- Das Genfer Stimmvolk lehnt es ab, dass Polizisten bei ihrer Arbeit rechtliche Immunität erhalten.
- Die Staatsausgaben werden im Fall eines Haushaltsdefizits nicht begrenzt.
- Die Stimmbürger haben ferner entschieden, dass Genf mehr Genossenschaftswohnungen bauen muss.
- Die Fussgängerinitiative haben die Genfer abgelehnt und stattdessen den Gegenvorschlag angenommen.
Im Kanton Genf werden die Staatsausgaben im Falle eines Haushaltsdefizits nicht begrenzt. Das Stimmvolk hat eine Ausgabenbremse deutlich abgelehnt. Zudem sprachen sich die Genfer für eine Förderung von Genossenschaftswohnungen aus. Das Resultat ist ein Sieg für die linken Parteien, die Gewerkschaften und das Mouvement Citoyens Genevois (MCG). Für die FDP, SVP, Mitte sowie Pierre Maudets Gruppierung «Libertés et justice sociale» ist es eine bittere Niederlage.
Ausgabenbremse
Kanton Genf: Gesetzesänderung Verwaltungs- und Finanzgesetz
-
JA
47'833 Stimmen
-
NEIN
58'006 Stimmen
Das bürgerlich dominierte Kantonsparlament hatte Anfang des Jahres zwei von der FDP eingebrachte Gesetze zu den Staatsfinanzen verabschiedet. Sie zielen darauf ab, die Ausgaben im Falle eines Defizits zu begrenzen. Das erste Instrument, das den Anstieg der Ausgaben hätte bremsen sollen, lehnten 58'006 Stimmberechtigte (54.8 Prozent) ab. Den zweiten Mechanismus, eine Bremse beim Ausbau der staatlichen Arbeitsstellen, lehnten 53.7 Prozent (56'608 Stimmen) ab. Die Stimmbeteiligung lag bei 41.8 Prozent.
Begrenzung staatliche Arbeitsstellen
Kanton Genf: Gesetzesänderung Verwaltungs- und Finanzgesetz
-
JA
48'794 Stimmen
-
NEIN
56'608 Stimmen
10 Prozent Genossenschaftswohnungen
Genf muss mehr Genossenschaftswohnungen bauen. Die Initiative der Vereinigung der Genfer Wohnbaugenossenschaften – «Für mehr Genossenschaftswohnungen» –, die eine Quote von 10 Prozent fordert, ist mit 60.4 Prozent Ja-Stimmen angenommen worden.
Volksinitiative für Genossenschaftswohnungen
Kanton Genf: Volksinitiative «für mehr genossenschaftlichen Wohnungsbau»
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JA
67'897 Stimmen
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NEIN
44'485 Stimmen
Der vom Staatsrat unterstützte Text fordert, dass bis 2030 10 Prozent vom Wohnungsbestand des Kantons im Besitz von Wohnbaugenossenschaften sein müssen, was einer Verdopplung des derzeitigen Anteils entspricht. Um dies zu erreichen, kann der Staat Vorkaufs- und Enteignungsrechte geltend machen.
Die Opposition der Rechten hatte die Mittel und Ziele dieser Initiative als willkürlich und unrealistisch bezeichnet. Der Staatsrat hingegen befürwortete das Projekt.
Fussgängerinitiative abgelehnt
Bei der Fussgängerinitiative haben die Genferinnen und Genfer mit 57 Prozent der Stimmen den Gegenvorschlag angenommen. Der vom Grossen Rat vorgeschlagene Text zielt auf die Zugänglichkeit von Fusswegen für Menschen mit Behinderung ab.
Gegenvorschlag
Kanton Genf: Gegenvorschlag zur Volksinitiative «pour un canton qui marche»
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JA
60'593 Stimmen
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NEIN
45'803 Stimmen
Die Initiative lehnte das Stimmvolk mit 56.8 Prozent der Stimmen ab. Die Initiative der Grünen sah den Bau grosser Fussgängerachsen vor, die die dicht besiedelten Quartiere des Kantons verbinden, sowie mehr Fussgängerzonen und einen leichteren Zugang zu zentralen Orten. Das Ganze für ein Budget von 40 Millionen Franken.
Fussgänger-Initiative
Kanton Genf: Volksinitiative «für einen Kanton zu Fuss»
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JA
48'935 Stimmen
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NEIN
64'360 Stimmen
SVP-Initiative zum Schutz der Polizei erleidet Schiffbruch
Nicht überraschend haben die Genfer die Initiative der SVP «Ja, ich schütze die Polizei, die mich schützt» mit 67.9 Prozent abgelehnt. Dieser Text, der den Angehörigen der Ordnungskräfte relative Immunität gewähren wollte, wurde nur vom Mouvement Citoyens Genevois (MCG) unterstützt. Der Text zielte darauf ab, die Polizei «neu zu motivieren», indem «schikanöse» Strafverfolgungen gegen sie eingeschränkt werden, so die SVP. Die Immunität, die unabhängig von der Schwere des Verdachts gewährt worden wäre, hätte vom Grossen Rat unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgehoben werden müssen.
Immunität für Polizisten bei der Arbeit
Kanton Genf: Volksinitiative «Ja, ich schütze die Polizei, die mich schützt»
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JA
36'374 Stimmen
-
NEIN
76'925 Stimmen
Für die Gegner verstiess dieser Text, der übrigens von den Polizeigewerkschaften nicht unterstützt worden war, gegen die Rechtsstaatlichkeit.