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Innovation für Biodiversität Mehr Biodiversität dank Öko-Mähkopf

Die neue Mäh-Maschine soll Strassenränder mähen und dabei Lebewesen wie Spinnen und Insekten schützen.

Nicht nur Grünflächen im eigenen Garten, sondern auch solche entlang von Autobahnen oder Landstrassen müssen gepflegt und gemäht werden. Doch was tun, wenn die Pflege der Fläche auf Kosten der Tiere geht, die zwischen den Gräsern leben? Die Firma Mulag, welche im Strassenbau tätig ist, gab deshalb den Anstoss zur Entwicklung einer schonenden Mäh-Technologie.

Ein Prototyp des neuen Mähkopfs kostet rund 28'000 Franken. Der Kanton Aargau investierte vor rund einem Jahr in die enue Technologie und möchte damit einen Beitrag zur Biodiversität leisten. Rund 1400 Kilometer Kantonsstrassen bewirtschaftet der Kanton – sehr viel Grünfläche, die Lebensraum für Insekten bietet.

Es ist nicht mehr alles schön kurz und einheitlich.
Autor: Frank Spinner Produktmanager Mulag

Mit der neuen Technologie sollen die Insekten und Spinnen auf diesen Grünflächen das Mähen überleben können. «Der Zwischenboden sorgt dafür, dass die Tiere nicht aufgesogen werden», so Giuliano Sabato, Leiter Strassenunterhalt des Kantons Aargau. Die Tiere werden per Luftzufuhr von oben in Richtung Boden gedrückt und die Klingen etwas weiter oben angesetzt. Eine Walze soll zudem verhindern, dass die Tiere zerdrückt werden.

So sieht der Öko-Mähkopf aus

Kein perfekter Golfrasen mehr neben der Strasse

Die Grasflächen sähen nach der Behandlung des Öko-Mähkopfs nicht aus wie perfekt gepflegte Golfrasen, sagt Frank Spinner, Produktmanager von Mulag: «Es ist nicht mehr alles schön kurz und einheitlich.» Felix Herzog, Leiter der Forschungsgruppe Agrarlandschaft und Biodiversität Agroscope findet aber nicht, dass dies ein Problem sei. Denn: «Wir wollen die Flächen eigentlich gar nicht intensiv nutzen. Wir müssen sie einfach pflegen», so der Agrarexperte.

Der Öko-Mähkopf alleine löst das Problem nicht

Laut Felix Herzog gibt es aber trotz Einsatz des Öko-Mähkopfs noch Luft nach oben, was die Erhaltung der Biodiversität angeht. Neben der technischen Innovation, welche im Einsatz steht, sind laut dem Agrar- und Biodiversitätsexperten weitere Anpassungen nötig: Die Grünflächen sollte man eher später im Jahr schneiden und hier und da ein Stück Gras nicht zu mähen, sähe zwar nicht so ästhetisch aus, biete den Insekten aber einen wertvollen Zufluchtsort.

Biodiversitätsverlust verursacht hohe Kosten

Die neue Technologie und der zusätzliche Aufwand sind kostspielig. Laut Felix Herzog, entstehen aber höhere Kosten, wenn durch unsensible Techniken die Biodiversität geschädigt wird. Denn, vor allem für die Landwirtschaft haben die Tiere wichtige Aufgaben: Sie bestäuben Kulturen und helfen, das Gleichgewicht in der Natur aufrechtzuerhalten. Wenn also Obstbäume nicht mehr ausreichend gut bestäubt werden können, weil Insekten und Bienen fehlen, verursache das viel höhere Kosten.

Serienproduktion im kommenden Jahr

Nächstes Jahr soll das fertig entwickelte Produkt laut Mulag in Serienproduktion hergestellt werden. Denn die Nachfrage nach der umweltfreundlichen Innovation ist gross. Neben der Schweiz interessieren sich Deutschland, Österreich und England für das Gerät.

10vor10, 9.9.2022, 21:50 Uhr

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