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Abstimmung Kanton Zug Bringt ein 750-Millionen-Tunnel die Verkehrsrevolution in Zug?

Ein Tunnel soll die Stadt Zug vom Verkehr entlasten. Bis jetzt scheiterten alle Projekte an der Urne.

Das Zentrum der Stadt Zug ist staugeplagt. Zu Stosszeiten drängen sich die Fahrzeuge täglich in den engen Strassen. Ein Ausbau der bestehenden Verbindungen ist aus topografischen Gründen nicht möglich: Im Westen liegt der See, im Osten geht's den Berg hinauf. Also soll ein Tunnel das Zentrum vom Verkehr entlasten.

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Stadt Zug ein Tunnelprojekt auf dem Tisch liegt: Drei Anläufe gab es bereits – den letzten im Jahre 2015. Das Projekt von damals scheiterte an der Urne klar: 63 Prozent der Stimmenden legten ein Nein ein. Geplant war ein unterirdischer Kreisel mit vier Tunnelverbindungen in verschiedene Richtungen. Kostenpunkt: fast 900 Millionen Franken.

Das neuste Bauprojekt ist ein rund zwei Kilometer langer «einfacher Tunnel», der mit rund 750 Millionen Franken zu Buche schlägt. Die Befürworterinnen und Befürworter sind trotz der hohen Kosten zuversichtlich.

Komfortable Lage dank voller Kasse des Kantons

Die Ausgangslage von heute sei nicht mit jener von 2015 zu vergleichen, argumentieren sie. Während der Kanton Zug vor acht Jahren rote Zahlen schrieb und sich ein Sparprogramm verordnete, ist die Staatskasse heute prall gefüllt: Der Kanton Zug hat über zwei Milliarden Franken Eigenkapital. Der Tunnel in der Stadt Zug kann ohne Fremdkapital finanziert werden. Da es sich um Kantonsstrassen handelt, muss sich die Stadt Zug finanziell nicht daran beteiligen.

Der Zuger Regierungsrat, eine Mehrheit des Kantonsparlaments und der Zuger Stadtrat befürworten den Tunnel.

Pro Tag durchqueren rund 20'000 Fahrzeuge das Zuger Stadtzentrum. «Das ist mehr Verkehr als am Gotthard», sagt Eliane Birchmeier, die Vorsteherin des Stadtzuger Baudepartements. Dank des Tunnels sollen nur noch 5000 Autos oberirdisch verkehren. «Wir wollen das Stadtzentrum den Fussgängerinnen und Velofahrern zurückgeben.»

Das ist unsere letzte Chance.
Autor: Benny Elsener Leiter Pro-Komitee Stadttunnel

«Es ist schlicht die letzte Chance, die staugeplagte Altstadt vom Verkehr zu entlasten», sagt Benny Elsener. Er politisiert für die Mitte-Partei sowohl im Stadt- als auch im Kantonsparlament und ist Leiter des Pro-Komitees. Er setzt darauf, dass die flankierenden Massnahmen dafür sorgen werden, dass die Stadt nicht einfach an anderer Stelle – nämlich beim neuen Tunnelportal mitten im neueren Stadtteil – im Verkehr versinken wird. Diese Massnahmen müssen allerdings noch erarbeitet werden, sollte der Tunnel an der Urne angenommen werden.

Gegenstimme: «Ein Etikettenschwindel»

Gegen den Tunnel in der Stadt Zug engagiert sich Julia Küng. Sie sitzt für die Alternative–Die Grünen im Kantonsparlament.

Der Tunnel wird die Stadt nicht vom Verkehr entlasten.
Autor: Julia Küng Kantonsrätin Alternative–Die Grünen

«Dieser Tunnel ist der komplett falsche Weg, ein Etikettenschwindel», sagt sie. «Er wird die Stadt nicht vom Verkehr entlasten, sondern im Gegenteil dafür sorgen, dass noch mehr Autos auf direktem Weg mitten ins Zentrum fahren können.» Damit werde die Stauproblematik nicht gelöst, sondern bloss verlagert.

Auch Tunnelprojekt in Unterägeri kommt an die Urne

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Karte Umfahrung Unterägeri
Legende: Umfahrung Unterägeri Openstreetmap Contributors/zg.ch

Das Dorfzentrum von Unterägeri soll künftig mit einem rund 1800 Meter langen Tunnel umfahren werden können.

Kostenpunkt: 308 Millionen Franken. Auch diese Umfahrung kann der Kanton ohne Fremdkapital finanzieren. Und auch hier muss die Gemeinde keinen Beitrag dazu leisten.

Laut Kanton soll dank des Tunnels drei Viertel weniger Verkehr durch das Zentrum fahren. Das westliche Tunnelportal liegt im Sagenmattli, Richtung Oberägeri endet der Tunnel beim Theresiapark. Der Tunnel wird in beiden Richtungen einspurig geführt.

Gebaut werden soll der Umfahrungstunnel in Unterägeri von 2033 bis 2036.

Die Planung und die Realisierung der beiden Umfahrungen Zug und Unterägeri dauern im besten Fall 18 respektive 13 Jahre.

Stimmrechtsbeschwerde hängig

Gegen die Abstimmungen ist eine Stimmrechtsbeschwerde hängig. Ein Stimmbürger bemängelt ein gemeinsames Infoblatt der Stadt Zug und der Gemeinde Unterägeri und die entsprechende Internetseite. Die Textinformationen und Bebilderungen seien irreführend, argumentiert der Beschwerdeführer.

Regionaljournal Zentralschweiz, 15.2.2024, 06:32 Uhr ; 

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