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Absage an Transparenzvorlage In der Lobbyisten-Dunkelkammer wird's nicht heller

Der Ständerat möchte Transparenzvorschriften für Bundeshaus-Lobbyisten einführen. Der Nationalrat hat sich heute dagegen ausgesprochen.

Zutrittsausweise für Lobbyisten zum Bundeshaus sind sehr begehrt. Oft ist in diesem Zusammenhang von einem regelrechten «Badge-Basar» die Rede. Diese Badges erlauben es Interessenvertretern, während der Session in der Wandelhalle mit Parlamentariern zu sprechen.

Auf einer Liste ist einsehbar, wem die Parlamentarierinnen und Parlamentarier solche Zutrittsausweise geben. Eine Vorlage des Ständerates wollte diese Liste mit den Mandaten der entsprechenden Lobbyisten ergänzen.

Ursprünglich verlangte der Vorschlag, dass die Lobbyisten wie Bundeshausjournalisten akkreditiert und somit nicht mehr von Parlamentsmitgliedern Zutritt erhalten würden. Sie müssten ihre Mandate offenlegen und mit Sanktionen rechnen, falls sie das nicht vollständig täten.

Die heute debattierte Variante sei eine Minimalvariante, monierten linke Ratsmitglieder, aber besser als nichts. «Die Bürgerinnen und Bürger haben das Recht zu wissen, wer im Bundeshaus ein und aus geht», sagte SP-Nationalrätin Nadine Masshardt.

Nationalrat nicht auf Vorlage eingetreten

Die Vorlage blieb im Nationalrat aber dennoch chancenlos. Der Rat beschloss mit 103 zu 72 Stimmen, gar nicht erst auf die Vorlage einzutreten. Der grüne Nationalrat Balthasar Glättli sprach in der Debatte von einem Trauerspiel. «Stehen sie doch dazu, dass eine Demokratie das Licht verträgt», sagte er an die Adresse der Ratsmehrheit.

Doch diese wollte davon nichts wissen. So fand es etwa CVP-Nationalrätin Ruth Humbel unnötig, dass Lobbyisten im Bundeshaus ihre Mandate offenlegen müssen: «Jeder sieht, wer mit wem an einem Tisch sitzt und sich bespricht. Und jeder kann jeden fragen, wen er vertritt.»

Unterstützung erhielt sie von FDP-Nationalrat Kurt Fluri, der argumentiere, dass sich die effektive Lobbyismus-Dunkelkammer nicht im Bundeshaus befinde. Die intransparente Lobbyarbeit erfolge vor allem ausserhalb des Parlamentsbetriebs, so Fluri. Diese werde mit der Vorlage aber nicht reguliert.

Das Geschäft geht nun zurück an den Ständerat. Nach dem Scheitern in der grossen Kammer steht die Transparenzvorlage aber unter einem schlechten Stern.

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