Bei der Walliser Hochjagd müssen die Jägerinnen und Jäger mehr Hirsche erlegen als im Vorjahr: Der Bestand wächst jedes Jahr und das Rotwild beschädigt den Schutzwald. Deshalb muss die Hirschpopulation verkleinert werden. Der Präsident des Walliser Jägerverbandes möchte die Jagdzeit deshalb ausdehnen.
SRF News: Warum wächst der Walliser Hirschbestand stetig?
Daniel Kalbermatter: Der Hirsch hat kaum mehr natürliche Feinde, das Raubwild fehlt. Und die Winter sind auch zu wenig intensiv, als dass dies zu einer Dezimierung des Bestands führen würde. Deswegen nimmt die Anzahl Hirsche zu und die Jägerinnen und Jäger müssen den Bestand regulieren. Wir haben an die 6000 Hirsche im Gebiet und sollten davon rund 2200 schiessen.
Der Walliser Staatsrat hat entschieden, dass selbst in Jagdbanngebieten geschossen werden darf. Warum ist dies nötig?
Im Aletschgebiet ist der Verbiss des Schutzwaldes enorm. Die Hirsche fressen die Triebe und die jungen Bäume sterben ab. Nach dem Sommer beschädigen die Hirsche die Baumstämme, weil sie ihr Geweih daran schaben. Die Beschädigungen haben zur Folge, dass sich der Wald nicht mehr verjüngen kann. Die alten Bäume sterben ab, die jungen wachsen nicht mehr nach. Irgendwann haben wir keine Schutzwälder mehr und dann haben wir ein Problem mit Steinschlag und Lawinen.
Was für Möglichkeiten sehen Sie, den Hirschbestand in den Griff zu bekommen?
Es braucht neue Lösungsansätze. Eine Möglichkeit wäre es, die Jagd zu verlängern. Zum Beispiel, dass man bereits anfangs September gezielt weibliche Hirschkühe und -kälber schiessen könnte. Deren Bestand müssen wir dezimieren, wenn wir den Hirschbestand regulieren wollen.
Die Schäden am Schutzwald sind enorm.
Dies könnte aber zur Folge haben, dass sich die Jägerinnen und Jäger bei der nachfolgenden ordentlichen Hochjagd eher auf die Gämsen konzentrieren und der Druck auf deren Bestand zu gross würde. Jede Massnahme hat Konsequenzen und deshalb machen wir derzeit ein Brainstorming um eine verträgliche Lösung zu finden. Der Weg dahin wird aber noch lange sein.
Das Gespräch führte Silvia Graber.