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Antikörper gesucht: Testoffensive gegen Corona
Aus Rundschau vom 08.04.2020.
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Antikörpertest auf Prüfstand Corona-Immune gesucht

Die «Rundschau» hat zehn Personen auf Antikörper getestet, welche glaubten, das Virus hinter sich zu haben.

Wer kennt nicht jemanden, der von sich sagt, er hätte das Virus wohl bereits hinter sich. Viele berichten von Symptomen wie Husten, Fieber, Kurzatmigkeit. Doch weil die Testzentren bis vor Kurzem nur Risikogruppen testeten, haben sie keine Gewissheit.

Jetzt drängen verschiedene Antikörpertests auf den Markt. Diese werden frühestens zehn Tage nach Infektionsbeginn eingesetzt und sollen nachweisen, ob sich im Blut Antikörper gegen das Virus gebildet haben. Die grosse Hoffnung: Antikörper könnten dafür sorgen, dass wir vor einer Neuinfektion geschützt – also immun – sind.

«Fieber und Kopfschmerzen»

Die «Rundschau» hat vergangene Woche mit einer nicht repräsentativen Testreihe begonnen. Zehn Personen wurden für einen Antikörpertest ausgewählt, die allesamt angaben, in der Vergangenheit Covid-Symptome gehabt zu haben.

So sagt beispielsweise der 26-jährige Dmitry Monastyrskikh: «Ich hatte Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und nach vier Tagen kamen noch Lungenschmerzen dazu».

Auch Jeanique Nicolet, deren 8-jährige Tochter Elina starke Symptome aufwies, erzählt: «Laut Kinderärztin mussten wir im Glauben leben, dass Elina das Virus hat.»

Im Blut von drei Probanden wurden spezifische Antikörper gefunden. Ein Proband wies ein grenzwertiges Testresultat auf. Laut Labor müsste er den Test in einigen Wochen wiederholen, um ein aussagekräftiges Resultat zu erhalten. Bei sechs Probanden wurden keine Antikörper im Blut gefunden.

Antikörpertests noch in Testphase

Der Test, der für das «Rundschau»-Experiment verwendet wurde, stammt aus der sogenannten ELISA-Reihe. Wie alle Tests, die derzeit auf dem Markt sind, wird auch dieser derzeit noch evaluiert und ist noch nicht für jedermann erhältlich. Laut Hersteller weist der Test eine Sensitivität und Spezifität von über 98 Prozent aus.

Alexandra Trkola vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich betont, dass sämtliche Tests auf dem Markt laufend evaluiert werden müssten: «Ein Test muss spezifisch sein. Das heisst, er darf wirklich nur dann angeben, wenn tatsächlich eine Sars-CoV-2-Infektion vorgelegen hat und nicht bei einer anderen Corona-Infektion». Derzeit seien noch viele ungenaue Tests im Umlauf.

«Das ist jetzt eine entscheidende Phase», sagt auch Jan Fehr, Professor für Epidemiologie an der Universität Zürich. «Wir sind noch voll in der Prüfung der Antikörpertests». Erst wenn man wisse, ob diese gut seien, könne man mit breiten Bevölkerungstests beginnen.

Schweizweites Projekt

Obwohl sich die Tests selbst noch in der Testphase befinden, gleisen Fehr und seine Forschungsgruppe derzeit ein gesamtschweizerisches Projekt auf. Insgesamt 12 Universitäten und Fachhochschulen sind bereits an Bord.

Bis im Oktober wollen die Forscher in mehreren Wellen untersuchen, wie viele in der Bevölkerung allenfalls bereits immun sind. Nun warten sie noch auf das «Go» des Bundesamtes für Gesundheit und auf eine Teilfinanzierung des 15 Millionen teuren Projekts durch den Bund.

Wie gut schützen Antikörper?

Doch was bedeutet ein positiver Bluttest? «Der Antikörpertest zeigt formal an, dass die Person mit diesem Virus infiziert war», sagt Trkola. Die Hoffnung vieler, dass die Antikörper auch vor einer Neuinfektion schützen, sei durchaus berechtigt, sagt die Virologin.

Wie stark der Schutz sei, wisse man bei einem neuartigen Virus allerdings noch nicht. Genau das gelte es nun herauszufinden.

Rundschau, 8.4.2020, 20:05 Uhr

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16 Kommentare

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  • Kommentar von Amina Moser  (Amina)
    Ich wollt so gern:
    Ich wärs,
    hät's gehabt,
    häts nicht mal selbst bemerkt
    und niemand mir's gesagt.
    Ich würd' meine Antikörper im Blut noch so gerne für andere spenden, soll die Forschung es verwenden. Aber eben; leider weiss ich's nicht, denn Covid19-Antikörper-Test's für alle sind weit und breit noch nicht in Sicht...
  • Kommentar von Alex Kramer  (Kaspar)
    "Im Blut von drei Probanden wurden spezifische Antikörper gefunden."
    Wie ist das möglich, wenn im gleichen Artikel die Ungenauigkeit der Diagnosemöglichkeiten beklagt wird?
    Um eine Genauigkeit zu erreichen, müsste doch erst eine spezifische Referenz vorhanden sein, an welcher man die Gefährlichkeit des Virus quantifiziert?
    Wie ist das möglich, wenn keine Obduktionen vorgenommen werden?
    1. Antwort von Michel Koller  (Mica)
      Was haben Antikörper mit der Gefährlichkeit von Viren zu tun und wieso muss man dazu zwangsläufig obduzieren? Es wurde ja erwähnt, dass es sich um eine nicht repräsentativen Testreihe der Rundschau handelt und nicht um eine medizinische Studie.
    2. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      Weil Testverfahren, wie es gerade PCR-Test sind, nichtssagend bezüglich Infektiosität, Erkrankungswahrscheinlichkeit, sind. Solche Tests sind vielleicht für Biotechnologen, die wenig bis nichts am Hut mit der Klinik und mit dem Leben ausserhalb der Labore zu tun haben, wichtig Es gab mal in der Infektiologie so was wie die Koch'schen Postulate und um von einem spezifischen viralen Infekt sprechen zu können, musste da ein entsprechendes Krankheitsbild und Symptomatik mit Virennachwies vorliegen.
    3. Antwort von Michel Koller  (Mica)
      Mit einem PCR-Test weist man auch lediglich das Virus nach. Was für Krankheiten das Virus auslöst und wie infektiös es ist, wird damit nicht ermittelt und das wurde auch gar nie behauptet. Gerade Viren können diese alten Koch’schen Postulate gar nicht alle erfüllen, weswegen man sie weiter entwickeln musste. Ihnen ist schon klar, dass man in den letzten 100 Jahren medizinische Fortschritte gemacht hat? Die Evidenz ist jeweils grösser als bei Ihren Behauptungen.
  • Kommentar von Markus Hunziker  (MH1)
    @SRF: Weshalb wird in diesem Bericht unterstellt, dass das Prüfverfahren ungenau ist? Es kann doch sein, dass es die richtigen Resultate geliefert hat. Dass eben genau diese Leute Antikörper haben und die anderen eine andere Krankheit hatten.
    1. Antwort von SRF News (SRF)
      @Markus Hunziker
      Hier unsere Antwort der Autorinnen:
      Vielen Dank für Ihre Nachfrage! Da haben Sie natürlich recht. Wir haben für das Rundschau-Experiment darauf geachtet, einen qualitativ guten Test zu verwenden, der nachweisen kann, ob jemand das Corona-Virus hatte oder nicht. Gemäss Hersteller hat der verwendete Test eine Sensitivität und eine Spezifität von über 98 Prozent – das heisst, er sollte in der Lage sein, bereits kleine Mengen an Antikörpern nachzuweisen (sensitiv) und nur dann angeben, wenn tatsächlich eine Sars-CoV-2-Infektion vorliegt und nicht bei einer anderen Corona-Infektion (spezifisch). Wir gehen deshalb davon aus, dass die Testresultate der Rundschau-Probanden stimmen. Gemäss Experten sind derzeit – unabhängig vom Rundschau-Experiment – noch viele Antikörpertests im Umlauf, welche die nötigen Qualitätsstandards leider nicht erfüllen.