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Im Konfikt mit eigenen Werten Zyperns orthodoxe Kirche rät von Yoga ab

Die griechisch-orthodoxe Kirche in Zypern stört sich an Yoga. Gerade in Coronazeiten hätten besonders viele Zyprerinnen und Zyprer Yoga praktiziert. Dies sei aber nicht mit den christlichen Werten vereinbar.

Tatsächlich ist Yoga nicht einfach eine Sportart: Ursprünglich ist Yoga eine hinduistische Gebetspraxis. Stefanos Athanasiou, Dozent für orthodoxe Theologie, erklärt, wieso die dortige Synode zu dieser Empfehlung kam.

Stefanos Athanasiou

Theologe

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Stefanos Athanasiou ist Dozent für orthodoxe Theologie an der Universität Freiburg und in Jerusalem. Er hat im griechischen Thessaloniki doktoriert.

SRF News: Wieso kritisiert die griechisch-orthodoxe Kirche Zyperns Yoga?

Stefanos Athanasiou: Jede Kirche muss Stellung nehmen, wenn eine neue Praxis genutzt wird, insbesondere von einer anderen Religion. Es ist meistens so, dass Gläubige selbst kommen und fragen, wie sieht es eigentlich aus mit dieser oder jener Gebetspraxis? Ist sie zu vereinbaren mit unserem Glauben? Oder trägt sie Philosophien oder theologische Meinungen mit sich, die die eigene theologische Meinung und Philosophie verändern könnten?

Yoga sei nicht vereinbar mit dem Glauben, so wie das Gebet in der christlichen Orthodoxie gesehen wird.

Die orthodoxe Kirche in Zypern hat entschieden, dass man die Gebetspraxis des Yoga nicht praktizieren sollte. Das war ihre Empfehlung an die Gläubigen. Sie sei nicht vereinbar mit dem Glauben, so wie das Gebet in der christlichen Orthodoxie gesehen wird, deshalb sollen die Gläubigen kein Yoga machen.

Welchen Werten der griechisch-orthodoxen Kirche widerspricht Yoga?

Das Problem ist, dass das eigene Ich beim Yoga sehr betont wird, also das Hineingehen in sich, um sich selbst zu finden. Das entspricht nicht dem Gebet, so wie es im östlichen Christentum verstanden wird. Beten ist ein Heraustreten in die Kirchengemeinschaft; man betet zu Jesus Christus.

Können Sie das genauer erklären?

Für uns Christen ist das Karitative sehr wichtig, weil wir uns als «Communio» sehen und deshalb gilt die Verantwortung des Individuums nicht nur sich selbst. So ist die Kritik der orthodoxen Kirche in Zypern zu verstehen. Sie sagt, die Yoga-Praxis, auch wenn man sie nur als Sport betätigt, versteckt in sich eine Philosophie, eine Theologie. Und sie wird dadurch mitgetragen.

Welches Gewicht hat die Kritik der griechisch-orthodoxen Kirche?

Sie zeigt, dass es notwendig war, jetzt eine offizielle Stellungnahme abzugeben in Bezug auf Yoga. Aber es sind keine neuen Aussagen, die die Kirche von Zypern gemacht hat. Es wird allgemein in der Orthodoxie so gesehen, dass die Yoga-Praxis für die orthodoxen Christinnen und Christen nicht mit ihrem Glauben zu vereinbaren ist.

Es ist legitim zu sagen, dass diese Gebetspraxis nicht zum eigenen Verständnis gehört.

Es ist legitim zu sagen, dass diese Gebetspraxis nicht zum eigenen Verständnis gehört. Die griechisch-orthodoxe Kirche spricht sich damit nicht gegen den Hinduismus aus. Im Gegenteil: Es ist ihre Art, auszudrücken, dass Yoga eine Form des Gebetes ist, auch wenn manche es als Sport bezeichnen.

Das Gespräch führte Sibylle Wüthrich.

SRF 4 News, 13.07.2020, 06:50 Uhr ; 

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