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300 Jobs fallen weg Benteler schliesst Werk in Rothrist: Automobil-Trend verschlafen?

Der Rohrhersteller will bis Ende Jahr den Standort in Rothrist (AG) schliessen. Die Firma sagt, sie habe alles versucht.

Der Rohr-Hersteller Benteler Steel/Tube will per Ende Jahr seinen Standort in Rothrist schliessen. Rund 300 Angestellte verlieren ihren Job. Das Unternehmen mit Sitz in Salzburg (A) sieht keine Chance mehr für das Werk.

Benteler macht Stahlrohre für die Autoindustrie. Das Werk ist auf die Herstellung von geschweisst gezogenen Rohren spezialisiert. Es stellt Komponenten für den Antriebsstrang von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor her.

Fakten zur Firma Benteler International AG

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Rohr
Legende: Spezielle Stahlrohre für Verbrennungsmotoren von Autos: Die Benteler Steel/Tube könne langfristig nicht rentieren, sagt der Mutterkonzern. zvg/Benteler International AG
  • Benteler ist eine Firma, die sich auf Metall-Prozesse spezialisiert hat, vor allem für die Bereiche Automobiltechnik, Energie und Maschinenbau.
  • Die Firma hat den Sitz in Österreich, die Schweizer Abteilung Steel/Tube ist eine Unterfirma des Konzerns.
  • Benteler hat weltweit 25'000 Angestellte an total 92 Standorten.
  • Im Geschäftsjahr 2021 betrug der Umsatz 7,285 Milliarden Euro.

Die Nachfrage nach solchen Rohren sinkt weltweit. Zudem steigen die Produktionskosten weiter an. Das trifft die Rohrproduktion in Rothrist heftig. Die Schliessung erfolge trotz intensiver Anstrengungen und Optimierungsmassnahmen und Initiativen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, hält der Konzern fest.

Chance verpasst?

Die Gewerkschaft Angestellte Schweiz fordert in einer Mitteilung, dass Benteler den Mitarbeitern bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung helfen und Weiterbildungen anbieten müsse. «Der Benteler-Konzern hat es verpasst, die Produkte des Standorts Rothrist dem Trend hin zur Elektromobilität anzupassen», kritisiert die Gewerkschaft.

Das Beispiel Benteler soll für andere Industrieunternehmen eine Warnung sein.
Autor: Angestellte Schweiz Gewerkschaft

Die Gewerkschaft geht noch weiter: «Das Beispiel von Benteler in Rothrist soll für andere Industrieunternehmen eine Warnung sein. Die Welt schreitet schnell Richtung Cleantech voran.»

Mann und Rohre im Werk
Legende: Benteler spricht von einem Markt für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, der schrumpft. Zudem würden die Produktionskosten immer mehr steigen. Die Firma sieht keine Zukunft für die Produktion in Rothrist. zvg/Benteler International AG

Die Gewerkschaft Unia spricht von einem «inakzeptablen» Vorgehen, das von einer Geringschätzung des Personals zeuge. Unia müsse als grösste Sozialpartnerin in die Ausarbeitung der Sozialpläne involviert werden.

Benteler bedauert Entlassungen

Hat Benteler es verschlafen, auf Elektromobil-Produktion umzustellen? «Stimmt nicht», sagt eine Sprecherin der Firma auf Anfrage von SRF. Man habe nach alternativen Produkten für Elektroantriebe gesucht, dies sei aber aus technischen Gründen nicht möglich.

«Wir bedauern sehr, die Schliessung des Werkes Rothrist per Ende 2023 planen zu müssen.» Das sei eine schwierige Nachricht für die Mitarbeitenden, «von denen viele bereits seit vielen Jahren bei uns beschäftigt sind».

Stahlrohrwerk in den USA doch nicht verkauft

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Benteler wollte 2022 das Stahlwerk in Nordamerika (Louisiana) verkaufen. Das wurde aber nun gestoppt, hat der Konzern Anfang 2023 mitgeteilt. Es sei im besten Interesse der Aktionäre, das von der Benteler betriebene Stahlrohrwerk zu behalten und das Stahlrohrgeschäft in den USA weiter zu stärken, begründete der Konzern diesen Entscheid.

Benteler will ein Konsultationsverfahren mit der Mitarbeitenden-Kommission einleiten. Ein respektvoller Umgang mit den Angestellten stehe im Mittelpunkt.

Wechsel auf E-Fahrzeuge läuft

Urs Steinemann, Präsident des Drehteileverbands Swiss Precision, sieht mehrere Probleme der Schweizer Autozulieferer. «Ein E-Fahrzeug benötigt zehnmal weniger Teile als ein Verbrennungsfahrzeug.» Zudem müssten viele E-Fahrzeugteile nicht so präzis sein, wie jene für Verbrennungsmotoren. Bei hochpräzisen Teilchen sei die Schweiz führend. Weniger präzise Teile können auch andere herstellen, im Ausland allenfalls.

Steinemann führt die Firma Häni Technology in Arch (BE), die unter anderem für die Autoproduktion Präzisionsdrehteile herstellt. Man spüre seit Längerem, dass weniger Fahrzeuge hergestellt würden. Seine Firma produziere unterdessen Teile für E-Fahrzeuge, weitere seien geplant.

Dieser Ausbau laufe auch im Aargau, sagt Beat Bechtold, Direktor der Aargauischen Industrie- und Handelskammer. Viele Unternehmen satteln um. «Die hohen Energiekosten machen allen Metallerzeugnis-Firmen zu schaffen», sagt er.

Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft.
Autor: Urs Steinemann Präsident Swiss Precision

Urs Steinemann von Swiss Precision findet, der Automobil-Branche fehle die Planungssicherheit. Treiben Batterien die Autos an? Etwas anderes? «Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft. Das kann die Branche aber nicht allein lösen.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 22.02.2023, 06:31 Uhr ; 

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