Fussball bedeutet seit je her Emotionen. Jubel oder Buh-Rufe. Doch seitdem die Stadien wegen der Pandemie leer sind, verlagern sich die negativen Emotionen noch mehr ins Netz und werden dort zu rassistischen Anfeindungen.
Immer mehr Spielerinnen und Spieler wehren sich und thematisieren, was sie lesen müssen. Tyrone Mings macht kürzlich publik, was er erhielt. Zu lesen war das N-Wort gefolgt von «verlass Fussball, Du verdammtes Schwein.»
Der ehemalige Weltklasse-Spieler Thierry Henry wollte nicht mehr länger untätig bleiben. Ende März sagte er «enough is enough», also «genug ist genug», und verabschiedete sich ganz aus den sozialen Medien, er hat alle seine Accounts gelöscht: «Ich verabschiede mich, ich habe genug und hoffentlich löse ich damit etwas aus und andere folgen mir.»
Fussballclubs fordern personalisierte Accounts
Tatsächlich sagten am 24. April die englischen Profi-Fussballclubs ebenfalls «enough is enough», sie schrieben einen offenen Brief und kündigten einen fast viertägigen Boykott der sozialen Medien an.
Ab Freitagnachmittag 30. April bis Montagabend soll nichts auf den sozialen Medien gepostet werden. Eine Forderung der Clubs geht direkt an Facebook, Instagram, Twitter und Co, die Plattformen sollen keine anonymen Accounts mehr zulassen.
Einzelne Personen können sich hinter einem anonymen Konto verstecken und schreiben, was sie wollen. Das muss sich ändern.
An einer Pressekonferenz erklärte Jürgen Klopp, der Trainer des FC Liverpools: «Einzelne Personen können sich hinter einem anonymen Konto verstecken und schreiben, was immer sie wollen. Das ist ein Problem und das muss sich ändern.»
Schweizerin Lia Wälti unterstützt den Boykott
Auch die englischen Frauenteams sind beim Boykott dabei. Lia Wälti lebt in England, spielt für den FC Arsenal und ist Captain der Schweizer Frauennationalmannschaft.
Am schlimmsten finde ich die rassistischen Anfeindungen, das muss aufhören.
Selber hat sie keine schlimmeren Anfeindungen erlebt, aber sie weiss, ihre Team-Kolleginnen müssen das ertragen: «Am schlimmsten finde ich die rassistischen Anfeindungen, das muss einfach aufhören. Deshalb finde ich diesen Boykott absolut richtig.» Auch sie ist überzeugt, personalisierte Konten auf den sozialen Plattformen wären eine gute Lösungsstrategie, «denn erst, wenn man die Identität kennt, kann man einzelne Täter herauspicken und ahnden.»
Dem Boykott haben sich die letzten Tage auch die englischen Cricket und Rugby-Teams angeschlossen. Immer mehr fordern: Emotionen braucht der Sport, aber Hass hat keinen Platz.