Der Unternehmer Elon Musk hat 14 Kinder und ermutigt auch andere Eltern, möglichst mehr als 3 Kinder zu bekommen. Die schrumpfende Bevölkerung sei nämlich ein grösseres Risiko für die Zivilisation als der Klimawandel – er ist damit der wohl berühmteste Vertreter der Pronatalismus-Bewegung.
Musk soll eine der Mütter seiner Kinder zum Kaiserschnitt gedrängt haben. Laut Medienberichten argumentiert er, dass vaginale Geburten die Entwicklung grösserer Gehirne behinderten, während Kaiserschnitte «grössere Gehirnvolumen» ermöglichten.
Die nach Musk wohl zweitberühmtesten Pronatalisten sind Simone und Malcolm Collins, die Gründer der Pronatalist Foundation. Ihre bald fünf Kinder wurden als Embryonen nicht nur genetisch untersucht und als die gesündesten ausgewählt, sie kamen auch per Kaiserschnitt zur Welt.
Propagiert die Pronatalismus-Bewegung also Kaiserschnittgeburten, damit Kinder möglichst gesund und ohne Sauerstoffmangel zur Welt kommen sowie möglichst über die Evolution grössere Gehirne entwickeln können (wie Musk behauptet)?
Nein, sagt Simone Collins. Die Pronatalismus-Bewegung stehe dem Kaiserschnitt im Gegenteil sehr kritisch gegenüber, schreibt sie auf Anfrage von SRF. Der wichtigste Grund: Kaiserschnitte stehen dem Ziel entgegen, dass Frauen möglichst viele Kinder haben.
Mehr Kinder dank vaginaler Geburt
Im Visier hat die Bewegung vorrangig Wunschkaiserschnitte, die medizinisch nicht notwendig sind. «Kaiserschnitte können zu Komplikationen führen, die es den Menschen erschweren, so viele Kinder zu bekommen wie sie wollen», erklärt Simone Collins. «Zudem dauert die Genesung nach der Geburt im Allgemeinen länger.» Auch seien die Kosten höher und die Risiken für die Gesundheit der Mutter allgemein grösser.
Simone Collins erzählt, sie habe ihre vier Kinder per Kaiserschnitt entbunden, weil sie keine andere Wahl gehabt habe: der erste Kaiserschnitt sei ein Notkaiserschnitt gewesen, der zweite sei wegen Nabelschnurblutgefässen über dem Gebärmutterhals (Vasa praevia) zwingend erforderlich gewesen – das Kind wäre bei einer natürlichen Geburt wohl gestorben. Und ab dem dritten Kind seien nur noch Kaiserschnitte infrage gekommen: «Nach zwei Kaiserschnitten wird Müttern wegen des Risikos eines Gebärmutterrisses während der Wehen ein Kaiserschnitt empfohlen.»
Gegebenenfalls Leihmutterschaft
Simone Collins räumt aber ein, dass Kaiserschnitte durchaus einige Vorteile haben. «Viele Warnungen sind wohl auch überbewertet», schreibt Collins. «Zum Beispiel denken viele Leute, dass Frauen nicht mehr als 3 Kaiserschnitte haben können, was natürlich nicht stimmt.» Tatsächlich sind laut Fachpersonen Kaiserschnitte ab der dritten Geburt nicht unmöglich – jedoch deutlich riskanter.
Laut Collins bevorzugt die pronatalistische Bewegung jedenfalls vaginale Geburten und rät von Kaiserschnitten aktiv ab. So wie auch Mediziner Frauen von einem Wunschkaiserschnitt abraten, wenn sie viele Kinder wollen.
Für die Collins selbst ist das aber zweitrangig: Wenn ein weiteres Kind wegen der vielen Schwangerschaften und Kaiserschnitte biologisch unmöglich wäre, würden sie auf Leihmutterschaft zurückgreifen.