- Die Überreste einer für den Bau der chinesischen Raumstation genutzten Rakete sind nahe der Inselgruppe der Malediven in den Indischen Ozean gestürzt.
- «Der grösste Teil» sei beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht und zerstört worden, teilte Chinas Raumfahrtprogramm mit.
- Zuvor war die Rakete noch über dem Nahen Osten am Himmel gesehen worden und dann über der Arabischen Halbinsel in die Erdatmosphäre eingetreten.
Der Wiedereintritt der 21 Tonnen schweren Hauptraketenstufe war «unkontrolliert», wie westliche Experten sagten. So war vor dem Risiko gewarnt worden, dass Überreste über bewohnten Gebieten niedergehen und Schäden anrichten könnten. Die neue, besonders tragfähige Rakete vom Typ «Langer Marsch 5B» hatte am 29. April das 22 Tonnen schwere Modul «Tianhe» (Himmlische Harmonie) ins All gebracht. Es soll den Hauptteil der chinesischen Raumstation bilden.
Dass die Trümmer in den Ozean stürzen würden, sei «statistisch immer am wahrscheinlichsten» gewesen, schrieb der Experte Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) auf Twitter. «Es scheint, als wenn China das Spiel gewonnen hat (es sei denn, wir bekommen Nachrichten über Trümmer auf den Malediven). Aber es ist nach wie vor rücksichtslos.»
Raumfahrtbehörden und Experten hatten die Flugbahn in den letzten Stunden genau verfolgt. Die Raketenstufe war demnach noch mit hoher Geschwindigkeit über Portugal, Sardinien und Teile Griechenlands geflogen, bevor sie den Nahen Osten überquerte und nach Angaben des US-Raumfahrtkommandos gegen 4.15 Uhr MESZ über der Arabischen Halbinsel in die Atmosphäre eintauchte.
Als Ursache für den ungesteuerten Wiedereintritt gilt Experten das Design der neuen Rakete, die auch keine Flugbahn gehabt habe, um kurz nach dem Start ins Meer zu stürzen. Vielmehr habe sie eine Umlaufbahn erreicht. Heute würden Raketen so gebaut, dass sie in diesem Fall mit Triebwerken ein «Deorbit-Manöver» machen könnten, um an einem vorbestimmten Punkt in die Erdatmosphäre einzutreten, sodass etwaige Trümmer gezielt ins Meer fallen könnten, wurde geschildert.
China hatte sein Vorgehen als «internationale Praxis» verteidigt. Der Sprecher des Aussenministeriums, Wang Wenbin, beteuerte, dass es «sehr unwahrscheinlich» sei, dass die Reste der Raketenstufe Schaden anrichten würde, weil sie bei Wiedereintritt verglühen werde. Staatsmedien sahen «nichts anderes als westlichen Rummel um eine »Bedrohung durch China«» in der Raumfahrttechnologie.