Sportministerin Viola Amherd schrieb auf X: «Der Bundesrat setzt mit der Unterstützung der Uefa Womens Euro 2025 ein wichtiges Zeichen». Nun zeigt sich: Der Bund plant die Fussball-Europameisterschaft der Frauen im Sommer 2025 mit vier Millionen Franken zu unterstützen . Der Entscheid des Parlaments steht noch aus. Zum Vergleich: Für die Fussball-Europameisterschaft der Männer 2008, die auch in der Schweiz stattfand, budgetierte das Parlament rund 80 Millionen Franken. Kathrin Lehmann, Fussball-Expertin bei Radio SRF, schätzt diese Differenz ein.
SRF News: W ie gross ist das «Zeichen», von dem Bundespräsidentin Amherd sprach, tatsächlich?
Kathrin Lehmann: Ich wage, dies als ein dunkles Zeichen zu bewerten. Wenn man genauer hinschaut, ist das so gut wie kein Geld, das gesprochen wurde. Dafür, dass man vor kurzem noch gejubelt hat, was für ein Zeichen die Olympiabewerbung für die ganze Schweiz sein könnte, ist das eine kleine Ohrfeige für den Sport.
Sind 4 Millionen Franken zu wenig?
4 Millionen ist viel Geld. Darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Ich weiss, dass zuerst das Dreifache eingegeben wurde. Ausserdem ist das kein neues Geld vom Bund, dass in die EM fliesst, sondern das wird dem bestehenden Sportbudget weggenommen. Der Betrag muss bei internen Projekten, wie etwa der Jugendsportförderung, kompensiert werden.
Ich frage mich: Hat der Schweizerische Fussballverband genügend lobbyiert?
Was wäre, wenn mehr Geld gesprochen worden wäre?
Es würde bewirken, dass die Schweiz miteinander und füreinander unter dem Lead des Fussballs etwas aufbauen könnte. Das heisst: mehr Frauen im Sport, mehr Kinder im Sport. Da reden wir über Funktionärinnen, Schiedsrichterinnen, Trainerinnen und auch Zugang zu Infrastruktur. Man muss sich überlegen: Wie sind eigentlich die öffentlichen Bushaltestellen konzipiert in der Nähe von Sportstadien? Sind die beleuchtet? Haben Mädchen und Frauen da mit bestem Gewissen Zugang zu den Sportarten? Und die Schweiz kann eine Tourismuskampagne fahren, wie es sie wahrscheinlich noch nie gegeben hat.
Trifft den Fussballverband eine Mitschuld?
Ich frage mich tatsächlich: Hat der Schweizerische Fussballverband genügend lobbyiert? Hat er klargemacht, was er mit diesem Geld machen möchte? Nicht nur die Projekte, die ich angesprochen habe, sondern auch die Verantwortung für den gesamten Schweizer Sport besser dargestellt.
Alle Stadien werden ausverkauft sein.
Wie unterscheiden sich Männer- von Frauenturnieren?
Es ist ein anderes Publikum. Frauenfussball zieht mehr Familien an. Das sind ebenfalls grosse Fussballfans, aber keine Ultras, somit ist es sehr friedlich. Es braucht keine berittene Polizei, sondern es sind Leute, die gemeinsam Fussball schauen und geniessen.
Wie viel Publikum ist realistischerweise zu erwarten?
Ich sage: Alle Stadien werden ausverkauft sein. Das wird ein riesiges Fussballfest und die Schweiz wird ihr Herz öffnen.
Wer spricht sonst noch Unterstützung für die Fussball-EM 2025?
Auch die Städte, in denen gespielt wird, unterstützen die EM. So soll beispielsweise die Stadt Zürich 18.5 Millionen Franken zahlen, die Stadt Bern circa 6 Millionen Franken.
Können die Städte finanziell in die Bresche springen?
Man weiss, gute Stimmung fördert die Gastronomie, den Tourismus, und so erhalten die Austragungsorte auch vieles wieder zurück. Die Städte, in denen gespielt wird, die sehe ich aber gar nicht so sehr in der Verantwortung als vielmehr den Bund, der eben Geld, das für den ganzen Schweizer Sport investiert werden könnte und nicht anderen Sportarten weggenommen werden würde, sprechen sollte.
Das Gespräch führte Tim Eggimann.