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Feiern auch ohne Abfallberge?
Aus 10 vor 10 vom 08.07.2019.
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Abfall an Grossveranstaltungen «Züri-Fäscht» zu gross für Mehrweggeschirr?

  • Rund 250 Tonnen Abfall kamen am «Züri-Fäscht» 2019 zusammen, wie es beim Tiefbau- und Entsorgungsdepartement der Stadt Zürich heisst.
  • Mehrweggeschirr ist für die Veranstalter aber kein Thema. Logistisch sei das bei dieser Festgrösse nicht möglich.
  • Die Stadt Zürich will jetzt aber über die Bücher und Lösungen suchen.
  • Andere Städte in der Schweiz haben Mehrweggeschirr bereits zur Pflicht erklärt für grössere Veranstaltungen.

So gross war das «Züri-Fäscht» noch nie: 2.5 Millionen Besucher tummelten sich rund um das Zürcher Seebecken. Entsprechend gross ist der Abfallberg.

Dieser Abfall besteht ausschliesslich aus Wegwerf-Gebinde: Plastikbecher, Alu-Büchsen, Pappteller. Mehrweggeschirr? Zu aufwändig, sagt Andreas Hugi, Mediensprecher des Veranstalters: «Wir haben rund um das Seebecken über 180 Plätze, wo gegessen und getrunken wird. Es wäre absolut unmöglich gewesen, da Geschirr rein- und rauszubringen.»

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Hugi, Mediensprecher Züri-Fäscht: «Es wäre unmöglich gewesen»
Aus 10 vor 10 vom 08.07.2019.
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Versuch gescheitert

In der Vergangenheit habe man es mit Depot-Geschirr versucht, doch man habe die Übung abbrechen müssen und wieder auf Einweggeschirr umstellen.

Bei der Naturschutzorganisation Greenpeace sieht man es anders. Kampagnenleiter Philipp Rohrer meint, eine Umstellung sei möglich: «Die Veranstalter könnten ja mal mit den Bechern beginnen.» Längerfristig müsse man auch in Zürich ein System für Mehrweggeschirr finden.

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Rohrer, Greenpeace: «Es muss ja nicht alles auf einmal passieren»
Aus 10 vor 10 vom 08.07.2019.
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50 Seiten dick ist der Vertrag, den die Veranstalter mit der Stadt Zürich abgeschlossen haben, um eine Bewilligung zu erhalten. Auflagen, Mehrweggeschirr einzusetzen, hat es da drin keine.

Warum nicht? Man habe es geprüft, sagt Pio Sulzer, der Sprecher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartement der Stadt Zürich, «aber wir kamen zum Schluss, dass es dieses Jahr noch zu früh ist. Deshalb haben wir auf die Auflage verzichtet.» Zudem hätte es gefährliche Situationen geben können, wenn die vielen Leute noch an die Rückgabestellen hätten gehen müssen. Jetzt wolle die Stadt aber abklären, ob es Methoden gibt für Mehrweggeschirr.

Aarau, Bern und Basel haben Lösungen

Dabei ginge es auch anders. Das Eidgenössische Turnfest in Aarau zog diesen Sommer gegen 200’000 Besucher an. Sämtliches Bier in der Festmeile wurde in Mehrwegbechern mit Depot verkauft. Auch auf PET- und Alu-Gebinde gab es ein Depot. Das Essen allerdings kam auf Wegwerfgeschirr. Da wäre der Aufwand zu gross gewesen, sagten die Veranstalter gegenüber der Aargauer Zeitung.

Doch nicht nur die Veranstalter ticken anderswo ökologischer, auch die Behörden, zum Beispiel in den Kantonen Bern oder Basel-Stadt. Dort ist Wegwerfgeschirr inklusive kompostierbare Teller an öffentlichen Veranstaltungen weitgehend verboten.

In Basel gilt das für Veranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern seit mehreren Jahren. Ab dem kommenden Herbst wird die Schraube gar noch angezogen: Ab dann müssen auch Buvetten, Take-Away-Läden oder Marktstände Mehrweg-Lösungen anbieten. Die Gastronomie ziehe mit, sagt Gewerbedirektor Gabriel Barell, auch wenn es bei Grossveranstaltungen schwierig sei: «Wir haben festgestellt, dass es bei Getränken einfacher ist. Bei Speisen kommen noch mehrere Komplexitäten hinzu. Beispielsweise die Hygiene.»

Was heisst es für das «Züri-Fäscht», wenn auch die Stadt Zürich ein Mehrweg-System verlangt für eine Bewilligung? Andreas Hugi: «Dann würde das Fest anders daher kommen. Kleiner, anders angeordnet, weniger Feststände.»

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102 Kommentare

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  • Kommentar von antigone kunz  (antigonekunz)
    "Mehrweggeschirr ist für die Veranstalter aber kein Thema. Logistisch sei das bei dieser Festgrösse nicht möglich." Ist ein Fest zu gross um nachhaltig zu sein, so wäre, hätten wir denn einen praktischen Verstand als Kollektiv, die logische Folgerung, das 'Fest', solche 'Feste' zu redimensionieren...Das nächste steht bevor ... Der galoppierende FunWahnsinn reitet durch so manche Städte, deren 'Feste' zu Kommerzveranstaltungen reduziert werden. Feiern&Festen schrumpfen zu Materialschlachten.
    1. Antwort von Werner Christmann  (chrischi1)
      unter Feiern und Festen verstehe ich sowieso etwas anderes. Heute mutieren die Gigantenanlässe einzig zu Massenbesäufnissen der Konsum- und Spassgesellschaft, übrigens auch wochenendweise mit weniger Teilnehmern.
  • Kommentar von Werner Christmann  (chrischi1)
    Ich stelle fest: Die ansonsten höchst Umweltbesorgten über sich nun im Relativieren. Da sind die Argumente derjenigen, die dem Klimahype nicht anheim gefallen sind schon um einiges stichhaltiger. Und übrigens: die 100g Abfall pro Nase hätte dann problemlos von jedem einzelnen mitgenommen und zuhause fachgerecht entsorgt werden können.
    1. Antwort von Thomas Leu  (tleu)
      @ Werner Christmann: Woher wissen Sie, dass sich die "Umweltbesorgten" im Relativieren üben? Im Relativieren von was? Denken Sie ein Umweltbesorgter geht ans Züri-Fäscht? Warum sollte er? Abfall nimmt sicher niemand mit nach Hause mit. Das einzige was nachgewiesenermassen nützt ist ein Pfand; übrigens auch auf Einweggeschirr. Dann würde dieses nämlich auch entsorgt statt auf die Strassen, den Rasen oder in den See geschmissen. Finanzielle Anreize funktionieren immer, weil niemand Geld wegwirft.
    2. Antwort von Werner Christmann  (chrischi1)
      Herr Leu: 1. relativieren: sie haben doch auch die Kommentare hier gelesen. 2. Als alter, konservativ Erzogener lasse ich meinen Müll nirgends liegen, sondern entsorge ihn, wenn nötig zuhause. 3. Wenn sie sich die Hinterlassenschaft nach einem Openair anschauen bezweifle ich dann schon, dass das Finanzielle einen Einfluss auf die Wegwerfgesellschaft hat, wo, auch erwiesenermassen, Zelte, Stühle, Tische usw. liegen gelassen werden.
    3. Antwort von Thomas Leu  (tleu)
      Ein paar wenige werden auch mit Pfand littern. Das ist nicht auszuschliessen. Aber der überwiegend grosse Teil wird alles schön brav zurückbringen. Wir reden natürlich nicht von 20 Rappen Pfand, sondern von 5 Franken pro Becher.
    4. Antwort von Jürg Brauchli  (Rondra)
      @Leu: Schön, dass Sie immer das Gute im Menschen sehen. Auch irgendwann mal noch über den Riesenabfallberg hinaus? Aussage eines jungen Mannes im Zug bez. Pfandflasche:Ach wegen der paar Rappen schlepp ich die doch nicht rum.
  • Kommentar von Gabi Bossert  (lela)
    Es existiert eben eine in sich selbst geteilte Haltung. Umweltaktivisten vor der CS, parallel das Züri Fäscht, was absolut konträr zu einem Umweltbewusstsein beiträgt. Feuerwerk, Abfallhalden, Menschenmengen mit Autos. Das Bewusstsein hat den Ernst der Lage nicht erreicht. Alles soll erlaubt sein um Party Freizeit nicht zu tangieren. Richten sollen es eben Andere. WAS nicht bedeutet, dass eine Grossbank daran nicht AUCH beteiligt ist.
    1. Antwort von Peter Singer  (P.S.)
      Es kommt wohl niemand mit dem Auto ans Zürifäscht, weil es keine Parkplätze gibt. Dieselbe Menge Abfall entsteht auch ohne das Fest und das Feuerwerk ist bezüglich Co2 praktisch unbedeutend. Um das Klima zu retten mus man den Alltagskonsum anpassen (Fleisch, Autos, Flüge), Solche Feste stellen absolut kein Problem dar.
    2. Antwort von Wadelda Pip  (W. Pip)
      Wissen Sie, HErr Singer, mein Auto ist bezügl. CO2 auch praktisch unbedeutend, wenn ich mal nach Zürich fahre... Und dass niemand mit dem Auto ans Zürifäscht kam, verdeutlichnten die allethalben zu sehenden "BESETZT" Tafeln der Parkhäuser. Zeit, dass die Klimahyperaktivisten sich mit denen zusammensetzen, die schon lange für vernünftige Ansätze plädieren und im Stillen das ihre dazutun...
    3. Antwort von Peter Singer  (P.S.)
      @Pip: Nein ihr Auto ist natürlich nicht ganz unbedeutend. Es gibt tatsächlich ein kleiner Teil, die mit dem Auto anreisen und das ist ein Problem, man kann aber nicht allein das Fest dafür verantwortlich machen, da sind letztlich die Besucher schuld. Das Feuerwerk ist hingegen unbedeutend, das macht nur 0.2% des gesamten Co2-Ausstosses des Festes aus.