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Urs Steiger: «Besonders gut ist unsere Arbeit, wenn man nichts davon sieht»
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 16.05.2024. Bild: ZVG/Priska Ketterer
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40 Jahre Landschaftsschutz Anwalt der Landschaft oder Feind der Investorinnen?

Gegner bezeichnen ihn als Bremsklotz: den Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee. Das hat er erreicht.

Seit 40 Jahren schaut der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee (LSVV) hin, wenn im oder um den See gebaut wird. Wegen dieser Arbeit wurde er auch schon als «Investoren-Schreck» betitelt.

Erfolgreicher Widerstand am Wasser

Tatsächlich haben die Einsprachen des Verbands einige Ideen platzen lassen. Etwa die schwimmende Plattform Seerose. Unter anderem die Kritik des LSVV war entscheidend dafür, dass die Seerose nicht fix am Ufer des Vierwaldstättersees installiert wurde.

Eine grosse, pinke Seerose aus Stahl schwimmt auf dem Wasser.
Legende: Die Seerose: Gebaut wurde die 460 Tonnen schwere Plattform ursprünglich als Provisorium für das Tourismusfestival «Gästival». Keystone/Alexandra Wey

Der Verband wehrte sich auch gegen die Züglete des Monolithen. Das Wahrzeichen der Expo 2002 sollte vom Murten- in den Vierwaldstättersee wechseln. Der Geschäftsführer der Glasi in Hergiswil (NW) wollte das Gebäude von Architekt Jean Nouvel kaufen. Die Idee scheiterte unter anderem an den Bedenken des Landschaftsschutzverbandes.

Ein grosser, rostfarbener Würfel steht im Wasser.
Legende: Der Monolith: das Wahrzeichen der Landesausstellung Expo 2002. Mehrere Interessenten wollten den Bau nach der Ausstellung kaufen. Zustande kam kein Projekt, der Würfel wurde schliesslich verschrottet. Keystone/Dagmar Lorenz

Die beiden Bauten hätten ein besonders heikles Gebiet tangiert, erklärt Urs Steiger. Er ist seit 2015 Präsident des LSVV. «Das Seeufer ist die sensibelste Zone. Deshalb müssen wir da genau hinschauen.»

Niederlage bei Wohntürmen

Der Verband beschäftigte sich nicht nur mit Projekten direkt am Wasser. Auch bei den Hochhäusern neben dem Fussballstadion auf der Allmend in der Luzerner Agglomeration legte er sein Veto ein.

Heute ragen die Häuser trotzdem 77 und 88 Meter in die Höhe. Das passe nicht zur Landschaft, findet Urs Steiger: «Die Bauten sind architektonisch gelungen. Aber sie lugen über alle Hügel, man sieht sie von allen Seiten.»

Zwei goldene Türme vor einem schneebedeckten Berg.
Legende: Die Wohntürme auf der Luzerner Allmend: Die Gebäude sind 77 und 88 Meter hoch. Zu hoch für den Landschaftsschutz Vierwaldstättersee. ZVG/Luzern Süd

Unweit vom Stadion sind bereits weitere Hochhäuser geplant. Das eine soll 113 Meter hoch werden und 36 Wohngeschosse beinhalten, es wird das grösste Wohnhaus der Schweiz.

Der Landschaftsschutzverband hatte auch dort, bei der sogenannten Pilatus Arena, Bedenken geäussert. Schliesslich zog er seine Beschwerde aber zurück. Urs Steiger bleibt skeptisch: «Die Leute werden am Schluss staunen, wie hoch der Turm wird.»

Ein Gebäude ragt in die Höhe, dahinter eine Bergsilhouette.
Legende: Die Pilatus Arena in Kriens: Mit 113 Metern entsteht hier das höchste Wohnhaus der Schweiz. ZVG/Raumgleiter AG

Sein Verband sei aber nicht primär eine Gruppe von Verhinderern: «Wir sind auch Ermöglicher von guten Lösungen.» Die Aufgabe des Landschaftsschutzes sei es, die Ansprüche der Gesellschaft gegenüber Eigentümerinnen und Eigentümern zu verteidigen.

Diese Diskussionen seien wertvoll, für beide Seiten: «Wir haben Rückmeldungen von Bauherrschaften, die sagen: ‹Wir haben heute eine bessere Lösung als noch zu Beginn.›»

Ein Wanderweg am Berghang, darunter liegt ein See.
Legende: Der Felsenweg am Bürgenstock: Der Wanderweg mit Blick auf den Vierwaldstättersee musste 1971 nach einem Erdrutsch geschlossen werden. 20 Jahre später wurde er auf Initiative des LSVV neu eröffnet. Keystone/Sigi Tischler

Der Landschaftsschutz setze sich zudem dafür ein, dass möglichst viele Menschen die Region um den Vierwaldstättersee erleben können. So ist Urs Steiger besonders stolz, dass der LSVV ermöglicht hat, den Felsenweg am Bürgenstock wiederzueröffnen.

Die Rechte des Landschaftsschutzverbandes

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Legende: Keystone/Gaetan Bally

Der Landschaftsschutzverband beruft sich in seiner Arbeit im Wesentlichen auf

  • das Verbandsbeschwerderecht: Es berechtigt gesamtschweizerische Umweltschutzorganisationen, gegen bestimmte Projekte Einsprache oder Beschwerde zu erheben.
  • das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN): Der See samt Bürgenstock und Rigi sind Teil dieses Inventars mit insgesamt 162 Objekten. Bund und Kantone sind dazu verpflichtet, ihren natur- und kulturlandschaftlichen Charakter zu erhalten. Das verlangt das Natur- und Heimatschutzgesetz.

Regionaljournal Zentralschweiz, 16.5.2024, 17:30 Uhr ; 

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