Wegen zahlreicher Corona-Infektionen bei Kaderspielern und Clubverantwortlichen tritt der FC Zürich heute Abend im Meisterschaftsspiel gegen den FC Basel mit der zweiten Mannschaft an. So kann die Schweizer Meisterschaft fortgesetzt werden.
Allerdings: Wenn sich die Uefa etwas kulanter gezeigt hätte, wäre eine fairere Lösung möglich gewesen, wie der Chefredaktor des Schweizer Fussballmagazins «Zwölf», Mämä Sykora weiss.
SRF News: Der FCZ tritt heute mit der U-21 in Basel an. Wie beurteilen Sie diesen Entscheid?
Mämä Sykora: Er ist von wenigen Möglichkeiten das kleinste Übel. Natürlich wäre es besser, wenn man eine Meisterschaft hätte, in der alle die gleichen Gegner haben. Doch das ist in der aktuellen Zeit leider nur schwer möglich.
Vielleicht ist die Zürcher Jungmannschaft besonders motiviert, gegen Basel zu gewinnen.
Ist es nicht unfair?
Etwas ironisch könnte man sagen, dass der FCZ gegen Basel sowieso nie gewinnt und dass er es jetzt doch mal mit der zweiten Mannschaft versuchen soll. Der FCB hat neun der letzten zehn Spiele ohne Probleme gewonnen, ist also so oder so grosser Favorit. Für den FCZ geht es immerhin noch um die Qualifikation für den Europacup. Vielleicht ist die Zürcher Jungmannschaft deshalb besonders motiviert, gegen Basel zu gewinnen.
Wie ernst muss man das Spiel FCB-FCZ aus sportlicher Sicht nehmen, wenn die Zürcher mit der U-21 in Basel auflaufen müssen?
Sportlich geht es für beide um sehr viel – der FCB ist noch immer im Rennen um die Meisterschaft. Doch klar: Die Zürcher Mannschaft spielt normalerweise zwei Klassen tiefer als die Basler, deshalb sollte der Fall eigentlich klar sein. Allerdings stirbt die Hoffnung zuletzt. Das sieht man jeweils im Schweizer Cup, bei dem immer wieder grosse Mannschaften über kleine stolpern.
Die Schweizer Fussballmeisterschaft hat gar keine Zeit, irgendwelche Spiele nachzuholen.
Mit einem Gesuch hätte der FC Zürich bei der Liga möglicherweise eine Verschiebung des Spiels erwirken können. Er tat dies jedoch nicht, weil der Club im Interesse der gesamten Liga die Meisterschaft zu Ende bringen will. Wieso ist es so wichtig, dass die Meisterschaft beendet werden kann?
Der wichtigste Grund ist wohl, dass die Uefa darauf beharrt, dass die Europacup-Teilnehmer der nächsten Saison bis am 3. August gemeldet werden. Deshalb hat die Schweizer Fussballmeisterschaft, die wegen der Corona-Pandemie von einem langen Unterbruch betroffen war, gar keine Zeit mehr, irgendwelche Spiele nachzuholen. Darum bleibt keine andere Möglichkeit, als das Spiel heute Abend.
Hat die Schweizer Fussball-Liga in dieser Sache Fehler gemacht?
Der Schwarze Peter wird zwar der Liga zugeschoben, doch der Fehler ist eher bei der Uefa zu suchen, die auf dem erwähnten 3. August beharrt. Sie tut das, weil die Auslosung für die erste Qualifikationsrunde schon bald danach angesetzt ist. Doch obwohl dort die Schweizer Clubs gar nicht mitmachen, müssen die Europacup-Teilnehmer aus der Schweiz per 3. August gemeldet werden.
Die Uefa beharrt auf etwas, das so gar nicht stattfinden kann.
Auch ist völlig unklar, ob der Uefa-Fahrplan überhaupt eingehalten werden kann. Denn in der ersten Runde am 9. und 10. August spielen Mannschaften aus dem Kosovo, Serbien, Schweden oder Israel – alles Länder mit vielen Corona-Fällen. Die Spieler müssten vor dem Match in eine mehrtägige Quarantäne. Insofern beharrt die Uefa auf etwas, das so gar nicht stattfinden kann – und sie könnte der Schweiz durchaus etwas mehr Zeit lassen, um ihre Meisterschaft zu beenden. Dann müsste heute Abend auch nicht dieses absurde Spiel stattfinden, es könnte später nachgeholt werden.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.