Fragt man die Zuschauer, die aus der imposanten Arena auf der Place du Marché in Vevey strömen, so gibt es viel Zuspruch für die zwölfte Ausgabe der Fête des Vignerons. Leute, denen es nicht gefallen hat, sind nicht zu finden.
Deutschschweizer sind beeindruckt
Vieles wurde verändert und modernisiert seit der letzten Ausgabe 1999. Die Bühne lebt mit, der gesamte Boden ist ein gigantischer LED-Bildschirm. Das Spektakel kommt an, etwa bei diesem Besucher des St. Galler Kantonstags am Sonntag: «Mir gefällt, dass ein Städtchen dieser Grösse so ein Riesenfest über eine so lange Zeit mit dieser Begeisterung durchführen kann. Bravo!»
Glück hatte an jenem Tag, wer einen Schattenplatz hatte. Schatten ist denn auch ein wichtiges Thema an der Fête des Vignerons, vor allem bei den Vorführungen am Tag. Am Sonntag begann die Aufführung um 11 Uhr bei gut 30 Grad. Heute wird es sogar noch heisser: Ganze 33 Grad sind angesagt.
Temperatur könnte zum Problem werden
Das Wetter wird deshalb auch für die Veranstalter zum Thema. Sie verteilen Sonnencrème und Wasser. Bis jetzt habe man Glück gehabt mit dem Wetter. «Aber nun wird es fast zu heiss», sagt Frédéric Hohl, Direktor der Fête des Vignerons: «Wir haben Massnahmen ergriffen.» So gehe man mit 200 Zerstäubern durch die Arena. «Das ist eine Erfrischung für die Zuschauer.»
Weniger sonnig ist hingegen die Zuschauerbilanz. Bislang wurden zwar 315'000 Tickets verkauft. Damit sprechen die Organisatoren bereits von einem Rekord, denn noch nie habe man für eine Fête des Vignerons so viele Tickets abgesetzt. Was aber nicht so laut gesagt wird: Die Arena ist jeweils nicht bis auf den letzten Platz besetzt. Auch das gab es noch nie am Winzerfest. Vor allem die teuren Plätze für rund 300 Franken bleiben leer.
Arena am Tag nur zu zwei Dritteln voll
Die Abendvorführungen seien fast ausverkauft, jene am Mittag aber erst zu 67 Prozent, sagt Hohl. Dort könne man sich seine Plätze dafür noch aussuchen. Doch jedes nicht verkaufte Billett schmerzt die Organisatoren.
Die Privaten, die das finanzieren, sind etwas verrückt, und das macht es aussergewöhnlich.
70 Prozent des Budgets von 100 Millionen Franken sollten durch Eintritte gedeckt sein. Das wird nun schwierig. Denn die Arena mit 20'000 Plätzen stösst bei der Vermarktung an ihre Grenzen. Das Fest zieht zwar viele Besucher aus der Romandie an. Auch aus der Deutschschweiz kommen mehr Besucher als 1999. Aber es sind immer noch zu wenig, um die Arena zu füllen.
Mehrheit wohnt in der Nähe von Vevey
Nach wie vor wohnen 70 Prozent der Besucher weniger als eine Stunde von Vevey entfernt. Möglicherweise wird die Bilanz noch durch die vielen Essensstände und Bars aufgebessert. Doch ob finanziell ein Loch zurückbleibt, das zeigt sich erst nach der Schlussvorstellung vom 11. August.
Wenn man nur auf die Zahlen schauen würde, dann gäbe es gar kein Winzerfest, sagt Hohl. «Die Privaten, die das finanzieren, sind etwas verrückt, und das macht es aussergewöhnlich.» Und wenn am Schluss doch ein Minus in der Rechnung zurückbleiben sollte, wird das von der altehrwürdigen Winzerbruderschaft – der Confrérie des Vignerons – getragen.