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Schweizer Militär setzt bei Grossanlässen Rotstift an
Aus Tagesschau vom 27.01.2024.
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Abgesagte Grossanlässe Armeechef Thomas Süssli: «Die Armee ist finanziell sehr belastet»

Die Schweizer Armee musste kürzlich zwei grosse Publikumsanlässe streichen. Der Grund: Die Armee ist knapp bei Kasse und muss sparen. Armeechef Thomas Süssli erklärt die Hintergründe gegenüber der «Tagesschau».

Thomas Süssli

Thomas Süssli

Chef der Schweizer Armee

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Der 57-jährige Aargauer ist seit dem 1. Januar 2020 verantwortlich für die Führung der Schweizer Armee. Er leitet den Departementsbereich Verteidigung und untersteht damit direkt der Chefin des Eidgenössischen Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), Bundesrätin Viola Amherd.

SRF News: Gleich zwei grosse Publikumsanlässe der Schweizer Armee wurden kürzlich gestrichen. Weshalb werden diese Anlässe abgesagt?

Thomas Süssli: Zuerst einmal muss ich sagen: Es ist gegen unsere Überzeugung, diese Anlässe abzusagen. Es gibt aber drei Gründe dafür. Der erste sind die gestiegenen Betriebsausgaben, die es uns nicht mehr ermöglichen, diese Anlässe durchzuführen. Der zweite ist die Liquiditätssituation der Armee.

Die Armee kann mit dem zur Verfügung stehenden Budget nicht allen Verpflichtungen nachkommen.

Am vergangenen Mittwoch hat die Armeeführung den Budget-Voranschlag für das nächste Jahr verabschiedet. Da hat sich gezeigt, dass wir im Moment unter Finanzdruck sind. Das heisst: Die Armee kann mit dem zur Verfügung stehenden Budget dieses Jahr und voraussichtlich auch nächstes Jahr nicht allen Verpflichtungen nachkommen. Drittens brauchen wir die Energie jetzt, um uns auf die Verteidigung zu konzentrieren.

Ist die Armee im Moment so sehr in der «Finanzklemme», dass man solche Grossanlässe absagen muss?

Ja, das Parlament hat eine Erhöhung des Budgets in Aussicht gestellt. Dieses wird aber erst im Jahr 2028 richtig ansteigen. Und in der Zwischenzeit ist die Armee finanziell sehr belastet.

Thomas Süssli spricht in die Kamera und hält seine Hände in die höhe.
Legende: Thomas Süssli findet es schade, dass sich die Armee in der Öffentlichkeit weniger präsentieren kann. Der 57-Jährige ist seit 2020 Chef der Schweizer Armee. Keystone/Anthony Anex

Die Absage der beiden Grossanlässe erfolgt sehr kurzfristig. Hat man die Finanzsituation nicht voraussehen können oder wollen?

Das hat sich so nicht abgezeichnet. Die Betriebsausgaben für diverse Systeme, beginnend bei den Flugzeugen, aber auch bei den Bodentruppen, sind massiv gestiegen. Die Armeeführung hat das am Mittwoch erkannt und so entschieden.

Neu auch dritter Anlass abgesagt

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Nebst den beiden Grossanlässen «AirSpirit 24» in Emmen und «Defense 25» in Bière wurde zuvor schon die diesjährige Axalp-Flugschau 2024 im Berner Oberland annulliert. Wie das VBS heute gegenüber der Tageschau bestätigt, soll das Fliegerschiessen auf der Axalp, aus Spargründen, nun auch im Folgejahr, 2025, gestrichen werden.

Das heisst, die Schweizer Armee ist buchstäblich auf jeden Franken angewiesen.

Ja, die nächsten Jahre werden wir auf jeden Franken angewiesen sein.

Die Armee erhält ja zusätzliche Mittel. Warum sind diese Sparmassnahmen trotz allem nötig?

Der Bund wird in den nächsten Jahren noch mehr sparen müssen, weil die Finanzierung aller Vorhaben nicht ausreicht. Das heisst: Wahrscheinlich muss auch bei der Armee gespart werden. Wir sind sowieso schon eng dran mit den Betriebsausgaben, und deshalb ist es jetzt dringend.

Ein Kampfflugzeug der Schweizer Luftwaffe fliegt vor Publikum auf der Axalp.
Legende: Für Flugzeugfans sind solche Bilder derzeit eine Seltenheit. Die Schweizer Armee musste wegen des knappen Budgets unter anderem die Flugshow «Airspirit 24» in Emmen (LU) absagen. Im Bild: Ein Kampfflugzeug der Schweizer Luftwaffe fliegt vor Publikum auf der Axalp. IMAGO / Björn Trotzki

Gemäss Medienmitteilung der Armee könnten noch weitere Anlässe abgesagt werden. Welche sind das?

Es gibt Beispiele, wo ein Waffenplatz aufgelöst wird oder umzieht an einen anderen Ort. Auch diese Anlässe haben wir gestrichen, weil sie nicht zwingend notwendig sind.

Es tut schon sehr weh, wenn man solche Veranstaltungen streichen muss.

Tut es Ihnen persönlich weh, dass man diese Anlässe nicht durchführen kann?

Ja, es tut mir sehr leid, dass wir diese Anlässe nicht durchführen können. Wir hatten im vergangenen August erfolgreich die Armeeausstellung «Connected» auf dem Waffenplatz Kloten-Bülach durchgeführt. Da kamen über 80'000 zufriedene Menschen. Wir konnten der Bevölkerung da die Armee erläutern. Es tut schon sehr weh, wenn man ähnliche Veranstaltungen streichen muss.

Das ist wohl umso mehr schmerzhaft, als man jetzt mehr angehenden Wehrpflichtigen den Sinn der Armee näherbringen müsste. Zumindest, wenn man die allgemeine Grosswetterlage betrachtet.

Das ist so. Wir spüren sehr viel mehr Wertschätzung, auch von der Bevölkerung, und mehr Verständnis. In dieser Situation ist es schade, die Armee nicht präsentieren zu können.

Das Gespräch führte Remi Bütler.

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SRF 4 News, 27.01.2024, 17 Uhr;

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