Das Wichtigste in Kürze
- Durch die Auslagerung ins Ausland sind 30'000 bis 100'000 Bürojobs gefährdet.
- Auch komplexe Tätigkeiten sind zunehmend betroffen.
- Der Kaufmännische Beruf wird anspruchsvoller.
- Weiterbildung wird noch wichtiger. So lauten die Befunde des KV Schweiz.
Der Kostendruck ist riesig, die Verlagerung von Büro-Jobs ins günstige Ausland längst Alltag. Grund dafür sind globalisierte Unternehmensstrategien. So haben beispielsweise die beiden Grossbanken CS und UBS in den letzten Jahren tausende Stellen nach Polen verlagert.
Bis zu 100‘000 der 590‘000 Beschäftigten im kaufmännischen Bereich könnten vom Offshoring betroffen sein. Zu diesem Schluss kommt nun eine Studie des Forschungs- und Beratungsunternehmen Infras im Auftrag des KV Schweiz.
Interessant ist, dass die Studie nicht nur repetitive Jobs erwähnt. Zunehmend würden auch komplexere Tätigkeiten wie das Ingenieurwesen, Planungstätigkeiten oder Beratungen ausgelagert.
Eine genaue Vorhersage sei schwierig, sagt Christian Zünd, CEO von KV Schweiz, «da die Digitalisierung das Offshoring verstärkt oder gar ersetzt».
«Es wird schmerzhafte Verluste geben»
Standort Schweiz stärken
Die gute Nachricht sei, für kaufmännische Berufe gäbe es eine Zukunft, meint Daniel Jositsch, Präsident von KV Schweiz und Zürcher SP-Ständerat. Aber: «Es wird auch schmerzhafte Verluste geben». Jositsch spricht von den Menschen, die durch Digitalisierung ihre Jobs verlieren. Die Mehrheit der Arbeitnehmer werde man aber durch Weiterbildung in andere Branchen platzieren müssen.
Die grosse Herausforderung sei es, die Jobs zu stärken, die in der Schweiz blieben, und das seien Berufe, in denen Management- und strategische Kompetenzen sowie Kreativität gefragt sei.
So seien etwa Versicherungsberater, die kompetent auf Deutsch oder Schweizerdeutsch Auskunft geben können, weiterhin gefragt und nicht durch Computer ersetzbar, meint Jositsch.
Tsunami-Effekt durch Digitalisierung
Ist von den Auswirkungen der Digitalisierung die Rede, wird auch von einem Tsunami-Effekt gesprochen. Gemeint ist die relativ plötzliche und radikale Veränderung auf dem Arbeitsmarkt.
Der KV-Beruf werde durch die rasant fortschreitende Digitalisierung sehr viel anspruchsvoller aber auch interessanter. Das sagt Sybille Sachs, Leiterin des Instituts für strategisches Management an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich.
In Ihrer Studie kommt sie zum Schluss: «Die Angestellten werden vermehrt in Projekten arbeiten». Wer Abwechslung liebt, bleibe beruflich nicht auf der Strecke, sagt Sachs weiter. «Sozialkompetenz wird noch wichtiger, weil Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in wechselnden Teams agieren müssen».
Eine genaue Prognose für die Zukunft von Jobs und der Digitalisierung wagt Sybille Sachs in ihrer Studie allerdings nicht. Es sei ein explorativer Ansatz.
Weiterbildung ist Pflicht
Stetige Weiterbildung sei für kaufmännische Angstellte entscheidend, sagt Daniel Jositsch. Die Grundausbildung sei nur ein Fundament. Darauf müsse weiter gebaut werden.
Der kaufmännische Verband stellt in Aussicht, seine Angestellten dabei zu unterstützen, indem er etwa die Aus- und Weiterbildung weiterentwickle.
Daniel Jositsch plädiert auch für mehr Gelder des Bundes für die Förderung der Berufsbildung: «Sie ist noch immer benachteiligt im Vergleich zur akademischen Bildung». Auch die Unternehmen seien gefordert, ihren Teil beizutragen.