«Luzerns Aufbruch», «Jahrhundertbauwerk» oder «die schönste Dächlikappe der Innerschweiz»: so beschrieben Zeitungen 1998 das neue Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL), das dieses Jahr seinen 25. Geburtstag feiert. Von der ursprünglichen Idee für ein neues Konzerthaus bis zum ersten Konzert im modernen Bau war es aber ein langer Weg.
Schon in den 1980er Jahren wird klar: Der bisherige Konzertsaal genügt den Ansprüchen der Internationalen Musikfestwochen (heute Lucerne Festival) nicht mehr. Der Luzerner Stadtrat spricht sich für einen Ersatz aus. Doch gegen das neue Zuhause für klassische Musik regt sich Widerstand.
Widerstand der Alternativkultur
Es ist die Zeit der landesweiten Jugendunruhen. Auch in Luzern gibt es Forderungen nach mehr Platz für Alternativkultur. Es kommt zu Protesten dagegen, dass die Hochkultur einen teuren neuen Prestigebau erhalten soll, während die Alternativkultur an Platznot leidet.
Die Lösung kommt in Form des «Luzerner Kulturkompromisses», für den sich der damalige Stadtpräsident Franz Kurzmeyer einsetzt. Die freien Kulturschaffenden erhalten die ehemalige Schlauchfabrik BOA und die Styger-Scheune. Mit diesem «Zückerchen» schafft es der Stadtrat, Szenen wie bei den Zürcher Opernhauskrawallen zu vermeiden.
Kontroverser Architekturwettbewerb
Doch nicht nur die Alternativkultur wehrt sich zunächst gegen das KKL. Viele erachten das alte Kunst- und Kongresshaus KKH aus dem Jahr 1933 als schützenswert und wünschen sich eher einen Um- statt Neubau. Um Bewegung in die Sache zu bringen, schenkt eine Mäzenin der Stadt fast eine Million Franken für einen Architekturwettbewerb.
Das Interesse ist gross: Knapp 70 Vorschläge gehen ein. Es folgt ein langes Hin und Her. Der Wettbewerb und der Entscheid, welcher Entwurf gebaut wird, scheint sich ewig hinzuziehen. Auch wegen seiner komplizierten Auflagen löst das Vorgehen des Stadtrats viel Kopfschütteln aus.
Gebaut wird schliesslich ein Entwurf des französischen Architekten Jean Nouvel. Jedoch erst, nachdem sich ein anderer Architekt zurückzieht und die ursprüngliche Idee von Nouvel und seinem Atelierpartner stark verändert wird. Spatenstich ist im Januar 1995, der alte KKH-Bau wird abgerissen.
Das Leck
Als das KKL im Jahr 2002 schliesslich eingeweiht wird, fällt die Gesamtrechnung gut 30 Millionen höher aus als geplant, nämlich 226.5 Millionen Franken. Die Kosten geben schon wenige Jahre später wieder zu reden. Das markante Dach des KKL weist undichte Stellen auf und muss für gut 12 Millionen Franken saniert werden.
Ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Bauunternehmen und der Stiftung folgt. Am Ende muss das Bauunternehmen nur einen kleinen Teil an die Sanierung zahlen, die Stiftung mit über 10 Millionen Franken den Rest. Die meisten Forderungen ans Bauunternehmen sind verjährt, wie ein Gericht entscheidet.
Neues Kulturgebäude – neue Diskussionen
Dieses Jahr jetzt kann das KKL sein 25-Jahr-Jubiläum feiern. Der Bau, der seit seiner Planung immer wieder für Diskussionen und Kontroversen gesorgt hat, ist aus dem Stadtbild von Luzern mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Die Wogen sind geglättet.
Allerdings hat sich in den letzten Monaten das Wasser auf der anderen Seite des Bahnhofs zu kräuseln begonnen. Mit dem Neubau des Luzerner Theaters steht in Luzern nämlich der nächste Monumentalbau an, der das Zeugs für ewige Diskussionen und Kontroversen hat.