Mitten im Schneesturm, oberhalb von Davos. Lukas Dürr und seine Mitarbeiterin machen sich vor Ort ein Bild von der aktuellen Gefahrenlage. Der Lawinenprognostiker vom Institut für Schnee und Lawinenforschung analysiert die verschiedenen Schneeschichten. Das Schneeprofil und der Stabilitätstest der Schneedecke zeigen: An diesem Hang herrscht noch keine akute Lawinengefahr.
Mit dem Neuschnee kommt die Lawinengefahr
«Wir haben aber gesehen, dass diese oberste Schicht sehr sehr locker ist, auch grobkörnig, bereits ein bisschen umgewandelt von der Kälte. Da drin ist sehr viel Luft», sagt Lukas Dürr. Er ist Lawinenprognostiker beim Institut für Schnee und Lawinenforschung.
Wenn da ein grosses Paket Neuschnee draufkomme, dann könne diese Schicht in sich kollabieren. «An einem steilen Hang kann dann dieser Neuschnee abgleiten als Lawine», erklärt Dürr.
In der Region ist die Lage schon seit einigen Tagen angespannt. Am Donnerstag sind in Davos zwei Schneesportler von Lawinen verschüttet worden. Eine Person ist gestorben. Die zweite Person wurde mit einer schweren Oberschenkelverletzung in das Spital Davos eingeliefert und operiert.
Schwere Verletzungen bei Lawinenopfern
Hans-Curd Frei ist Notfallchirurg. Er behandelt immer wieder Lawinenopfer. Die Verletzungen sind oft fatal. «Das können einerseits Brüche der Extremitäten sein, also Beine und Arme. Das können aber auch schwere Verletzungen des Brustkastens sein», sagt Frei. Bei einem solch schweren Absturz könnten auch Schädelverletzungen auftreten, auch wenn man einen Helm trage.
Die Lawinengefahr verschärft sich weiter. Bei Lawinenprognostiker Lukas Dürr in der Lawinenwarnzentrale laufen die Messungen aus der ganzen Schweiz zusammen. Das aktuelle Lawinenbulletin zeigt: Neu gilt in den östlichen Alpen und im Norden Graubündens grosse Lawinengefahr, hier rot – Gefahrenstufe 4 von 5.
«Wir gehen davon aus, dass sich mit dieser Zusatzlast des Neuschnees spontane Lawinen möglich sind», sagt Dürr. Die Situation im alpinen Schneesportgelände und die Situaiton abseits der Pisten sei kritisch.
Auch in den nächsten Tagen sind erneut Schneefälle angesagt. Die Situation bleibt gefährlich.