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Abgelehnter Ärztetarifvertrag Tardoc-Ablehnung des Bundesrats «für alle Beteiligten ein Schlag»

Der Bundesrat hat dem neuen Abrechnungsmodell eine Abfuhr erteilt. Die Ablehnung des Bundesrates kommt nicht gut an.

Unverständlich, nicht nachvollziehbar, irritiert: Die betroffenen Tarifpartner sind sichtlich konsterniert über den Bundesratsentscheid vom Mittwoch. So sagt Alt-Ständerat Joachim Eder von der Tariforganisation ats-tms AG: «Der Bundesratsentscheid ist für alle Beteiligten ein Schlag.»

Das heutige Tarifwerk Tarmed sei veraltet. Am neuen Modell Tardoc hätten die Beteiligten jahrelang gearbeitet und nachgebessert. Doch jetzt, wo der Bundesrat den neuen Tarif nicht genehmigt hat, gehe weitere Zeit verloren, so Pius Zängerle vom Krankenkassenverband Curafutura.

Abrechnung von Telemedizin

«Warum soll man noch Jahre mit der Umstellung auf einen neuen adäquaten Einzelleistungstarif warten, wenn er heute bereit ist?», fragt Zängerle.

Im Nachteil seien auch Patientinnen und Patienten, so Philippe Luchsinger, Präsident des Haus- und Kinderärzteverbands. Als Beispiel nennt er telemedizinische Dienstleistungen, die in der Pandemie wichtig wurden: Diese könnten nach altem Tarifwerk nicht abgerechnet werden. «Telemedizin ist im Tardoc drin und kann normal verrechnet werden, wie es sich für einen modernen Tarif gehört.»

Bundesrat fand gewichtige Mängel

Der Bundesrat hatte allerdings der Arbeit der Ärztevereinigung FMH und des Krankenkassenverbands Curafutura gewichtige Mängel vorgeworfen. Etwa, dass sie ein Tarifwerk präsentierten, an dem relevante Partner nicht beteiligt seien. So fehlen dort der andere grosse Krankenkassenverband Santésuisse und der Spitalverband H+.

Das seien Minderheiten, heisst es von der Gegenseite. Ihnen gestehe der Bundesrat ein Vetorecht zu. Dafür gebe es keine Gesetzesgrundlage. Auch mache der Tardoc nicht alles teurer, wie der Bundesrat vermutet. Als Gegenkonzept zum Einzelleistungstarif Tardoc von Curafutura und FMH gibt es ein Abrechnungsmodell mit Pauschalen, so wie heute bereits in den Spitälern abgerechnet wird.

Nicht zufrieden mit dem Konzept der Konkurrenz

Dieses haben der Krankenkassenverband Santésuisse und der Spitalverband H+ entwickelt. Doch am Konzept der Konkurrenz lässt Curafutura-Direktor Pius Zängerle kein gutes Haar.

Dieses Modell möge schön klingen. Konkrete Resultate habe es bislang keine gebracht. «Wo sieht man Ergebnisse? Wo sieht man vergleichbar mit dem Tardoc Positionen, die abgerechnet werden können, Regeln, die dahinterstehen? Wo sieht man ein Kostenneutralitätskonzept?»

Bei aller Verstimmung: Schon nächste Woche müssen sich die zerstrittenen Tarifpartner alle wieder an den Tisch setzen, zu dem sie Gesundheitsminister Alain Berset geladen hat.

Rendez-vous, 01.07.2021, 12.30 Uhr

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