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Hat Moderna nun die Nase vorn?
Aus Info 3 vom 16.11.2020. Bild: Keystone
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Impfstoff von Moderna SRF-Expertin: «Jetzt bekommt man bald Daten aus der Risikogruppe»

Vor einer Woche meldeten Pfizer und Biontech, ihr Impfstoff biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Jetzt meldet die US-Firma Moderna, ihre Impfung schütze zu 94.5 Prozent vor einer Corona-Infektion. Das bedeutet, dass vielleicht bald Impfdosen bei der Lonza im Wallis produziert werden.

Katrin Zöfel

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

SRF News: Ärgert es Moderna, dass sie jetzt eine Woche später dran sind als die Konkurrenz?

Katrin Zöfel: Gar nicht so sehr, glaube ich. Zumindest für uns Wissenschaftsjournalisten ist dieses «wer schafft es als Erster über die Ziellinie?» nicht so relevant. Sicher zu sagen, welcher Impfstoff am Ende am meisten bringt, ist eh noch nicht möglich. Daten über Nebenwirkungen und darüber wie lange die Immunität hält, fehlen noch, und diese kann es auch erst mit der Zeit geben.

Die Nachricht, dass Corona-Impfstoffe überhaupt funktionieren, ist eine grosse Nachricht.

Aber: Die Nachricht, dass Corona-Impfstoffe überhaupt funktionieren, ist eine grosse Nachricht. Zur Erinnerung, bis Montag vor einer Woche gab es nur Studien, die zeigten, dass Impfstoffe eine Immunantwort auslösen. Aber wie gut diese unter realen Bedingungen schützt, war nicht klar.

Was weiss man jetzt sicher zum Moderna-Impfstoff?

Die Studie ist relativ gross, etwa in der gleichen Grössenordnung wie die von Pfizer/Biontech. 30'000 Erwachsene in den USA haben teilgenommen, die Hälfte bekam den Impfstoff in zwei Dosen, die andere ein Placebo. 7000 der Teilnehmer waren über 65 Jahre alt und noch einmal 5000 waren Risikopatienten mit Diabetes oder anderen Vorerkrankungen. Das ist ungewöhnlich und ziemlich gut.

Insgesamt gab es im Studienzeitraum 95 Corona-Ansteckungen, die allermeisten in der Placebo-Gruppe.

Impfstoffhersteller machen ihre erste grosse Studie nämlich eigentlich lieber mit möglichst gesunden jungen Probanden, damit sie nicht wegen zufällig auftretender Krankheiten die ganze Studie unterbrechen müssen. Jetzt aber bekommt man bald auch Daten über diese Risikopatienten. Das Zwischenresultat, das man jetzt hat: Insgesamt gab es im Studienzeitraum 95 Corona-Ansteckungen, die allermeisten in der Placebo-Gruppe, sodass statistisch der Impfschutz auf knapp 95 Prozent errechnet wird. Und den Daten von Moderna nach, besteht dieser Schutz auch für Risikogruppen.

Gibt es auch unabhängige Untersuchungen?

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Die Angaben zur Wirksamkeit des Moderna-Impfstoffs entstammen wie auch diejenigen von Pfizer/Biontech einer Pressemitteilung. Das heisst, über die Studie konnten sich keine unbeteiligten Experten beugen. «Aber ganz ohne externe Expertise läuft das trotzdem nicht ab», sagt Zöfel. Die veröffentlichten Zwischenresultate seien durch ein unabhängiges Gremium geprüft, das die Roh-Daten gesichtet hat. Allerdings sei es ärgerlich, dass unabhängige Expertinnen und Experten noch keinen Zugang zu diesen Rohdaten haben. «Das kommt hoffentlich bald in Form einer veröffentlichten Studie.»

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff erfordert viel Logistik, weil er stark gekühlt werden muss, die Rede war von minus 70 Grad. Ist das bei Moderna auch der Fall?

Nein, nach Angaben der Hersteller nicht – und das ist ein wichtiger Punkt. Sogenannte mRNA-Impfstoffe sind heikel, chemisch ziemlich instabil, aber Moderna sagt, dass sie einen Weg gefunden haben. So soll ein Gefriergerät mit minus 20 Grad für die Lagerung reichen. Für die Lagerung in den letzten 30 Tagen vor der Impfung soll sogar ein normaler Kühlschrank mit unter acht Grad reichen.

Also hat Moderna eben doch die Nase vorn?

Ich würde mich da im Moment noch überhaupt nicht festlegen. Insgesamt sind 200 Impfstoffkandidaten in der Entwicklung, ein gutes Dutzend ist sehr weit, was die Studien angeht – oder schon zugelassen. Das sind viele, und das muss auch so sein: Kein Hersteller kann die Mengen liefern, die es braucht, um schnell viele zu impfen. Zudem kann auf den letzten Metern bis zur Zulassung immer noch viel schiefgehen. Und es ist gut möglich, sogar wahrscheinlich, dass die erste Generation Impfstoffe, die jetzt kommt, vielleicht gut ist, die der zweiten Generation aber aus Fehlern lernen kann und vielleicht noch besser sein wird.

Das Gespräch führte Valérie Wacker.

Info3 am Abend, 16.11.2020, 17 Uhr;

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