Beim zweiten Anlauf hat es geklappt: Das Schweizer Weltraumteleskop Cheops ist zu seiner Mission aufgebrochen. Eine russische Sojus-Rakete mit dem Teleskop an Bord ist kurz vor 10 Uhr unserer Zeit ins All gestartet. Dort soll das Teleskop von der Universität Bern Exoplaneten untersuchen. Der Start hätte eigentlich gestern erfolgen sollen. Die Weltraumforscher mussten das Prozedere aber abbrechen. In Kourou, Französisch-Guayana, wo die Rakete gestartet ist, ist Michael Weinmann, Weltraumexperte von SRF.
SRF News: Wie gross ist die Erleichterung bei den Verantwortlichen darüber, dass der Start der Sojus-Rakete nun geklappt hat?
Michael Weinmann: Bei den Leuten, die gestern den Start abbrechen mussten, ist sie gross. Das sind vor allem jene von Arianespace, der Betreiberfirma des Weltraumbahnhofs in Kourou, bei den Verantwortlichen von Sojus, den Herstellern der Rakete, und bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Der Start war erst der Anfang. Es folgen noch ein paar entscheidende Schritte.
Gestern musste der Start wegen eines Fehlers abgebrochen werden. Hat man irgendetwas ausgewechselt?
Man hat etwas ausgewechselt. Was das genau war, darüber wollte man nicht sprechen. Gestern hat man nur von einem Teil gesprochen, das offenbar eine Panne hatte. Man wollte nicht sagen, ob das technisch war oder ob es einen Stromausfall gab. Aber auf jeden Fall hat man etwas Physisches ersetzt.
Und das hat funktioniert. Man hat auch sehr bewusst fünf Stunden vor dem Start nochmals einen Check gemacht, bei dem es auch um dieses Problem von gestern ging. Dabei hat alles geklappt. Dann hat man sich entschieden, die Rakete aufzutanken und das Startprozedere fortzuführen.
Bilder vom Start der Sojus-Rakete
Der Start ist also gelungen. Was ist das nächste grosse Ziel?
Es gibt verschiedene Momente, die sehr wichtig sind. Die Oberstufe der Rakete, praktisch ein Fracht-Raumschiff, bewegt sich jetzt um die Erde und setzt die sieben Satelliten auf verschiedenen Höhen aus. Diese Momente sind sehr entscheidend, vor allem für die Hersteller und Betreiber dieser Satelliten.
Es ist schon vorgekommen, dass ein Satellit auf einer falschen Höhe ausgesetzt wurde.
Da kann noch ganz viel schiefgehen. Es ist zum Beispiel schon vorgekommen, dass ein Satellit auf einer falschen Höhe ausgesetzt wurde und dann, weil er zu wenig Geschwindigkeit hatte, wieder hinunterfiel und in der Atmosphäre verglühte. Dieses Risiko besteht natürlich auch beim Schweizer Produkt an Bord, dem Weltraumteleskop Cheops.
Wenn der Satellit oben ist, soll er Informationen über Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems sammeln. Was macht man mit diesen Daten?
Diese Daten basieren auf den Forschungen von Michel Mayor und Didier Queloz; den beiden Schweizer Professoren, die erst kürzlich mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, weil sie den ersten Exoplaneten nachweisen konnten. Nun will Cheops die inzwischen über 4000 bekannten Exoplaneten genauer untersuchen. Man will Messungen machen.
Weitere Untersuchungen sollen dazu führen, dass man erfährt, ob es andere Planeten gibt, auf denen Leben möglich wäre.
Man will wegkommen vom Entdecken und weitergehen zum Erforschen. Man will wissen, wie gross und wie dicht diese Exoplaneten sind. Und eine Folge von weiteren Untersuchungen soll schliesslich dazu führen, dass man erfahren könnte, ob es andere Planeten gibt, auf denen Leben möglich wäre.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.