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Vier Rentner sitzen auf einer Bank.
Legende: Rentner bekommen mit Annahme der Initiative 10 Prozent mehr Geld. Doch was ist der Preis dafür? Keystone
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AHV-Initiative «AHVplus»-Initiative: Mehr Geld oder mehr Ärger?

Am 25. September entscheidet das Schweizer Stimmvolk über die «AHVplus»-Initiative. Soll die AHV ab 2018 flächendeckend und zeitlich unbegrenzt um zehn Prozent erhöht werden? Wir können uns das leisten, sagen die Befürworter. Das Giesskannenprinzip hilft den Falschen, monieren die Gegner.

Heute erhält ein Pensionär eine durchschnittliche AHV-Rente von 2120 Franken pro Monat. 8,40 Prozent des Lohns muss jeder an die Altersversicherung einzahlen – eine Hälfte übernimmt der Arbeitnehmende selbst, die andere Hälfte der Arbeitgeber.

Dieser Beitragssatz hat sich seit 40 Jahren nicht erhöht. Die Initianten der «AHVplus»-Initiative wollen sämtliche AHV-Altersrenten um 10 Prozent erhöhen und dies mit einer Erhöhung des Beitragssatzes um 0,8 Prozent (je 0,4 Prozent zu Lasten Arbeitnehmer und Arbeitgeber) finanzieren.

Pensionskasse keine grosse Hilfe

Die Befürworter argumentieren, dass die sinkenden Renten aus der Pensionskasse (2. Säule) durch höhere AHV-Renten ausgeglichen werden müssen. Seit dem Jahr 2000 werden die Pensionskassengelder immer weniger verzinst. Deshalb sinken die technischen Zinssätze, was zu drastischen Senkungen der Umwandlungssätze führt. Letztere sind zudem unter Druck, weil die Menschen immer älter werden (Siehe auch: Interview mit Altersforscher François Höpflinger) und das angesparte Kapital länger halten muss.

Die Manor-Pensionskasse hat ihre Wirtschaft bereits den neuen Umständen (tiefere Zinsen, höhere Lebenserwartung) angepasst. Daraus ergibt sich die Änderung, dass beispielsweise eine Verkäuferin zwar mehr Geld einzahlt – bei ihrer Pension aber weniger erhält:

Pensionskassenbeiträge einer Manor-Verkäuferin

Manor hat seine Pensionskasse den neuen Zins-Bedingungen angepasst. Somit muss eine Verkäuferin zwar mehr einzahlen, erhält aber später einmal weniger Rente.
Zu erwartende Pensionskassen-Rente einer heute 41-jährigen Manor-Verkäuferin
Alter heute
RentenalterBVG-Sparkapital (nur Alterskapital)
BVG-Rente pro Jahr
Ohne Anpassung
4165339'632 Franken
21'431 Franken
Mit Anpassung
4165373'673 Franken
18'684 Franken

Generell argumentieren die Gewerkschaften, dass bei der AHV Nachholbedarf besteht. Denn die Renten hinkten der Lohnentwicklung hinterher. Die Renten würden schon angepasst, sagt Thomas Zimmermann, Kommunikationschef beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB), welcher die Initiative mitlanciert hat. Man prüfe jedes Jahr, wie die Lohnentwicklung und die Teuerung gewesen seien, dies ergebe jährlich leichte Erhöhungen.

2015 waren es beispielsweise 10 Franken. Doch: «Wer heute in Pension geht, dessen Rente hat in Bezug auf seinen letzten Lohn weniger Wert als noch vor 15 Jahren.»

Zimmermann glaubt, dass eine Erhöhung des Beitragssatzes von 0,4 Prozent je Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine geringe Belastung darstellt. Für jemanden mit einem Einkommen von 5000 Franken seien das gerade mal 20 Franken pro Monat. Doch für zwei Drittel aller Pensionäre sei die AHV die Haupteinkommensquelle und eine durchschnittliche Rente von 2120 Franken sei nicht sehr hoch.

Dass an der AHV geschraubt werden muss, sehen auch die Gegner der Initiative. Eine flächendeckende Erhöhung von 10 Prozent verkenne die anstehende Herausforderung der AHV, sagt Roland A. Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Dieses Giesskannenprinzip würde die Falschen belohnen.

Eine höhere AHV für ärmere Rentner würde laut Müller zudem zu Einbussen bei den Ergänzungsleistungen und bei weiteren Zuschüssen für die finanziell schwächsten Rentner führen (beispielsweise Prämienverbilligungen der Krankenkasse). Ausgerechnet hätten sie Ende Monat weniger im Portemonnaie als heute. Denn AHV-Renten sind im Gegensatz zu den Ergänzungsleistungen steuerpflichtig.

Besser Mehrwertsteuer anheben

Zudem führe die Initiative zu erheblichen finanziellen Mehrbelastungen. Die Zahl der Rentner steigt stetig an. Im Jahr 2030 gibt es 47 Prozent mehr Rentner als heute – die Zahl der Erwerbstätigen steigt in der gleichen Zeit aber nur um 7 Prozent. Ohne Reform klaffe deshalb in der AHV-Kasse ein von Jahr zu Jahr grösseres Loch, das es zu stopfen gelte, so Müller. Im Jahr 2030 seien es jährlich sieben Milliarden Franken.

Müller betont zudem, dass eine Annahme der Initiative die kurz nach der Abstimmung im Parlament thematisierte Reform Altersvorsorge 2020 zum Kippen bringen würde. Man müsse die Altersvorsorge als ganzes sanieren und nicht einen einzelnen Punkt herauspicken.

Wichtig sei vor allem, dass sich die einnahmen- und ausgabenseitigen Massnahmen in etwa in die Waage halten. In der AHV sei nebst der Anhebung des Frauenrentenalters deshalb auch eine moderate Mehrwertsteuererhöhung von 0,6 Prozent nötig. Dabei würden auch die Rentner mithelfen, die Lücke zu füllen. «Eine Zusatzfinanzierung braucht es. Man darf aber nicht das System ausbauen. Es ist schon sportlich genug, das System auf dem heutigen Rentenniveau zu halten.»

Der Umwandlungssatz

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Der Umwandlungssatz ist der Prozentanteil des angesparten Kapitals, der nach der Pensionierung jährlich ausbezahlt wird. Dessen Höhe richtet sich nach der Lebenserwartung der Rentnergeneration. Der derzeitige Mindestumwandlungssatz liegt bei 6,8 Prozent, das heisst für 100'000 Franken Altersguthaben gibt es 6'800 Franken Rente pro Jahr.

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