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Coronavirus Das bringt ein Antikörper-Test

Reicht es, nach einer Corona-Infektion einen Antikörper-Test zu machen? Wie funktioniert er und wie zuverlässig ist er?

Wieder ohne Einschränkungen im Ausland in die Ferien, an einem Konzert seiner Lieblingsband zujubeln oder Tanzen in der Disco: Mit einem Covid-Zertifikat soll all das und mehr schon bald wieder möglich sein. Aber wie ist das bei all jenen, welche die Krankheit durchgemacht haben? Kann man in einem solchen Fall einen Antikörper-Test machen? Wie funktioniert er und wie zuverlässig ist er? Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» hat bei SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis nachgefragt.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF: Hat man mit einem Antikörper-Test automatisch mehr Bewegungsfreiheit, etwa beim Reisen oder bei Konzerten?

Daniel Theis: Im Moment ist das noch nicht so. Denn der Bund anerkennt den Test nicht. Seine Begründung: Die Antikörper-Tests seien zu ungenau. Zudem sei unsicher, was es letztendlich bedeutet, wenn Antikörper im Blut angezeigt würden. Vom wissenschaftlichen Standpunkt her ist das nachvollziehbar. Denn der Test zeigt zwar positive Antikörper an – wie lange die Infektion allerdings zurückliegt, kann er aber nicht bestimmen. Grund dafür ist unser Immunsystem. Im Fall einer Infektion produziert es eine Vielzahl verschiedener Antikörper. Wie gut diese aber bei der Abwehr tatsächlich funktionieren, ist derzeit noch unklar. Die Forschungen dazu laufen zwar. Aber vor dem Hintergrund, dass man in Zukunft wohl verstärkt auf Impfungen setzen wird, glaube ich nicht, dass da noch etwas nachkommt.

Wie funktioniert so ein Antikörper-Test eigentlich?

Dafür muss man sich etwas Blut abnehmen lassen – beim Arzt oder in einer Apotheke. Dieses wird dann in einem Labor dahingehend analysiert, ob Antikörper gegen das Coronavirus vorhanden sind. Das ist im Übrigen auch der grosse Unterschied zu anderen Tests. Man sucht nicht nach Virusbestandteilen, sondern nach der Immunantwort des Körpers darauf. Zu beachten wäre generell noch, dass es die Antikörper-Tests auch für zuhause gibt. In der Schweiz dürfen diese aber nicht verkauft werden – auch nicht übers Internet.

Sechs Monate nach einer Infektion wird die Zahl der messbaren Antikörper geringer.

Wie lange zeigt der Test eine zurückliegende Infektion an?

Das ist noch unklar. Was man allerdings weiss: Sechs Monate nach einer Infektion wird die Zahl der messbaren Antikörper geringer. Das ist auch der Grund, warum man Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung empfiehlt, sich nach einem halben Jahr einmal impfen zu lassen.

In den meisten Fällen zahlt der Bund den PCR- oder Schnelltest. Wie sieht das beim Antikörper-Test aus?

Dort verhält es sich anders. Weil der Antikörper-Test nicht Teil der nationalen Teststrategie ist, muss man diesen selber zahlen. Das kostet laut Pharmasuisse – dem Brancheverband der Apotheken – im Schnitt 70 bis 100 Franken.

Heisst das im Umkehrschluss, dass so ein Antikörper-Test nicht viel mehr bringt, als die eigene Neugier zu befriedigen?

Ja, das ist in der Tat so. Man kann seine Neugier befriedigen und in seltenen Fällen sich eventuell auch die Quarantäne sparen – aber nur nach Absprache mit dem Kantonsarzt. Abgesehen vom privaten Bereich machen diese Tests aber durchaus Sinn. So gibt es seit einem Jahr diverse Forschungsprojekte, um Freiwillige auf Antikörper zu testen. Ziel der Untersuchungen ist es herauszufinden, wie viele Menschen in der Schweiz bereits mit Corona infiziert wurden. Dank Antikörper-Tests hat man herausgefunden, dass diese Zahl aktuell zwischen 25 und 30 Prozent liegt.

Das Gespräch führte Oliver Fueter.

Espresso, 12.05.21, 08:13 Uhr ; 

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