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Diskussion um Zeitumstellung Dreht Brüssel auch an den Schweizer Uhren?

Der EU-Kommissionspräsident will die Winterzeit abschaffen. Würde die Schweiz nachziehen? Ganz so einfach ist das nicht.

Jean-Claude Juncker will die Zeitumstellung innerhalb der EU abschaffen. Geht es nach dem Willen des Kommissionspräsidenten soll in Zukunft nur noch die Sommerzeit gelten. In einer Online-Umfrage unter EU-Bürgern hatten über 80 Prozent der Teilnehmenden für die Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt.

Bevor in der Union an den Uhren gedreht wird, müssen das EU-Parlament und die EU-Staaten dem Vorhaben zustimmen. Sollte die EU die Winterzeit tatsächlich abschaffen, drängt sich eine grosse Frage auf: Zieht die Schweiz in Sachen Zeitumstellung nach?

Volk könnte mitreden

Dies wäre gar nicht so einfach: Der Bundesrat habe lediglich die Kompetenz, die Zeitumstellung im Frühjahr abzuschaffen, sagt Jürg Niederhauser, Stabsleiter beim Eidgenössischen Institut für Metrologie.

«Wenn es jetzt aber darum ginge, die Sommerzeit ewig einzuführen, dann müsste dies das Parlament entscheiden», erklärt Niederhauser. Die Räte müssten eine Gesetzesänderung vornehmen und das Volk hätte die Möglichkeit mittels Referendum Stellung zu nehmen.

Nicht nur in Europa wird an den Uhren gedreht

Reizthema in der Schweiz

Im Laufe der 1970er-Jahre wurde die Sommerzeit in vielen europäischen Ländern eingeführt Die Schweiz zog erst 1981 nach. Seit 1985 gilt die offizielle Sommerzeitverordnung des Bundesrates. «In der Schweiz wird die Sommerzeit für den gleichen Zeitraum festgelegt wie in der Europäischen Union», heisst es dort in Artikel 1.

Wie die Schweiz zur Sommerzeit kam

Noch 1978 hatten die Stimmbürger die Einführung der Sommerzeit an der Urne abgelehnt. Da die Schweiz so zur Zeitinsel in Europa wurde, führte der Bundesrat die Sommerzeit per Gesetz ein. Eine unter anderem von Christoph Blocher lancierte Initiative zu deren Abschaffung kam nicht zustande.

2012 wollte SVP-Nationalrätin Yvette Estermann der Zeitumstellung den Garaus machen. Ihre Motion wurde in der grossen Kammer aber deutlich abgelehnt. Nun hat Brüssel bei der Luzernerin neue Hoffnung geschürt.

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