Wer derzeit durch die Basler Innenstadt spaziert, sieht an einigen Läden Zettel mit angepassten Öffnungszeiten: Statt wie erlaubt bis um 20 Uhr offenzuhalten, schliessen viele schon um 18 Uhr oder früher. Eine, die ihre Angestellten meist vorzeitig in den Feierabend schickt, ist Anneli Catelan vom Stoffladen Modesa.
«Wenn ich danach abends aus dem Geschäft gehe, habe ich nicht den Eindruck, dass die noch geöffneten Läden viel Kundschaft haben.» In den Sommerferien sei noch weniger los und sie werde dann bereits um 17 Uhr schliessen.
In Basel dürften die Läden unter der Woche bis 20 Uhr und samstags bis 18 Uhr offen halten, am Abendverkauf bis 21 Uhr. Diese Zeiten schöpft auch Claudine Kuhn mit ihrer Wohnboutique «Joyne» am Basler Spalenberg längst nicht aus.
Zwar habe sie sich überlegt, am Abendverkauf mitzumachen: «Wir haben aber bemerkt, dass wir das einzige offene Geschäft wären am Spalenberg.» Habe nur ein Geschäft geöffnet, käme aber kaum jemand vorbei. Im Verständnis der Leute sei «der Spalenberg geschlossen».
Kuhn hält ihren Laden deshalb am Donnerstag nicht länger offen und denkt ebenfalls darüber nach, die Öffnungszeiten im Sommer grundsätzlich zu verkürzen. «Im Juli schliessen wir wohl eine Stunde früher als gewöhnlich, nämlich schon um 17.30 Uhr.» Dies, weil es ab dann ruhiger werde in der Stadt und die Menschen zwar viele Restaurants aufsuchten, aber kaum Läden.
Während der Pandemie hätten sich zudem viele ans Internetshopping gewöhnt, vermutet Kuhn. Sie habe deshalb einen Internetladen eröffnet, um das Sortiment vom Ladengeschäft auch online anbieten zu können.
Auch grössere Firmen verzichten auf Abendverkauf
Wenn viele Geschäfte unter der Woche teils schon um 17 Uhr schliessen, kommt der Abendverkauf erst Recht unter Druck. Tatsächlich nutzen ihn längst nicht mehr alle Geschäfte. Das Sportgeschäft «Ochsner Sport» in der Basler Ladenmeile Freie Strasse hat sich entschieden, den Abendverkauf zwar mitzumachen, allerdings nur bis 20 Uhr. Und «Globus» streicht den Abendverkauf gleich ganz: «Da sich die Abendverkäufe weniger rentabel zeigen, setzen wir auf die Tageszeiten, um für unsere Kunden da zu sein.»
Der Abendverkauf kommt aber längst nicht nur in Basel unter Druck. Auch in Luzern, Bern und St. Gallen ist es nicht mehr für alle Geschäfte eine Selbstverständlichkeit, den Laden während des Abendverkaufs offenzuhalten.
Gegenüber dem «Badener Tagblatt» sagte der Präsident der Luzerner City-Vereinigung Josef Willinier, dass viele Geschäfte beim Abendverkauf zumindest zeitweise nicht mehr öffnen.
Bern will Abendverkauf attraktiver machen
In Bern haben «Gastro Bern» und «Bern City» im Herbst 2021 sogar eine Kampagne ins Leben gerufen, um den Abendverkauf anzukurbeln. Auslöser waren die Demonstrationen der Gegnerinnen und Gegner der Coronamassnahmen, die jeweils am Donnerstag stattfanden und dem sowieso schon angeschlagenen Abendverkauf zusätzlich zusetzen.
Umstritten sind ausgedehnte Ladenöffnungszeiten auch in St. Gallen. Dort stimmt die Bevölkerung am Wochenende gar über neue Ladenöffnungszeiten ab: Der Sonntagsverkauf könnte dabei abgeschafft werden.