sehen aber grosse Herausforderungen.
  • Die Gewerkschaft der Postauto-Chauffeure befürchtet schlechtere Arbeitsbedingungen und den Abbau von regulären Strecken.

Das schweizweit einzigartige Mobilitätsangebot testet Postauto im Raum Brugg im Kanton Aargau. Den Kleinbus «Kollibri» bestellt man per App, egal wo und egal wann. Es ist kein Postauto, aber auch kein Taxi. Auch preislich liegt «Kollibri» während des Pilotprojekts dazwischen. Das besondere daran ist, dass auf dem Weg zum Zielort weitere Fahrgäste mitgenommen werden können.

Die digitale Technologie ermögliche, Fahrzeuge bedarfsgerecht und effizient einzusetzen, erklärt «Kollibri»-Projektleiter Mirco Mäder. Und zwar dort, wo die Nachfrage bestehe. Leerfahrten sollen so vermieden werden.

Das Potenzial für das Angebot liege in den peripheren Gemeinden mit einer schlechten Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Postauto möchte hier neue Kunden für den ÖV gewinnen.

Richtiger Zeitpunkt für Experimente

Postauto mache alles richtig, meint Mobilitätsexperte Thomas Sauter. Auch die Berliner Verkehrsbetriebe, Volkswagen und die Deutsche Bahn testeten ähnliche Angebote. Man müsse sich Gedanken zur Mobilität der Zukunft machen, denn unsere Verkehrsinfrastruktur sei nicht richtig ausgelastet.

Derzeit sind die meisten unserer Fahrzeuge eigentlich keine Fahrzeuge sondern Stehzeuge.
Autor: Thomas Sauter-Servaes Studienleiter Verkehrssysteme ZHAW

Viel zu oft sitze nur eine Person in einem Auto. Es brauche darum Innovationen, damit Personen auf ihr eigenes Fahrzeug verzichten. Die Herausforderung dabei: Das Bündeln von Personen sei theoretisch kein Problem – Studien hätten aber gezeigt, dass «wir noch nicht bereit sind, gemeinsam zu fahren».

Zudem dürfe «Kollibri» aber auch nicht zu attraktiv werden. Die Einführung einer Flatrate zum Beispiel könnte dazu führen, dass schlussendlich noch mehr Personen in einem Auto unterwegs seien.

Droht ein Service-Abbau?

Die Gewerkschaft der Postauto-Chauffeure beobachtet das Pilotprojekt kritisch. Man begrüsse Innovationen im öffentlichen Verkehr, doch sollte sich «Kollibri» bewähren, müsse man die Arbeitsbedingungen genau anschauen.

Postauto-Chauffeure haben einen Gesamtarbeitsvertrag. Er habe mit «Kollibri»-Fahrern gesprochen und nicht alle würden während des Pilotprojekts gleichviel verdienen, sagt David Roth von der Gewerkschaft Syndicom. Es dürfe nicht sein, dass ein Service von Postauto in Zukunft zu tieferen Löhnen erbracht werde. Auch befürchtet die Gewerkschaft, dass reguläre Postautolinien aus dem Fahrplan verschwinden könnten.

Postauto sieht «Kollibri» aber als Ergänzung und nicht als Ersatz. Man müsse keine Angst haben, dass der Service abgebaut wird. Vorerst gehe es darum, herauszufinden, wer das Angebot nutzt und wie es sich in den öffentlichen Verkehr integrieren liesse.

Gemäss Postauto entscheidet am Schluss der Kanton als Besteller, welche Angebote der Bevölkerung offeriert werden. Das Pilotprojekt im Raum Brugg läuft bis Oktober 2019.

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