- Der Bundesrat empfiehlt ein Nein zu der von der Juso geforderten nationalen Erbschaftssteuer auf Nachlässe von über 50 Millionen Franken.
- Eine solche Steuer könnte die Steuereinnahmen insgesamt drücken, weil viele Vermögende die Schweiz verlassen dürften, so der Bundesrat.
- Finanzministerin Karin Keller-Sutter präsentierte die Argumente gegen die Juso-Volksinitiative «Für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert (Initiative für eine Zukunft)».
Eine neue nationale Steuer auf Millionen-Erbschaften und -Schenkungen könnte unter dem Strich nicht mehr Einnahmen bringen, sondern die Steuereinnahmen drücken, weil sehr vermögende Personen die Schweiz meiden würden. Bundesrat und Kantone empfehlen deshalb ein Nein zur Juso-Zukunftsinitiative.
Verhaltensanpassungen nicht eingerechnet
Die Attraktivität der Schweiz für Vermögende würde mit der Steuer stark reduziert, sagte Finanzministerin Karin Keller-Sutter in Bern vor den Medien. Die Eidgenössische Steuerverwaltung schätze, dass rund 2500 Steuerpflichtige betroffen wären und das Potenzial der neuen Steuer bei über vier Milliarden Franken läge.
Aber Verhaltenspassungen seien da noch nicht eingerechnet, warnte sie. Denn die Steuerverwaltung rechne auch mit einer ausserordentlich starken Abwanderung. Diese senke den potenziellen Ertrag und führe zu substanziellen Verlusten bei Einkommens- und Vermögenssteuern.
Unsicherheiten ausgelöst
Die Vermögendsten und Einkommensstärksten bezahlten bereits heute einen hohen Anteil der Steuereinnahmen, hielt Keller-Sutter fest. Das oberste Prozent komme für rund 40 Prozent dieser Einnahmen auf. «Unter dem Strich könnte es deshalb sogar zu Steuerausfällen kommen.»
Die Initiative hatte im Sommer vor einem Jahr Unsicherheiten ausgelöst, weil sie Massnahmen gegen die Vermeidung der neuen Steuer verlangt. Diese könnten nach einem Ja erst greifen, wenn das Gesetz zur Umsetzung der Initiative in Kraft trete, stellte Keller-Sutter klar. Eine Wegzugssteuer sei für den Bundesrat keine Option.
Der Bundesrat verweist weiter auf die heutige Klimapolitik und die Verpflichtung der Schweiz zum Netto-Null-Ziel 2050. Der Bund stelle pro Jahr zwei Milliarden Franken an Fördergeldern bereit, sagte Keller-Sutter. Auch über rechtliche Grundlagen für den Klimaschutz verfüge die Schweiz.
Nicht verursachergerecht
Störend an der neuen Steuer ist für den Bundesrat zudem, dass bezahlen müsse, wer viel erbt, und nicht, wer eine Verschmutzung verursacht, wie Keller-Sutter ausführte. Die mit der Initiative geforderte Steuer setze keine Anreize für klimafreundliches Verhalten.
Die Finanzministerin kritisierte weiter die strikte Zweckbindung der verlangten Steuer, die den Handlungsspielraum für Bund und Kantone einschränke. Es bestehe auch das Risiko, dass Projekte ohne echten Mehrwert finanziert würden. Oder es gäbe einen Mitnahmeeffekt, indem ohnehin geplante Vorhaben realisiert würden.
Auch eine Schwächung des Föderalismus machte sie geltend. Alle Kantone ausser Schwyz und Obwalden hätten eine Erbschaftssteuer, und 23 Kantone erhöben auch eine Schenkungssteuer. Die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) lehnt die Initiative einstimmig ab.
Abgestimmt wird am 30. November.