Laut nationaler Hunde-Datenbank Amicus stieg 2020 der Welpen-Import sprunghaft um 28 Prozent an. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiss niemand. Dabei stieg auch die Zahl der Tiere, die aus schlechten osteuropäischen Zuchten stammen und nur einen schwachen Immunschutz haben. Viele Hunde werden beim Transport in die Schweiz krank.
Kranke Billig-Welpen können die Besitzer teuer zu stehen kommen
Auch Zwergspitz-Welpen Sky wurde schwer krank aus Kroatien importiert und kämpft im Tierspital Zürich mit der hoch ansteckenden Hundeseuche Parvovirose. Tierärztin Iris Reichler spricht klare Worte: «Wenn wir Sky nicht behandeln, stirbt sie, sie hat keine Chance.»
Ihr Besitzer bestellte Sky und ihren Bruder Rocky über einen Bekannten in Kroatien, den Züchter kennt er nicht. Die beiden Welpen kosteten zusammen 1200 Euro. Für einen Zwergspitz-Welpen aus Schweizer Zucht bezahlt man rund 3000 Franken. Doch das vermeintliche Schnäppchen kommt das Herrchen teuer zu stehen: «Skys Behandlung kostet mindestens 2500 Franken; mal sehen, ob sich der Besitzer das leisten kann», so Iris Reichler.
Schweizer Gesetzgebung ist viel lascher als in der EU
Pikant: Die Schweizer Gesetze sind mitschuldig an den vielen kranken Importwelpen: Sky und Rocky sind mit 8 Wochen eingereist – das Mindestalter, das in der Schweiz für den gewerblichen Import erlaubt ist. Für die Tierärztin ein grosses Problem: «Diese Transporte sind für so junge Tiere immer ein Risiko.» In den meisten EU-Ländern dürfen Hunde erst ab 15 Wochen eingeführt werden. Bald ist die Schweiz das einzige westeuropäische Land mit dieser Ausnahmebestimmung.
Liv Sigg, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesamtes für Veterinärwesen, sagt dazu: «Das war bisher so geregelt, weil die Leute sehr verantwortungsbewusst waren und Tiere beim Züchter kauften. Sie wollen den Welpen früh bei sich haben.» Der Bundesrat prüfe nun aber eine Anpassung. Wichtig sei erst mal, dass das Ausland Anpassungen vorgenommen habe.
Service:
- SRF 1 «Ratgeber»: Das miese Hunde-Geschäft: Vorsicht bei Tierinseraten
- Cyber Crime Police: Informationen zu Betrug mit Tierbabys
- Schweizer Tierschutz: Worauf achten bei Tierinseraten im Internet?
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: Augen auf beim Hundekauf
- Zürcher Tierschutz: Checkliste für den Hundekauf
- Universität Zürich: Helfen Sie mit, Tierleid zu verhindern
Bei Tollwutgefahr droht Einschläfern oder Rückführung
Das zweite grosse Problem: Illegale Importe. Zum Beispiel Zwergspitz Louis. Er wurde online bestellt – und kam ohne Mikrochip in die Schweiz, seine Herkunft ist somit unbekannt. Louis könnte Tollwut haben. Deshalb musste ihn das Veterinäramt beschlagnahmen. Die Besitzerin wollte auf keinen Fall, dass Louis eingeschläfert wird. Also musste er zurück in seine mutmassliche Heimat Bulgarien, um dort gegen Tollwut geimpft zu werden. Das, obwohl er bereits schwer krank war. Louis kam in einem sehr schlechten Zustand in Sofia an und war nicht mehr zu retten. Für die Besitzerin schrecklich: «Was der kleine Louis in seinem Leben erfahren musste – einfach furchtbar.» Das kostete sie über 7000 Franken.
Jeder fünfte Hund ist illegal in der Schweiz
Laut Zoll kommt mindestens jeder fünfte Hund illegal über die Grenze – letztes Jahr mindestens 7600. Viele werden online bestellt. Warum wird der Online-Handel nicht verboten? Das sei laut Liv Sigg vom Bundesamt für Veterinärwesen, schwierig: «Das sind wieder ganz andere Gesetzgebungen, für die unser Amt nicht zuständig ist.»
Es liegt also einiges im Argen. Immerhin gibt es mittlerweile gute Nachrichten von Sky und Rocky. Bei ihnen bestand keine Tollwutgefahr – und sie haben die Hundeseuche Parvovirose überlebt. Für ihre Behandlung zahlte der Hundehalter 5800 Franken.