Geht es nach dem Bundesamt für Kultur (BAK), sollen Streaming-Dienste dazu verpflichtet werden, in die Schweizer Filmförderung einzuzahlen. Es sieht vor, dass Netflix oder Amazon 4 Prozent ihrer Schweizer Einnahmen in den Schweizer Film reinvestieren.
Alex Bänninger ist Kulturpublizist und leitete während über zehn Jahren die Sektion Film beim BAK. Er bezweifelt, dass mit der Abgabe bessere Filme entstünden. «Der Schweizer Film braucht in erster Linie nicht mehr Fördergeld, sondern mehr Förderpräzision», so Bänninger.
Konzentration auf Qualität und kommerziellen Erfolg
Das heisst für ihn: «Weg vom Miststock-Prinzip und hin zum Rosen-Prinzip. Es wird viel zu viel gefördert im Glauben: Je grösser der Miststock, desto mehr blühende Rosen.» Er fände es wirkungsvoller, direkt und gezielt die Rosen zu fördern. «Das wäre eine klare und konsequente Konzentration auf die künstlerische Qualität und den kommerziellen Erfolg.» Heute herrsche ein widersprüchlicher «Zielsalat», in dem sich die Filmförderung verheddere.
Der Schweizer Film braucht eine präzisere, gezieltere Förderung.
Dass Schweizer Filme in den letzten Jahren selten internationale Preise abgeräumt haben, ist für den Kulturpublizisten eine Folge einer auf Vielfalt ausgerichteten Förderung, «die alles und jeden in grosser Menge finanziert». In der Schweizer Filmbranche sei jede Erhöhung des Förderkredits ein Segen, der wärmstens begrüsst werde. «Ich vertrete die Sicht des Publikums, das diese Auffassung der Filmschaffenden nicht teilt», so Bänninger.
Mehr «Netflix only»
Das BAK rechnet mit einem einstelligen Millionenbetrag, der von den Streaming-Diensten käme. Eine Million mehr, eine Million weniger sei ein geradezu vernachlässigbarer Betrag, sagt Bänninger selbst. «Aber mich stört die Haltung, die dahinter erkennbar wird: Der Schweizer Film brauche mehr Geld, um besser zu werden. Der Schweizer Film braucht eine präzisere, gezieltere Förderung.»
Bänninger hielte es für sinnvoll, mehr Projekte zu fördern, welche etwa nur auf Netflix veröffentlicht werden. Die Filmförderung sei heute mentalitätsmässig den älteren Medien stärker verbunden. «Ich bin sehr für eine Öffnung, um den Anschluss an die Zukunft nicht zu verpassen.»