Darum geht es: Mehrere voneinander unabhängige Analysen legen nahe, dass es mit dem Klimaschutz und der Energiewende vorangeht. Konkret werden gemäss neuen Daten und Prognosen weniger Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestossen. «Wir sind gerade dabei, einen Jahrhunderttrend zu brechen», sagt Rico Grimm, Klima- und Technologie-Journalist beim deutschen Online-Medium «krautreporter.de». «Mitte des 19. Jahrhunderts haben wir begonnen, CO₂ in die Atmosphäre auszustossen, und es wurde immer mehr – Jahr für Jahr.» Er hat sich in einem Artikel genauer mit Grafiken zum Klima befasst. Die Kurven zeigen jetzt in die andere Richtung.
Wie solide sind die Daten? Dass der weltweite CO₂-Ausstoss sinkt und damit ein Scheitelpunkt erreicht ist, ist laut Grimm eine Schätzung basierend auf Daten der International Energieagentur IEA. Zu diesem Schluss seien gleich drei Thinktanks gekommen: «Bloomberg NEF», «Carbon Brief» und «Climate Analytics». Und das unabhängig voneinander. «Alle drei sind seriös und nicht dafür bekannt, zu übertreiben», sagt der Klimajournalist. Die Schätzungen würden auf erprobten und validen Annahmen beruhen.
Prognosen zur Erderwärmung: «Dass die CO₂-Emissionen nicht mehr steigen, liegt daran, dass die Regierungen der Welt begonnen haben, ihre Gesellschaften zu dekarbonisieren», schreibt Grimm in einem Artikel zu mehreren Klimagrafiken . Dies wiederum zeigt sich in der prognostizierten Erderwärmung. Sie könnte weniger stark ausfallen, als dies bis anhin befürchtet wurde.
«Die allerschlimmsten Szenarien treten sehr wahrscheinlich nicht ein. Wir haben sie abgewendet», sagt Grimm. Es bleibe aber ein Restrisiko, denn die Erde sei ein komplexes und chaotisches System. Wie eine Grafik zeigt, ist die Erderwärmung auf Kurs zu 2.7 Grad im Jahr 2100. Zurzeit liegt sie bei 1.3 Grad, wie Grimm erklärt. «Es liegt also noch ein ganz schöner Batzen an Erwärmung vor uns.» Das sei nicht zu unterschätzen, da es auch so zu unumkehrbaren Veränderungen am Klimasystem kommen könne.
Wie glaubwürdig sind die Daten zur Erwärmung? Die Daten stammen von der NGO «Climate Action Tracker». Sie befasst sich mit der Klimapolitik verschiedener Länder und berechnet das mögliche Einsparpotenzial an Treibhausgasen. Auch diese Prognose basiert laut Grimm auf Schätzungen. «Es ist aber nichts komplett Neues. Mit solchen Schätzungen arbeitet die Klimawissenschaft und die Politik seit 35 Jahren», sagt er.
Warnungen von Wissenschaftlern: Im Gegensatz zu den Grafiken oben machten vor einigen Monaten Warnungen von Wissenschaftlern Schlagzeilen. Der Klimawandel und die Erderwärmung würden sich demnach viel schneller abspielen als bisher erwartet. Klimajournalist Grimm sagt dazu, dass es wichtig sei, zu verstehen, dass es zwei Realitäten gebe: einerseits das Klimasystem, andererseits Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. In den letzteren Bereichen würden Fortschritte und eine Transformation sichtbar. «Im Klimasystem sehen wir das allerdings noch nicht. CO₂ ist ein langlebiges Gas.» Es brauche etwa zehn Jahre, bis es seinen Klimaeffekt erziele. Die Emissionen von heute würden sich also erst in ein paar Jahre auswirken. Die Klimafolgen würden darum zuerst schlimmer, bevor Besserungen greifen könnten.