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9. Corona-Umfrage der SRG Klare Mehrheit ist für das Covid-Zertifikat

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung unterstützt das Covid-Zertifikat, wie es heute angewendet wird, stellt sich jedoch gegen eine Ausweitung.
  • 45 Prozent der Befragten fürchten sich vor Konflikten im privaten Umfeld, wie die 9. Corona-Umfrage der Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der SRG zeigt. Auch gesellschaftliche Konflikte befürchten viele Befragte.
  • Das Potenzial beim Impfen scheint fast ausgeschöpft: Nur ein Viertel der Ungeimpften zieht eine Impfung noch in Betracht.

Die Zustimmung zum Covid-Zertifikat ist erstaunlich stabil geblieben, obwohl es bei der letzten Corona-Umfrage der SRG im Juli noch keine breite Zertifikatspflicht gab. So hat die zunehmende Impfquote weder die Zustimmung für das Zertifikat verstärkt, noch hat die Einführung der Zertifikatspflicht die Opposition vergrössert. Aktuell befürworten rund 61 Prozent das Zertifikat.

Zwar unterstützt ein Grossteil der Bevölkerung den Einsatz des Zertifikates, so wie er momentan angewendet wird. Doch: Ganze 79 Prozent der Befragten sehen im Covid-Zertifikat auch einen indirekten Impfzwang. Dieser Anteil ist seit der letzten Umfragewelle im Juli um zehn Prozent gestiegen.

41 Prozent davon stört es, dass das Covid-Zertifikat eine Art indirekter Impfzwang ist, 38 Prozent der Befragten finden das aber richtig. 21 Prozent sind nicht der Meinung, dass das Zertifikat einen indirekten Impfzwang darstellt.

Eine Mehrheit der Befragten spricht sich unabhängig von der Parteipräferenz für das Covid-Zertifikat aus. Nur die SVP-Wählerinnen und Wähler tanzen mit 75 Prozent Ablehnung gegenüber dem Zertifikat aus der Reihe.

Zustimmung für Reisen, Ablehnung in Skigebieten

Das Covid-Zertifikat wird von 61 Prozent der Befragten in den aktuell geltenden Bereichen unterstützt – doch eine weitere Ausweitung der Zertifikatspflicht wird abgelehnt. So wird die Zertifikatspflicht bei Flugreisen und der Einreise in die Schweiz mit 70 Prozent Zustimmung am stärksten befürwortet. 61 Prozent der Befragten sprechen sich für das Zertifikat in Innenräumen von Gastronomiebetrieben aus. Eine knappe Mehrheit der Befragten ist gegen eine Zertifikatspflicht in Büros sowie Berufs- und Mittelschulen.

Gegen die bereits breit diskutierte Zertifikatspflicht in Skigebieten und Bergbahnen sprechen sich 52 Prozent aus. Eine Ausweitung der Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufsläden sowie Aussenräumen von Gastronomiebereichen wird ebenfalls abgelehnt.

Angst vor privaten und gesellschaftlichen Konflikten

Stark zugenommen hat die Angst vor Konflikten im privaten Umfeld. Während in den vorherigen acht Corona-Umfragen der Anteil immer unter 25 Prozent lag, fürchten sich laut der aktuellen Umfrage 45 Prozent davor.

Studienleiter Michael Hermann begründet dies mit den Auswirkungen der Zertifikatspflicht: «Aufgrund der Zertifikatspflicht ist der Umgang mit Covid-19 extrem in den Alltag gerückt und man kann dem Zertifikat nicht mehr ausweichen.» Über den privaten Bereich hinaus bereiten einem Grossteil der Befragten gesellschaftliche Konflikte Sorgen.

Zurzeit vertrauen 53 Prozent dem Bundesrat in Bezug auf die Bewältigung der Coronakrise. Der Anteil mit geringem Vertrauen ist jedoch von 26 auf 33 Prozent gestiegen – die Polarisierung in dieser Frage hat somit im Vergleich zur Umfragewelle im Juli zugenommen.

Das kann Ungeimpfte noch zum Impfen bewegen

Da das Impfpotenzial in der Schweiz weitgehend ausgeschöpft ist, müssten sich für eine Erhöhung der Impfquote Personen impfen lassen, die sich bereits grundsätzlich gegen die Impfung ausgesprochen hatten. «Sechs Prozent der Bevölkerung schliesst eine Impfung noch nicht ganz aus», erklärt Michael Hermann.

Die Hauptgründe, sich doch noch impfen zu lassen, sind: zu grosser Aufwand, kostenpflichtige Coronatests sowie der Wunsch nach Reisen. Diese Gründe könnten rund ein Viertel der Ungeimpften noch zur Impfung bewegen, nicht aber die Impfkampagne des Bundes, so Hermann.

Gesundheitliche Gründe wie Angst vor Schäden für den Körper oder Skepsis an der Impfwirksamkeit sowie die Überzeugung, dass man genügend Abwehrkräfte habe, wurden von ungeimpften Befragten am meisten genannt, weshalb sie sich nicht impfen liessen.

Hier finden Sie die Studie zum Nachlesen:

Datenerhebung und Stichprobe

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Die Datenerhebung zur 9. Befragung des SRG-Corona-Monitors fand zwischen dem 20. und dem 25. Oktober 2021 statt. Die Grundgesamtheit der Befragung bildet die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren. Die Befragung erfolgte online. Die Rekrutierung der Befragten fand einerseits über die Webportale von SRG SSR, andererseits via Online-Panel von Sotomo statt. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 59’402 Personen für die Auswertung verwendet werden (Deutschschweiz: 42‘493, Romandie: 15‘038, italienische Schweiz: 1871).

Repräsentative Gewichtung

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (opt-in), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. Den Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt. Es werden räumliche (Wohnort), soziodemografische (Alter, Geschlecht, Bildung, Haushaltsform) und politische Gewichtungskriterien (Parteipräferenz) beigezogen. Durch die Gewichtung wird eine hohe Repräsentativität für die Schweizer Bevölkerung erzielt. Der Stichprobenfehler, wie er für Zufallsstichproben berechnet wird, lässt sich nicht direkt auf gewichtete Opt-in-Umfragen übertragen. Die Repräsentativität dieser Befragung ist jedoch vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1.3 Prozentpunkten (für 50 Prozent-Anteil und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit).

Tagesschau, 29.10.2021, 18:00 Uhr

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