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Rechnung von 11'500 Franken, weil das Spital voll ist
Aus Espresso vom 06.04.2022. Bild: Keystone/Gaetan Bally
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Fehlender Tarif-Vertrag Frischgebackene Mutter soll 11'500 Franken bezahlen

Weil das Spital nicht auf der Liste der Krankenkasse stand, sollte die Patientin die Geburt selbst bezahlen.

Wenn alles nach Plan gegangen wäre, hätte das Kind Anfang November 2021 im Spital Zollikerberg (ZH) das Licht der Welt erblickt. Als jedoch die Wehen einsetzten, war die Geburtsabteilung des Spitals voll belegt und die 37-Jährige werdende Mutter und ihr Partner mussten in ein anderes Spital ausweichen.

Unterwegs rief mich die Hebamme des KSW an und fragte ganz besorgt, wo ich denn sei.
Autor: Betroffene Patientin

Sie wählten das Kantonsspital Winterthur (KSW), weil dieses über eine Neonatologie verfügt – eine spezialisierte Abteilung für Neugeborene. Im Feierabend-Verkehr fuhr das Paar nach Winterthur: «Unterwegs rief mich die Hebamme des KSW an und fragte ganz besorgt, wo ich denn sei», erzählt die frischgebackene Mutter dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Als sie ins Spital kamen, musste es plötzlich schnell gehen. Sofort wurde die Geburt eingeleitet.

Zwischen den Wehen ein Dokument unterschrieben

Was die privat versicherte Patientin zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Ihre Krankenkasse Innova hatte den Tarifvertrag für die Zusatzversicherung gekündigt und stritt in jener Zeit mit dem KSW über die Höhe der Kosten für die halbprivate und private Abteilung.

Darum muss die Patientin in einer Wehen-Pause ein Dokument des KSW unterschreiben, dass sie die Mehrkosten für die private Abteilung möglicherweise selber tragen oder auf die allgemeine Abteilung wechseln müsse. Weil sie die ersten Tage mit dem Neugeborenen ungestört in einem Einzelzimmer verbringen wolle, kam ein Wechsel auf die allgemeine Abteilung für sie nicht in Frage. Sie unterschrieb.

Noch ein Spitalwechsel kam nicht in Frage

Fast gleichzeitig habe ihr Mann einen Anruf der Krankenkasse erhalten, erzählt die 37-Jährige: «Man sagte uns, wir sollten sofort das Spital wechseln, weil sonst die Kosten der Privatabteilung nicht gedeckt seien.» Das sei für sie aber nicht in Frage gekommen.

Man sagte uns, wir sollten sofort das Spital wechseln, weil sonst die Kosten der Privatabteilung nicht gedeckt seien.
Autor: Betroffene Patientin

Nach der Geburt der gesunden Tochter verbrachten Mutter und Kind noch vier Tage im Spital, bevor sie heimgehen konnten.

Am Ende doch kulant

«Einige Zeit später erhielt ich eine Rechnung des KSW. 11'500 Franken für den Aufenthalt in der Privatabteilung, zahlbar innert 30 Tagen.» Daraufhin meldete sie sich bei der Krankenkasse Innova. Erst nach längerem Hin und Her entscheidet die Geschäftsleitung, dass die Rechnung aus Kulanz übernommen werde. Die frischgebackene Mutter musste noch den Selbstbehalt von gut 1000 Franken übernehmen.

So reagieren die Krankenkasse und das KSW

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Auf Nachfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» schreibt die Innova:
«Wir bedauern das beschriebene Erlebnis sehr. Gerade die Geburt eines Kindes ist ein Moment, in dem sich niemand mit Versicherungen und Kosten der Behandlung beschäftigen will. Wären wir frühzeitig über den Wechsel des Spitals informiert worden, hätten wir der Versicherungsnehmerin alternative Spitäler mit voller Kostendeckung aufzeigen können.»

Zudem schreibt die Innova, dass es ihr wichtig sei, dass die Spitäler transparente und nachvollziehbare Tarife bei der Zusatzversicherung verrechnen würden. Mit dem Spital Winterthur habe die Innova erst nach längerer Zeit einen neuen Tarifvertrag aushandeln können. Dieser sei seit Anfang 2022 in Kraft. Das Kantonsspital Winterthur (KSW) bedauert, dass man die Patientin nicht früher über den vertragslosen Zustand informieren konnte:

«Da die Patientin kurzfristig aus medizinischen Gründen ins Kantonspital Winterthur gekommen ist, wurde ihr erst dann die Patientenerklärung zur Unterschrift vorgelegt.» Damit habe sie sich bewusst für eine private Behandlung mit entsprechenden Kosten entschieden.

Espresso, 06.04.22, 08:13 Uhr

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