Sie liegen auf der Achse zum Bundeshaus, haben eine jahrhundertealte Geschichte und sind ein beliebtes Sujet für Postkarten. Und trotzdem verlottern der Bären- und der Waisenhausplatz seit Jahren – obschon das Volk bereits 1988 einer Aufwertung zustimmte. Die Asphaltwüsten mit Schlaglöchern und wenigen Bäumen sind nicht nur alles andere als eine gute Visitenkarte, sondern an heissen Sommertagen ein Hitze-Hotspot.
So sollen Bären- und Waisenhausplatz künftig aussehen
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Bild 1 von 5. Wenn man vom Bärenplatz Richtung Bundeshaus blickt, sollen dort künftig zusätzliche Bäume stehen. Bildquelle: zvg/Nightnurse Images AG.
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Bild 2 von 5. Derzeit ist der Platz vor allem geprägt durch die Asphaltstrasse. Diese soll weichen. Bildquelle: zvg/Nightnurse Images AG.
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Bild 3 von 5. Künftig sollen Pflastersteine das historische Erbe der Berner Altstadt auch in diesem Perimeter hervorheben. Bildquelle: zvg/Nightnurse Images AG.
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Bild 4 von 5. Die Pflastersteine sollen auch auf dem Waisenhausplatz stehen – mit neuen Treppen. Bildquelle: zvg/Nightnurse Images AG.
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Bild 5 von 5. Damit wird jedoch die grosse Fläche, die heute für Veranstaltungen wie Märkte genutzt wird, kleiner. Bildquelle: zvg/Nightnurse Images AG.
Jetzt will die Stadt ihren zentralen Plätzen für 36.7 Millionen Franken ein Upgrade verpassen: Am 18. Mai stimmen die Bernerinnen und Berner über die Umgestaltung der beiden Plätze ab. Kern ist eine neue Pflästerung, Regenwasser soll zwischen den Pflastersteinen versickern können. Weiter sollen 33 neue Bäume gepflanzt und mobile Sonnenschirme aufgestellt werden. Die Asphaltwüste verschwindet, die Plätze sollen grüner und kühler werden.
Die Plätze werden mediterraner.
«Die Plätze mitten im geschützten Unesco-Perimeter werden gemütlicher, mediterraner, man hält sich künftig sicher viel lieber auf den Plätzen auf als heute», ist Stadtpräsidentin Marieke Kruit (SP) überzeugt. Für SVP-Stadtrat Janosch Weyermann ist die Sanierung nötig, koste aber zu viel, gerade wegen der teuren Klimamassnahmen. «Das hätte man günstiger machen können, etwa mit einem Wasserspiel.»
Upgrade fürs Marzilibad?
Bern plant eine regelrechte Sanierungsoffensive. Denn gleichentags entscheidet das Berner Stimmvolk, ob das schweizweit bekannte Marzilibad für rund 67 Millionen Franken erneuert und erweitert werden soll.
So soll das Marzilibad neu aussehen
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Bild 1 von 3. Der neue Marziliplatz soll künftig die Eingangspforte zum Marzilibad bilden. Bildquelle: ZVG/Stadt Bern.
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Bild 2 von 3. Das zweistöckige Hauptgebäude mit Gastroangeboten ist eine weitere Neuerung. Bildquelle: ZVG/Stadt Bern.
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Bild 3 von 3. Seit Jahren verlottern Bereiche des Marzilibads wie etwa die Toiletten. Bildquelle: ZVG/Stadt Bern.
Neu sollen etwa Aare-Böötlerinnen an einem eigenen Aarehafen am oberen Ende des Bades landen können. Zudem sind unter anderem ein neues, zweistöckiges Hauptgebäude und moderne Schwimmbecken geplant. Ein neuer Marziliplatz soll künftig das Eingangstor zur Badi bilden. Weiter sollen rund 130 Parkplätze verschwinden, um mehr Platz für Velos und Menschen zu schaffen.
Kann sich Bern die Sanierungsoffensive leisten?
Rund 100 Millionen Franken will die Stadt Bern in die beiden Sanierungsprojekte investieren. Und das, obwohl sie derzeit mit einem Millionendefizit budgetiert. Warum sind die Projekte in dieser Form gerade jetzt notwendig?
SP-Stadtpräsidentin Marieke Kruit: «Die beiden Projekte sind seit Jahrzehnten in der Pipeline, sie sind baureif und haben für die Stadtregierung Priorität.» Dafür müssten andere Projekte wie die Sanierung des Helvetiaplatzes zurückgestellt werden.
SVP-Stadtrat Weyermann kritisiert hingegen, dass die Stadt Bern «immer viel zu teuer» saniere. Man habe im Parlament Sparanträge gestellt, wie es Rot-Grün im letzten Wahlkampf gefordert habe: «Trotzdem wird wieder nichts gekürzt.»
Die Sanierung des Marzilibads sei zwar «bitter nötig», man müsse sich aber nur auf Dringendes wie die Wasseraufbereitung konzentrieren. Und auf eine neue Anlegestelle für die Aareböötli verzichten. «Der sechs bis sieben Millionen Franken teure Aarehafen ist unnötig, das ist rausgeschmissenes Geld», so Weyermann.
Der Aarehafen ist rausgeschmissenes Geld.
Marieke Kruit entgegnet, dass die jetzige Situation mit der Auswasserung der Aareböötli bei der Dalmazibrücke ein «Sicherheitsrisiko» darstelle. Es gebe zu wenig Platz, die Leute würden ihre Schlauchboote auf der Strasse zusammenfalten. «Wir haben gerade Rückmeldungen aus dem Quartier erhalten, dass die Situation so nicht mehr geht.» Deshalb brauche es einen neuen Aarehafen.
Bären- und Waisenhausplatz: eine jahrhundertealte Geschichte
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Bild 1 von 7. Die Plätze wurden bereits in der Vergangenheit oft genutzt, um politische Anliegen zu deponieren. Etwa 1945, als für das Frauenstimmrecht geworben wurde. Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str.
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Bild 2 von 7. Auch für internationale Anliegen versammeln sich regelmässig Tausende Menschen auf den Plätzen – wie 1956 an einer Kundgebung für die Freiheitskämpfer des ungarischen Volksaufstands. Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str.
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Bild 3 von 7. Um 1949 gab es auf dem Waisenhausplatz noch Autoparkplätze. Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Hugo Loertscher.
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Bild 4 von 7. Der südliche Teil hiess in der Mitte des 16. Jahrhunderts noch Viehmarkt, dann Holzmarkt, im 18. und 19. Jahrhundert Schweinemarkt. Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Hugo Loertscher.
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Bild 5 von 7. Bekannt sind die Plätze zum Verweilen. Beim Bärenplatz lockt die «Front» Leute an – wie hier 1998. Bildquelle: KEYSTONE/EDI ENGELER.
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Bild 6 von 7. Die Plätze ziehen die Leute auch in der Mittagspause an. Bildquelle: KEYSTONE/Lukas Lehmann.
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Bild 7 von 7. Sie sind vor allem auch ein Ort für Veranstaltungen: für den Wochenmarkt, den Weihnachtsmarkt oder wie im Bild den «Zibelemärit». Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.