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60 Jahre Solothurner Filmtage Am Anfang prallten zwei Welten aufeinander

Seit 60 Jahren gehören sie zusammen: die Stadt Solothurn und die Filmtage, das wichtigste Festival für Schweizer Filme. Zu Beginn war die Beziehung aber kompliziert.

Die ersten Solothurner Filmtage 1965 sind farbig, wild und politisch. Sie bringen den revolutionären Geist der 68er-Bewegung in die bürgerliche Kleinstadt. Solothurn und die lokale Bevölkerung sind irritiert und bleiben den Filmtagen fern.

«In Solothurn kannte man diese Welt noch nicht. Die Hippies mit den langen Haaren und den schwarzen langen Ledermänteln, die durchrauchten und durchzechten Nächte, in denen man diskutiert hat. Es war nicht das bürgerliche Leben, wie man es hier in der Stadt gekannt hat», sagt der frühere Filmtage-Direktor Ivo Kummer gegenüber SRF.

Nackte Haut, Sex und Performance

Auch inhaltlich bieten die Filmtage Neues: «Es wurden Filme gezeigt, die nicht in den Kinos liefen, die zum Teil künstlerisch wertvoller, aber vielleicht auch nicht so leicht verständlich waren», erinnert sich Helmut Zipperlen, Mitorganisator der ersten Filmtage.

Gezeigt wird zum Beispiel der Experimentalfilm «Chicorée» von Fredi M. Murer. Darin wird der Künstler Urban Gwerder porträtiert, unter anderem mit einer «Action Painting»-Szene. Später schockiert «Vita parcoeur» von Rolf Lyssy mit nackter Haut und Sex.

Über die Jahre nähern sich die Filmtage und die Stadt Solothurn an. Allerdings nur langsam, zeigt eine Anekdote, an die sich Ivo Kummer erinnert. Noch in den Achtzigerjahren, habe er Mühe gehabt, eine Wohnung zu finden: «Man hat gesagt, solche Leute haben in dem Haus einfach nichts verloren», lacht Kummer.

Viel geändert habe sich mit dem Sponsoring, ist Ivo Kummer überzeugt: «Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Schritt gewesen. Unser erster Sponsor, die Solothurner Kantonalbank, hat Kundenanlässe durchgeführt. Dann hat man langsam die Angst verloren und ich glaube, das hat dann auch zur Entspannung und zu grossen Akzeptanz geführt.»

Die Filmtage sind ein Leuchtturm der Stadt Solothurn.
Autor: Helmut Zipperlen Mitorganisator der ersten Filmtage

Auch Helmut Zipperlen hat die Annäherung zwischen den Filmtagen und der Stadt beobachtet. Er sieht auch inhaltliche Gründe: «Man hat gesehen, dass das etwas ist, ein Leuchtturm der Stadt Solothurn.»

Auf dem roten Teppich.
Legende: Ein bisschen Glamour: Monica Rosenberg, Co-Leiterin Solothurner Filmtage (links), Ständeratspräsidentin Eva Herzog (Mitte) und Niccolo Castelli, Co-Leiter Solothurner Filmtage (rechts), posieren auf dem roten Teppich mit den Filmleuten des Eröffnungsfilms 2024 «Les paradis de Diane». Keystone/Anthony Anex

Heute gehören Solothurn und seine Filmtage eng zusammen: Ein Grossteil des Publikums kommt aus der Region, Hunderte Freiwillige helfen jedes Jahr mit. Zudem profitieren Gastronomie, Tourismus und die Eventbranche von dem Festival.

Ein Solothurn ohne Filmtage ist unvorstellbar – auch wenn es keine Liebe auf den ersten Blick war.

Schweiz aktuell, 22.1.2025, 19:00 Uhr ; 

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