Ein schweres Erdbeben, ein Unfall in einem Atomkraftwerk oder ein grossflächiger Stromausfall – in solchen Notsituationen würde der Aargauer Regierungsrat seine Geschäfte unterirdisch vom kantonalen Kommandoposten in der Nähe von Aarau aus führen.
Der Bunker wurde in den 80er-Jahren gebaut. Seither wurden kaum Veränderungen vorgenommen. Bis jetzt: Der Regierungsbunker wurde für fast vier Millionen Franken saniert.
Schutz auch bei schweren Erdbeben
«Bei dieser Sanierung profitieren wir davon, dass es diesen Bunker schon gegeben hat», sagt Dieter Wicki, Leiter Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz. «Die stabile Aussenhülle gab es schon. Dadurch haben wir hier einen sehr guten Schutz, wenn es ein schweres Erdbeben gibt oder einen KKW-Störfall».
Der Regierungsbunker, der sich sieben Meter unter dem Boden befindet, wurde ausserdem technisch auf den neusten Stand gebracht. Die gesamte Telematik und Informatik wurde aufwändig nachgerüstet.
Die Zeit des kalten Krieges
Der Kommandoposten sei früher karg und vor allem kalt gewesen, sagt Martin Vögtli, der von 1989 bis ins Jahr 2000 Chef des kantonalen Führungsstabes war und den Regierungsbunker leitete. «Als ich hier Leiter war, war alles grau. Heute ist der Bunker hell und es ist angenehm warm.» Auch von der neuen Küche ist er begeistert.
Vögtli leitete den Kommandoposten zu einer Zeit, als die Weltlage noch unsicher war. Es war die Zeit des Kalten Kriegs. Der Vietnamkrieg lag nicht lange zurück und auch der Koreakrieg war in den Köpfen noch immer präsent. Konflikte gab es auch in Algerien und Polen.
Bund hilft bei der Finanzierung
Einen Ernstfall hat Vögtli zwar nie erlebt, diesen geprobt hat er aber mehrmals. «Wir führten einmal eine Übung mit dem gesamten Regierungsrat durch. Die Sitzungen wurden hierhin verlegt. Die Regierungsräte waren also ganz in der Nähe. Als wir einen Entscheid brauchten, haben wir sie einfach geholt.» Man habe die Bedrohungslage sehr ernst genommen, sagt Vögtli weiter.
Die gesamte Führungsanlage ist Eigentum des Kantons Aargau. Der Bund ist allerdings für die Sanierung der Schutzanlage ebenfalls zuständig und hat die Sanierung mit 2,1 Millionen Franken mitfinanziert. Einen realen Feind gäbe es heute zwar nicht mehr, sagt Christoph Flury, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS). Geschützte Standorte wie im Kanton Aargau seien aus Sicht des Bundes aber nach wie vor notwendig.
Neue Bedrohungslage
«Wenn wir eine Katastrophen-Notlage haben, braucht es eine Führung mit einem ausgerüsteten Führungsstandort», sagt Flury. Ausserdem habe sich in den letzten Jahren die Bedrohungslage erneut verändert. «Deshalb muss man in Betracht ziehen, dass man auch im Rahmen von einem bewaffneten Konflikt so einen Standort beziehen kann», sagt Flury.
Selbst wenn der Kanton Aargau nun für den Notfall gerüstet ist, hoffen die Verantwortlichen dennoch den Bunker nie in so einem Krisenfall beziehen zu müssen.