Seit 40 Jahren schaut der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee (LSVV) hin, wenn im oder um den See gebaut wird. Wegen dieser Arbeit wurde er auch schon als «Investoren-Schreck» betitelt.
Erfolgreicher Widerstand am Wasser
Tatsächlich haben die Einsprachen des Verbands einige Ideen platzen lassen. Etwa die schwimmende Plattform Seerose. Unter anderem die Kritik des LSVV war entscheidend dafür, dass die Seerose nicht fix am Ufer des Vierwaldstättersees installiert wurde.
Der Verband wehrte sich auch gegen die Züglete des Monolithen. Das Wahrzeichen der Expo 2002 sollte vom Murten- in den Vierwaldstättersee wechseln. Der Geschäftsführer der Glasi in Hergiswil (NW) wollte das Gebäude von Architekt Jean Nouvel kaufen. Die Idee scheiterte unter anderem an den Bedenken des Landschaftsschutzverbandes.
Die beiden Bauten hätten ein besonders heikles Gebiet tangiert, erklärt Urs Steiger. Er ist seit 2015 Präsident des LSVV. «Das Seeufer ist die sensibelste Zone. Deshalb müssen wir da genau hinschauen.»
Niederlage bei Wohntürmen
Der Verband beschäftigte sich nicht nur mit Projekten direkt am Wasser. Auch bei den Hochhäusern neben dem Fussballstadion auf der Allmend in der Luzerner Agglomeration legte er sein Veto ein.
Heute ragen die Häuser trotzdem 77 und 88 Meter in die Höhe. Das passe nicht zur Landschaft, findet Urs Steiger: «Die Bauten sind architektonisch gelungen. Aber sie lugen über alle Hügel, man sieht sie von allen Seiten.»
Unweit vom Stadion sind bereits weitere Hochhäuser geplant. Das eine soll 113 Meter hoch werden und 36 Wohngeschosse beinhalten, es wird das grösste Wohnhaus der Schweiz.
Der Landschaftsschutzverband hatte auch dort, bei der sogenannten Pilatus Arena, Bedenken geäussert. Schliesslich zog er seine Beschwerde aber zurück. Urs Steiger bleibt skeptisch: «Die Leute werden am Schluss staunen, wie hoch der Turm wird.»
Sein Verband sei aber nicht primär eine Gruppe von Verhinderern: «Wir sind auch Ermöglicher von guten Lösungen.» Die Aufgabe des Landschaftsschutzes sei es, die Ansprüche der Gesellschaft gegenüber Eigentümerinnen und Eigentümern zu verteidigen.
Diese Diskussionen seien wertvoll, für beide Seiten: «Wir haben Rückmeldungen von Bauherrschaften, die sagen: ‹Wir haben heute eine bessere Lösung als noch zu Beginn.›»
Der Landschaftsschutz setze sich zudem dafür ein, dass möglichst viele Menschen die Region um den Vierwaldstättersee erleben können. So ist Urs Steiger besonders stolz, dass der LSVV ermöglicht hat, den Felsenweg am Bürgenstock wiederzueröffnen.